Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
nicht täuschte. Und auch Pat freute sich darauf, mit dem Mann, den sie vom ersten Moment an sympathisch gefunden hatte, ihre Gefühle näher kennenzulernen. Doch schon am Sonntag wurde der Polizist nach Dumbarton gerufen. Jemand war in Cedric Wohnwagen eingebrochen, hatte alles verwüstet und den Tresor aufgebrochen. Die Tageseinnahmen waren verschwunden, und die Stimmung im Zirkus begann bedenklich zu brodeln.
*
Keith hatte ein ungutes Gefühl. Natürlich hatte er Pat noch das Versprechen abgenommen, nichts auf eigene Faust zu unternehmen, und doch war es ihm so vorgekommen, als ginge sie nur zögerlich auf seine Bitte ein. Dennoch hatte sie zugesagt, nichts zu tun, was sie in Gefahr bringen konnte, und diese Worte waren bereitwillig über ihre Lippen gekommen. Der Inspector hatte eine feste Meinung zum Ehrenwort, aber er wusste auch, dass es tausend Hintertürchen gab, dieses zu umgehen. Niemals würde Pat ein Versprechen brechen, aber es kam auf die Wortwahl an, nicht auf deren Auslegung, wie er sehr wohl wusste. Und Pat war eine selbstbewusste, durchsetzungsfähige Frau, die nicht gerne bereit war anderen die Arbeit zu überlassen, die sie selbst anging, und von der sie glaubte, dass sie selbst sie besser erledigen konnte.
Doch jetzt musste Lamont diese Gedanken beiseite schieben. Er stand im Wohnwagen von Cedric und begutachtete das Chaos, das die Einbrecher hinterlassen hatten.
Wahllos waren Schubladen aus den Schränken gerissen worden, Papiere, Kleidung und Gebrauchsgegenstände lagen wild durcheinander, der Tresor stand aufgebrochen an der Wand, und ein Mann von der Spurensicherung schüttelte jetzt gerade den Kopf. „Nichts, außer den Abdrücken des Besitzers“, meldete er. Natürlich hatte man Cedric die eigenen Abdrücke abgenommen und schon auf den ersten Blick sah der Experte, dass sich keine fremden Abdrücke auf dem Tresor befanden. Natürlich würde die endgültige Auswertung erst im Institut erfolgen, doch Keith vertraute seinem Kollegen, er hatte sich selten geirrt.
Cedric O’Malley stand fassungslos inmitten des Durcheinanders, und raufte sich die Haare.
„So kann es nicht weitergehen, Inspector“, beschwerte er sich. „Das ist mein Ruin, unser aller Ruin. Wir werden den Zirkus auflösen müssen. Und was soll dann mit all den Artisten und Tieren geschehen? Entweder finden Sie den Mistkerl, der das alles hier getan hat, oder Sie verhaften endlichen Pat Lionheart. So langsam glaube ich nämlich nicht mehr an ihre Unschuld. Und vor allen Dingen – lassen Sie uns endlich weiterziehen. Wir brauchen ein Engagement, bei dem wir endlich wieder Geld in die Kassen bekommen. Wir brauchen Publikum, und wir brauchen neue Attraktionen. Die werde ich hier in Dumbarton jedenfalls nicht finden.“ Er war aufgebracht, denn so konnte es nicht weitergehen, hier ging einiges nicht mit rechten Dingen zu. Er hatte täglich aufs Neue alle Mühe, die Artisten und Helfer zu beruhigen, die längst kurz vor einer Meuterei standen und nicht mehr bereit waren, auf diesem verfluchten Platz zu bleiben und sich der Gefahr auszusetzen, die nächsten Opfer irgendwelcher Anschläge zu sein.
„Es ist natürlich auch möglich“, fuhr er hämisch fort. „Dass bei Ihnen irgendwelche Gefühle im Spiel sind, die Sie daran hindern, eine Verdächtige endlich zu verhaften und dem ganzen Spuk so ein Ende zu machen.“
Das war ein Tiefschlag, und den hatte Cedric auch so beabsichtigt.
In Keith kochte kalte Wut hoch, als er den Zirkusdirektor so reden hörte. War das der Mann, der Pat bis vor wenigen Tagen noch verteidigt hatte? Was hatte ihn zu dieser Änderung seiner Ansichten bewogen? Es gab hier im Zirkus doch wirklich noch genug Leute, die wesentlich mehr Motive hatten als Pat, und die bisher noch jeden Verdacht weit von sich gewiesen hatten. Und Pat war doch nun wirklich die ganze Zeit über auf Glencarrick Castle gewesen, sie konnte für diesen Einbruch nicht verantwortlich sein.
Aber Keith hielt sich zurück eine scharfe Antwort zu geben, er wollte Cedric nicht noch mehr gegen sich aufbringen und verhindern, dass sich weitere Gerüchte in Umlauf setzten.
„Ich bin sicher, Sir, in den nächsten Tagen wird sich alles aufklären“, antwortete er also gezwungen ruhig und erntete einen ungläubigen Blick von Cedric.
„Haben Sie vielleicht neue Erkenntnisse, über die Sie noch schweigen wollen?“, kam die sarkastische Frage. „Sagen wir es einfach mal so. Ich gebe ihnen noch zwei Tage, und wenn sich bis
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