Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf Bestellung

Tod auf Bestellung

Titel: Tod auf Bestellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
ins Viertel.«
    Mrs Hillbridge stand neben ihrem Mann und nickte. »Genau wie an dem Abend, als er gestorben ist. Ich habe einen Pizzaboten vorfahren sehen. Gleich danach kam der Rettungswagen.«
    »Wie lange danach?«, fragte Decker.
    »Eine Stunde«, sagte Mr Hillbridge.
    »Höchstens eine halbe«, verbesserte ihn seine Frau.
    »Können Sie den Boten beschreiben?«, wollte Decker wissen.
    Mr und Mrs Hillbridge schüttelten den Kopf.
    »Haben Sie das Kennzeichen gesehen?«, fragte Cotton.
    Erneutes Kopfschütteln.
    Cotton und Decker waren froh, als sie wieder auf der Straße standen. Sie hatten bis zum Abend warten müssen, um die Hillbridges zu befragen – ein berufstätiges Ehepaar, das erst spät von der Arbeit kam. Die beiden waren ihre vielversprechendsten Zeugen gewesen, doch am Ende war genauso wenig dabei herausgekommen wie bei den anderen Nachbarn, mit denen sie geredet hatten.
    Anscheinend hatte Clegg wirklich nicht in das Viertel gepasst, denn keiner der Nachbarn hatte ihn näher gekannt. Der Mann war für sich allein geblieben. Den Pizzaboten hatten mehrere Nachbarn beschrieben, aber sie waren sich nicht einmal einig gewesen, ob er mit dem Auto, mit einem Motorroller oder auf dem Fahrrad gekommen war.
    Dennoch, der Bote war verdächtig. Zumindest war er der Letzte, der Clegg lebend angetroffen hatte. Es sprach sogar manches dafür, dass er der Täter war: In Cleggs Haus war keine Pizzaverpackung gefunden worden, zumindest keine, die am Tag der Tat geliefert worden war.
    Sie hatten also einen Verdächtigen, aber keine Spur, die ihnen hätte verraten können, wie sie den Mann finden sollten.
    »Wir können die Umgebung auf Überwachungskameras prüfen«, schlug Cotton vor. »Vielleicht ist der Typ irgendwo drauf zu sehen.«
    Decker verzog das Gesicht. »Aber die Bilder brauche ich nicht alle persönlich anzusehen. Wir schicken die Aufnahmen ins Büro und lassen sie dort auswerten.«
    Cotton nickte. »Wir sollten unser Glück bei den anderen Opfern versuchen. Wenn wir die Aussagen vergleichen, finden wir vielleicht etwas, was uns weiterbringt.«
    »Hoffentlich«, sagte Decker. »Belangloses haben wir heute jedenfalls genug erfahren. Von Cleggs angeblichen Charakterfehlern bis hin zu seinen Gewohnheiten bei der Gartenpflege.«
    »Den nicht vorhandenen Gewohnheiten«, warf Cotton ein. »Sein Garten ist ein halber Dschungel. Gäbe es nicht noch weitere Opfer, würde ich sagen, der Typ wurde von seinen Nachbarn gelyncht.«
*
    Marissa Waite war bei ihren Nachbarn beliebt gewesen. Sie hatte zweimal wöchentlich in der örtlichen Suppenküche gearbeitet und war Mitglied im Kirchenrat gewesen. Man hatte sie mit zerschlagenem Gesicht in der Gosse gefunden, nur eine Straßenecke von ihrem Wohnhaus in North Beach in San Francisco entfernt. Der Notarzt war von ihrem eigenen Handy aus herbeigerufen worden, aber die Stimmanalyse der Telefonaufzeichnung hatte ergeben, dass die unartikulierten Ächzer und Stöhnlaute, die den Rettungswagen alarmiert hatten, von einem Mann ins Telefon gekeucht worden waren.
    Decker und Cotton saßen beim Ehemann der Toten im Wohnzimmer. Vor den Fenstern war bereits die Dunkelheit heraufgezogen. Decker gähnte verhalten. Sie jetteten nun schon seit drei Tagen kreuz und quer durchs Land und befragten Dutzende Zeugen zu den einzelnen Mordfällen. Allmählich vermischten sich die Aussagen zu einem einzigen grauen Brei, ohne dass ein einheitliches Bild erkennbar wurde. Der Ablauf war immer vergleichbar. Die Opfer nicht.
    Mr Waite rutschte unruhig auf der Kante seines Sofas herum und blickte die meiste Zeit ins Leere. Cotton musste sich zwingen, weiter zuzuhören und angesichts der tonlosen Stimme des Witwers nicht immer wieder abzuschweifen.
    »Ich begreife das nicht«, sagte Waite zum wiederholten Male. »Sie war jeden Dienstag und Donnerstag bei diesen Obdachlosen, und dann wird sie ausgerechnet in unserem Viertel niedergeschlagen.«
    »Mr Waite …« Decker sprach beruhigend auf den Mann ein. »Die Polizei hat bereits festgestellt, dass Ihre Frau vermutlich nicht dort überfallen wurde, wo man sie aufgefunden hat. Der Körper wurde dort abgelegt. Und wenn wir den Weg Ihrer Frau zurückverfolgen, gibt es eine Lücke von einer vollen Stunde. Niemand weiß, wo sie in dieser Zeit gewesen ist.«
    »Sie sagen, jemand hat sie ermordet … gezielt ermordet. Warum Marissa? Sie hat allen Menschen immer nur geholfen!«
    »Das versuchen wir herauszufinden«, sagte Cotton. »Alles, was Sie uns erzählen,

Weitere Kostenlose Bücher