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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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morgen das Konzert schon ausverkauft.»
    Ohne eine Antwort abzuwarten, küsste sie ihn auf die Wange und rannte pünktlich mit dem ersten Läuten ins Schulhaus.
    Schmunzelnd trottete er zur Haltestelle weiter. Er würde die Tickets am besten gleich holen. Bis er den Bankenplatz erreichte, waren die Vorverkaufsstellen bestimmt schon geöffnet. Um halb neun betrat Ferrari sein Büro mit zwei Konzerttickets in der Tasche und um den ungeheuren Betrag von zweihundertvierzig Franken ärmer.
    Auf seinem Schreibtisch lag der Autopsiebericht, der bestätigte, dass Frank Brehm mit einem stumpfen, wahrscheinlich runden Gegenstand gegen ein Uhr nachts erschlagen worden war. Als Tatort konnte mit fast hundertprozentiger Sicherheit die Fähre ausgeschlossen werden. Der oder die Täter hatten den Künstler an einem anderen Ort ermordet und die Leiche dann auf die Fähre geschleppt. Brehm hatte zur Todeszeit eine gigantische Menge Alkohol im Blut und verschiedene Medikamente geschluckt. Ferrari las die Fachausdrücke der Medikamente. Daneben stand, mit Bleistift fein säuberlich notiert, die Übersetzung für den Laien. Irgendwie kam Ferrari die Zusammensetzung sinnlos vor. Einerseits handelte es sich um Aufputschmittel, andererseits um Beruhigungsmittel sowie um Spuren von Kokain. Wie kam ein Mann dazu, gleichzeitig Aufputsch- und Beruhigungsmittel zu sich zu nehmen?
    Er wählte die Nummer des Polizeiarztes. Es ging niemand ran, Strub war anscheinend nicht da. Ferrari notierte sich seine Frage und begann aufmerksam die Zeitungen zu lesen. Allesamt berichteten sie auf der Titelseite über den Mord. Früher hatte man sich in Basel damit begnügt, zwei lokale Zeitungen zu lesen. Doch nach deren Fusionierung war man darauf angewiesen, als Zweitzeitung eine Zürcher Zeitung zu abonnieren. Die «Basler Zeitung» berichtete sachlich über den Fund der Leiche und betonte im Tageskommentar, welch tragischen Verlust der Tod von Frank Brehm für die Stadt bedeutete. «Kunstskandal oder Eifersuchtsdrama?», titelte der «Blick». Oder hatte womöglich sogar die Mafia ihre Hand mit im Spiel? Und die «Neue Zürcher Zeitung» spekulierte darüber, dass die Werke von Frank Brehm in nächster Zeit nicht mehr zu bezahlen sein würden. Informationen, die Ferrari weiterhalfen, fand er in keinem der Berichte.
    Dann wandte er sich dem Dossier zu, das Baer zusammengestellt hatte. Dabei fiel ihm auf, dass er Baer noch nicht gesehen hatte. Es war inzwischen immerhin bereits halb zehn. Gerade, als er sich in der Zentrale nach ihm erkundigen wollte, trat dieser mit hochrotem Kopf ein und liess sich auf seinen Bürostuhl fallen.
    «Guten Morgen, Baer, geht es Ihnen nicht gut?»
    «Nicht besonders. Ich war drüben beim Alten.»
    «Bei Borer?»
    «Er hat die Zeitungen gelesen.»
    «Und?»
    «Mein Interview mit dem Journalisten hat ihn grausam geärgert.»
    Das konnte sich der Kommissär lebhaft vorstellen. Interviews zu geben und sich dabei in Szene zu setzen, gehörten zu Borers Lieblingsbeschäftigungen. Zwischen ihm und dem Staatsanwalt gab es eine unausgesprochene Vereinbarung. Borer hielt ihm den Rücken frei und manchmal hatte er ihn für seine Loyalität echt bewundert, während er seinerseits dem Staatsanwalt sämtliche Öffentlichkeitsarbeiten überliess.
    «Die Welt sieht morgen wieder anders aus, Baer.»
    «Er hat mir gedroht, dass er mich zur uniformierten Polizei zurückschicken werde.»
    «Kopf hoch, so heiss wird die Suppe nicht gegessen. Aber, ich habe Sie gewarnt.»
    Damit war für Ferrari das Thema beendet. Er trank seinen Kaffee und studierte aufmerksam die Presseberichte über Brehm, die Baer in der kurzen Zeit zusammengetragen hatte. Baer hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aus der «Basler Zeitung» konnte er alle Stationen der letzten Ausstellungen von Brehm nachvollziehen. London, New York, Tokio, zuletzt München und Basel. Die Kritiker der auswärtigen Zeitschriften und Zeitungen lobten den Künstler in den letzten Berichten nicht mehr so überschwänglich wie die Schreiberlinge der «Basler Zeitung». Manche sprachen gar von fehlender künstlerischer Entwicklung und davon, dass eine Schaffenspause dem Künstler gut anstehen würde, bis hin zur ketzerischen Frage des Feuilletonchefs des «Tages-Anzeigers», ob es nicht an der Zeit sei, die Mitarbeiter auszutauschen. Das erinnerte den Kommissär wieder an die Bemerkung seiner Freundin, dass man munkelte, der Künstler würde nicht mehr selber malen.
    «Was hat eigentlich die

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