Tod auf der Fähre (German Edition)
ich anmelden?»
«Mein Name ist Francesco Ferrari.» Einen Augenblick lang überlegte er, ob er seinen Beruf hinzufügen sollte, unterliess es dann aber.
«Bitte, Herr Ferrari, nehmen Sie einen Augenblick Platz. Ich werde Sie sofort anmelden.»
Ferrari schmunzelte. Das Zauberwort Vischer musste er sich merken. Unvorstellbar, welche Türen mit diesem Passwort aufgehen würden.
«Der Herr Präsident erwartet Sie.»
Der lange Lulatsch, der inzwischen seine Krawatte vorschriftsgemäss gebunden hatte, ging zum Fahrstuhl, den er mit einem Spezialschlüssel öffnete.
«Bitte nach Ihnen, Herr Kommissär.»
Vischer hatte die beiden anscheinend über seinen Beruf informiert. Als er den Fahrstuhl betrat, ging ein Alarm los.
«Entschuldigen Sie, das ist eine reine Vorsichtsmassnahme. Darf ich Sie um Ihre Pistole bitten?»
«Meine Pistole? Ich habe keine.»
«Keine Pistole?», murmelte der Portier ungläubig.
Der Kommissär trat einen Schritt zurück, tastete sich selbst ab und händigte dem Portier seinen Schlüsselbund aus. Der Alarm erklang erneut, schrill und laut. Langsam wurde ihm die Sache zu dumm. Wenn das so weiter geht, stehe ich am Ende in den Unterhosen da, dachte Ferrari. Es wird doch nicht etwa …? Er reichte dem Portier sein Handy, nahm einen letzten verzweifelten Anlauf und siehe da, kein Ton war zu hören.
«Entschuldigen Sie, aber ich dachte, Ihre Waffe würde den Warnton auslösen.»
«Ich habe noch nie eine Waffe getragen», brummte Ferrari.
Albert Vischer war eine stattliche Erscheinung. Ungefähr siebzig Jahre alt, mit grauem, an manchen Stellen lichtem Haar. Seine Tochter war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Vischer würde auch ohne sein gigantisches Vermögen bei den Damen der Gesellschaft einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen. Er könnte sich sogar vorstellen, dass Monika bei Vischers Anblick ins Schwärmen geraten würde.
«Setzen Sie sich, Herr Ferrari, besten Dank, dass Sie Zeit für mich erübrigen konnten.»
Da war er wieder, dieser besonders starke Basler Dialekt, den nur noch die alteingesessenen Familien sprachen. Die Worte wurden langsam ausgesprochen, jede einzelne Silbe stark betont und zum Teil übermässig in die Länge gezogen. Ferrari konnte sich für diesen alten Dialekt nicht erwärmen. Im Gegensatz zu den meisten Personen, die der Kommissär kannte, wirkte er bei Vischer natürlich.
«Ich will Sie nicht lange aufhalten.»
Was etwa so klang wie «Sie werden bald rausgeworfen».
«Eine sehr unangenehme Sache mit Frank Brehm.»
«Das kann man wohl sagen.»
«Haben Sie schon etwas in Erfahrung gebracht?»
«Noch nicht viel. Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen.»
«Haben Sie bereits einen Verdacht, wer ihn umgebracht haben könnte?»
«Eigentlich noch nicht. Es kommen mehrere Personen in Frage. Herr Brehm führte ein … na ja, ein unkonventionelles Leben. Es könnte ein anderer Künstler gewesen sein oder …»
Ferrari bis sich auf die Unterlippe.
«… oder meine Tochter, wollten Sie sagen!»
«Das … das habe ich nicht gesagt. Aber selbstverständlich gehört sie, ich hoffe Sie verstehen das, auch zu den Tatverdächtigen.»
«Sie hätte auch ein Motiv gehabt, Frank umzubringen. Aber sie hat ihn nicht ermordet», stellte er bestimmt fest.
«Was für ein Motiv?»
«Kommen Sie, Herr Ferrari, spielen Sie keine Spielchen mit mir. Sie geben sich ziemlich naiv. Aber das sind Sie nicht. Meine Tochter war in Frank Brehm verliebt. Nein, das ist falsch, sie war ihm hörig. Er hätte alles mit ihr machen können. Schauen Sie nicht so betupft. Wenn ich sage alles, dann meine ich dies wörtlich. Frank Brehm hat sie nicht verdient. Olivia hat nie gemerkt, auf was er wirklich aus war.»
«Auf ihr Geld?»
«Nein, nicht auf ihr Geld, auf ihre oder besser meine Beziehungen. Der Mann war krankhaft ehrgeizig. Für den Erfolg, für seinen Platz im Olymp war ihm jedes Mittel recht. Wissen Sie, was mich an Frank immer wieder fasziniert hat? Geld bedeutete ihm nichts. Geld war für ihn nur Mittel zum Zweck. Er strebte nach Ruhm. Das war ihm wichtiger als alles andere. Der Mann war verrückt … ein Besessener, der für seine Kunst lebte. Und meine Tochter hat ihm den Aufstieg ermöglicht.»
«Wie standen Sie zu Frank Brehm?»
«Ich?», er überlegte einen Augenblick, «eine gute Frage. Wenn er nicht mit meiner Tochter verheiratet gewesen wäre und wenn ich nicht befürchtet hätte, dass Olivia in der Irrenanstalt landet, dann hätte ich den Kerl
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