Tod auf Bestellung
etwas.«
»Nämlich?«, fragte Cotton.
»Unser Hauptverdächtiger tritt jedes Mal anders auf. Er ist wandlungsfähig und geschickt.«
»Sie glauben, dass sich alles um den Täter dreht? Dass wir die Verbindung nicht bei den Opfern finden?«
»Arbeitslose, Handwerker, Geschäftsleute, Hausfrauen, jedes Alter und Geschlecht, von arm bis reich und über das ganze Land verteilt. Wir haben inzwischen sechs Opfer in acht Monaten, und ich sehe keinerlei Zusammenhang zwischen ihnen. Wenn Sie mich fragen, haben wir es mit dem typischen Fall eines Serienmörders zu tun, der seine Opfer zufällig auswählt und dem es vor allem auf seine Masche beim Töten ankommt. Wir sollten die Unterlagen an Les Bedell weiterleiten, unseren Experten für forensische Psychologie. Wir brauchen einen Profiler, damit wir den Fall nicht von den Taten, sondern vom Täter aus angehen können.«
»Ich weiß nicht …« Cotton zog die Schultern hoch.
Nachdenklich setzten die Agents sich in Bewegung, gingen zum Mietwagen zurück und stiegen ein.
»Was wissen Sie nicht?«, fragte Decker, bevor Cotton den Motor anlassen konnte.
»Nun ja, ich bin kein Profiler, aber wo ist die Entwicklung des Täters? Fängt ein Serientäter nicht langsam an und sucht dann immer häufiger den Kick? Sollte er nicht seine Methode nachbessern auf der Suche nach der perfekten Tat? Warum hat er gerade diese Opfer gewählt? Kein bevorzugtes Aussehen, kein bevorzugtes Umfeld. Es sind nicht mal die einfachsten Opfer, die er finden konnte. Es passt nicht.«
Decker nickte. »Da ist etwas dran, aber Sie und ich sind keine Profiler. Meinen Sie nicht, dass wir Bedell fragen sollten, bevor wir Vermutungen darüber anstellen, was in einem solch kranken Hirn vor sich gehen könnte?«
»Sicher, wir können ihn fragen«, erwiderte Cotton. »Aber ich habe das Gefühl, dass wir bei den Taten noch etwas übersehen haben. Gerade weil alles so zufällig wirkt. Es muss einen Grund geben, warum der Täter genau diese Opfer ausgewählt hat.«
»Ein Gefühl. Soso«, spöttelte Decker.
Cotton ließ den Motor an. »Ich glaube, wir haben den entscheidenden Hinweis bereits gekriegt. Wir haben ihn bloß nicht vor Augen. Wenn die Stunden im Hotel und der Rückflug nicht reichen, dass ich draufkomme, können wir ja unseren Psycho-Doc auf den Fall ansetzen.«
3
»Organspende.« Cotton kam zu spät zum Briefing. Er ignorierte den missbilligenden Blick von Mr High, die verblüfften Mienen von Decker und Sarah Hunter und knallte die Akten auf den Tisch.
John D. High runzelte die Stirn. »Ich hoffe, Sie können Ihren Bericht auch in ganzen Sätzen vorstellen, Agent Cotton.«
»Ich habe den roten Faden gefunden, der alle Fälle miteinander verbindet, Sir. Sämtlichen Opfern wurden nach ihrem Tod die verwertbaren Organe entnommen. Ich denke, der Mörder hat es darauf abgesehen.«
»Das hört sich nach Organdiebstahl an«, warf Decker ein. »Aber das habe ich längst überprüft. Alle Toten waren regulär als Spender registriert. Nachdem ihr Tod festgestellt wurde, haben die Kliniken das Notwendige veranlasst. Der Täter hatte damit nichts zu tun. Er hat keines der Organe angerührt – außer dem Gehirn -, und die spätere Organspende folgte genau dem Protokoll. Die entsprechenden Eingriffe wurden an unterschiedlichen Krankenhäusern vorgenommen, und es waren verschiedene Ärzte daran beteiligt. Ich konnte keine Anzeichen für einen Missbrauch erkennen. Es sei denn, Sie wollen an eine Verschwörung glauben, an der ungezählte Ärzte im ganzen Land beteiligt sind.«
»Finden Sie es nicht merkwürdig«, erwiderte Cotton, »dass alle Toten Organspender waren?«
»Das ist eine auffällige Abweichung von der üblichen Quote«, räumte die Forensikerin Sarah Hunter ein. »Aber man muss bedenken, alle Opfer waren in bester Verfassung für eine Spende. Sie sind in einer Klinik gestorben, und bedingt durch die Art ihrer Verletzung waren die Organe in optimalem Zustand, sodass …«
Cotton fiel ihr ins Wort. »Das ist der nächste merkwürdige Zufall, auf den ich hinweisen wollte.«
Hunter fuhr fort: »Worauf ich hinauswollte – bei keinem der Opfer gab es die Art von Einschränkungen, die eine Organspende sonst häufig ausschließen. Es hing also allein vom Einverständnis der Toten oder ihrer Angehörigen ab. Und weil der Zustand des Toten eine Zeit lang stabil bleibt, haben die Angehörigen Zeit, sich mit dem Gedanken an eine Organspende anzufreunden. Es ist ungewöhnlich, dass alle Toten
Weitere Kostenlose Bücher