Tod auf der Fähre (German Edition)
dass ich gegen Sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Befangenheit einreiche. Und wenn ich damit nicht durchkomme, weil Sie Ihre Beziehungen spielen lassen, wende ich mich an die Presse.»
«Das … das wagen Sie nicht!»
«Und ob! Ich sehe schon die fette Schlagzeile: ‹Wurde Staatsanwalt Borer vom Basler Daig geschmiert?› Schön, nicht wahr? Und bestimmt förderlich für Ihre Karriere.»
Borers Gesicht war kreideweiss, Schweissperlen standen auf seiner Stirn. Wortlos liess er sich auf einen Stuhl fallen. Nur langsam schien sich Borer wieder zu fangen.
«Ferrari … das … doch, das traue ich Ihnen zu. Das hat ein Nachspiel, das verspreche ich Ihnen. Ich lasse mich nicht erpressen.»
«Und ich lasse mir keinen Fall wegnehmen, bei dem ich nichts verbockt habe.»
Borer fixierte Ferrari.
«Gut. Sie können den Fall weiterbearbeiten. Aber ich werde Ihre Schritte genauestens verfolgen.»
«Tun Sie das. Ach ja, noch was, ich werde Herrn Dr. Hauswirth als Zeugen vorladen, ob es ihm passt oder nicht. Bisher habe ich die hohen Damen und Herren aufgesucht. Die Schonfrist ist seit diesem Gespräch abgelaufen. Und wenn er nicht in nützlicher Frist erscheint, werde ich ihn ausschreiben. Dann kann ihn die Fahndung abholen.»
«Gehen Sie nicht zu weit, Ferrari! Sie sitzen ganz schön auf dem hohen Ross.»
«Richten Sie Ihrem Freund aus, dass es besser ist, wenn er sich an die Spielregeln hält. Er kann sich viel Ärger ersparen. Und jetzt entschuldigen Sie mich, Herr Staatsanwalt, ich muss einen Mord aufklären.»
Na bravo! Das hast du gut gemacht, Francesco. Ferrari starrte auf den Computer und haderte mit sich. Innerhalb weniger Minuten hatte er sich wahrscheinlich einen unerbittlichen Feind fürs Leben geschaffen, einen Feind, mit dem er eng zusammenarbeiten musste. Trotzdem, er hatte zu Recht auf seinem Standpunkt beharrt und er würde seine klare Linie weiterverfolgen, seinen Prinzipien und Überzeugungen treu bleiben, Borers und Vischers hin oder her. Er hatte eine Aufgabe und die würde er nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Zweifellos. Aber war es auch sinnvoll? Wie hatte es Olivia Vischer formuliert? Tote solle man ruhen lassen. Tote wie Frank Brehm erst recht. Sie zweifelte am Sinn. Was brachte es der Gesellschaft, wenn der Mörder von Frank Brehm gefasst wurde? Vermutlich nichts. Gut, es liefe ein Verbrecher weniger auf der Strasse herum, in dessen Fussstapfen andere treten würden. Es war ein Teufelskreis. Eine ganz und gar undankbare Sache.
Ferrari verdrängte die trüben Gedanken und konzentrierte sich auf seinen Fall. Professor Hilpert hatte ihm einen Termin vorgeschlagen, entweder heute oder in drei Wochen, wenn der Arzt von seinem Urlaub zurück war. Ferrari würde den heutigen Termin wahrnehmen. Noch bevor er sich auf den Weg zu Professor Hilpert machte, schickte er Hauswirth eine offizielle Vorladung, die er durch den Polizeikurier überbringen liess.
16. Kapitel
Das Gelände der Psychiatrischen Universitätsklinik lag an der stark befahrenen Flughafenstrasse. Ferrari stellte sich unter einer Psychiatrischen Universitätsklinik eine geschlossene Anstalt mit kranken Irren, einigen Gummizellen und harmlosen Idioten vor, die sich für Napoleon oder Cäsar hielten und mit Medikamenten ruhig gestellt wurden. Ganz nach dem Vorbild seines Lieblingsfilms. Der Kommissär musste seine Vorurteile gründlich revidieren. Er fand einen gut organisierten Betrieb vor, indem die psychisch Kranken professionell und nach den neuesten Erkenntnissen behandelt wurden.
«Danke, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen, Herr Professor.»
«Es hörte sich dringend an.»
«Ich … wie soll ich sagen … es gibt eigentlich keinen direkten Anlass, mit Ihnen über eine Ihrer Patientinnen zu sprechen.»
«… aber einen indirekten», stellte Hilpert sachlich fest.
«Ich ermittle in einem Mordfall. Dem Mordfall Frank Brehm.»
«Oh, ich kannte Frank.»
«Privat?»
«Privat und geschäftlich», lachte der Professor.
«Er war Ihr Patient?»
«Patient ist zu viel gesagt. Es gibt bei uns verschiedene Abteilungen. Einige Patienten sind leicht verstört, wenn Sie mir diesen Ausdruck erlauben. Wir behandeln sie und entlassen sie nach einigen Tagen. Die schwierigeren Fälle bleiben über eine längere Zeit unsere Gäste. Und dann, und zu denen gehörte Frank Brehm, gibt es bekannte Persönlichkeiten, die einen Kollaps erleiden und sich bei uns regenerieren.»
«Brehm hatte einen Kollaps?»
«Frank litt immer
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