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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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scheidet die Witwe Terfurth also als Mörderin des Gatten aus, wo sie es doch nicht mit dem Kostgänger treibt. Nun, dann wird es wohl die Tochter gewesen sein, damit sie endlich mit ihrem Geliebten zusammen sein kann.« Elisabeth war wütend. »Wie kann ein Mensch nur solche Gedanken haben?«
    »Julius Terfurth ist erschlagen worden, und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wer es getan hat«, entgegnete Grottkamp kühl.
    »Und du glaubst allen Ernstes, die Martha und der Donatus hätten ihn gemordet, nur weil er gegen ihre Verbindung war? Das ist doch Unsinn.«
    »Menschen sind schon aus weniger guten Gründen getötet worden«, stellte Grottkamp fest.

ZWÖLF

    »Irgendwann war dieses Haus mal ein recht kleines und armseliges Bauerngehöft, so wie es damals viele am Niederrhein gab. Als der Bauer dann begann, durchreisende Fuhrleute zu beherbergen und das Geschäft rasch aufblühte, haben die Leute es ihm geneidet und ihn einen feisten Goldsack geschimpft.
    Die Missgunst der anderen hat den Bauern mächtig geärgert. An der Landstraße habe nun mal ein dicker Klumpen Gold herumgelegen, hat er den Leuten entgegengehalten. Er habe ihn eben gesehen und ihn aufgehoben, so wie es jeder andere auch hätte tun können. Um seine Neider stets daran zu erinnern, dass sie nur zu dumm waren, den Goldklumpen zu heben, hat er sein Gasthaus dann ›Zum dicken Klumpen‹ genannt.«
    Hubertus Küppken hatte sich in der Wirtsstube zu einem seiner Logiergäste an den Tisch gesetzt. Die Begeisterung, mit der er dem Fremden den Namen seines Gasthauses erklärte, ließ den Wirt so laut sprechen, dass etlichen Zechern nichts andres übrig blieb, als zuzuhören, obwohl ihnen die Mär seit Langem bekannt war.
    »Vielleicht hat der Name aber auch etwas mit einem Holzschuh zu tun«, fuhr Küppken fort. »Jedenfalls gibt’s auch dazu eine Geschichte aus der Anfangszeit des Wirtshauses. Früher wurde mal die eine und mal die andere in Sterkrade erzählt.«
    »Klumpen und Holzschuh? Das verstehe ich nicht«, sagte der Gast und lieferte dem Wirt damit das erwartete Stichwort.
    »Zu Holzschuhen sagt man hier am Niederrhein Klotschen oder auch Klumpen«, erklärte er. »Seinerzeit gab es in der Gegend einen Klumpenmacher, der sich nicht allzu gut auf sein Handwerk verstand. Um einen Klumpen möglichst leicht und dünnwandig herzustellen, muss schon recht genau mit Löffelbohrer und Ringeisen gearbeitet werden. Und das lag unserem Holzschuhmacher wohl nicht. Die Klotschen, die aus seiner Werkstatt kamen, standen bald in dem Ruf, viel dicker zu sein als andere und wie Bleigewichte an den Füßen zu hängen. Um seine Holzschuhe überhaupt noch an den Mann bringen zu können, verkaufte er sie für wenig Geld. So wurden die dicken Klumpen bald zur bevorzugten Fußbekleidung der Habenichtse und der Tagelöhner. Sie kosteten wenig und hielten lange.
    In seinen ersten Jahren war dieser Gasthof nicht gerade das nobelste Haus in Sterkrade. Die Fuhrleute, die hier abstiegen, waren tagein und tagaus auf den Landstraßen unterwegs und zumeist sehr rohe Gesellen. Mit denen wollten die feineren Herrschaften nichts zu tun haben. Es hieß damals, im Wirtshaus bei den Fuhrmännern treffe man niemals anständige Bürgersleute an, sondern nur Kerle mit dicken Klumpen. So wurde die Herberge bald das Gasthaus ›Zum dicken Klumpen‹ genannt, und auch als ein wohlanständiges Wirtshaus daraus geworden war, behielt es diesen Namen.«
    »Da ist mir wohl was entgangen. Wann ist denn aus diesem Etablissement ein anständiges Haus geworden?«
    Küppken fuhr herum. Im Eifer des Erzählens hatte er nicht mitbekommen, dass der Polizeidiener Grottkamp seine Gaststube betreten hatte. Offenbar hatte dieser lästige Herr Offiziant schon eine Weile hinter ihm gestanden und zugehört.
    »Wenn Sie mein Wirtshaus vor meinen Gästen schlecht machen wollen, dann sollten sie schon einen guten Grund dafür haben, Herr Sergeant«, maulte Hubertus Küppken.
    »Der wird sich finden lassen«, entgegnete Grottkamp und sah sich um. »Wo ist denn der Preiszettel, der in jeder Gaststube zu hängen hat?«, fragte er drohend.
    »Ich bringe den Behörden jede Preisänderung zur Kenntnis, wie es meine Pflicht ist.« Küppken gab sich empört. »Erst im vergangenen Monat habe ich Ihnen persönlich eine ganz neue Preisliste ausgehändigt, nur weil ich die Portion Kaffee um einen Pfennig teurer verkaufen wollte.«
    »Habe ich bei mir, die Liste«, sagte Grottkamp und tippte auf die Brusttasche seines

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