Tod auf der Fähre (German Edition)
heute zufälligerweise vorbei und ich wollte ihm unsere Anlage zeigen.»
«Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Herr Ferrari. Mein Name ist Piatti.»
«Ganz meinerseits, Frau Piatti.»
«Ist es nicht schön hier im Park? Ich sitze oft hier. Ich beobachte die Vögel und die Eichhörnchen. Und dort hinten, sehen Sie dort bei den Autoparkplätzen», sie nahm den Kommissär beim Arm und zeigte zum Ende des Parks, «da habe ich eine Liebesaffäre angefangen.»
«Eine Affäre?»
«Ja, mit einer Tigerkatze», lachte sie. «Jeden Tag zur gleichen Zeit treffen wir uns dort. Sie liegt immer unter einem der parkierten Autos. Wenn ich komme, streckt sie sich, streicht mir um die Beine und ich streichle sie. Lieben Sie Tiere, Herr Ferrari?»
«Ja. Ich hatte auch einmal eine Katze. Sie hiess Peter. Aber es war ein Weibchen. Als ich den Unterschied bemerkte, habe ich sie einfach in Peti umgetauft. Das klang neutraler.»
Sie lachte fröhlich.
«Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Halte ich Sie und den Professor auf?»
«Aber nein, Isabelle, Sie sind meine intelligenteste und meine schönste Patientin», schmeichelte ihr der Professor, «aber auch meine störrischste!»
«Wissen Sie, Herr Ferrari, der Professor möchte mich loswerden. Er sagt, ich sei vollkommen gesund. Aber ich bleibe.»
«Und weshalb bleiben Sie?»
«Weil …», sie dachte angestrengt nach.
Hilpert und Ferrari tauschten Blicke aus.
«Weil … ich bin noch nicht soweit. Vielleicht werde ich es nie sein.»
Ihre Fröhlichkeit hatte sich in Traurigkeit verwandelt.
«Aber Sie können doch nicht Ihr ganzes Leben in … hier drinnen verbringen.»
«Ja, das weiss ich. Aber zuerst muss ich … ich muss zuerst Busse tun.»
«Wofür büssen, Isabelle?» fragte Hilpert nach.
«Ich muss zuerst bestraft werden. Erst dann bin ich wieder frei.»
In Gedanken versunken, liess sie die beiden einfach stehen und spazierte zum Hauptgebäude zurück. Sie sahen ihr besorgt und verwirrt zugleich nach.
«Sollen wir ihr nachgehen?»
«Besser nicht. Das hat sie zum ersten Mal gesagt. Wir sollten es auf sich beruhen lassen. Sie wird sich Schritt für Schritt öffnen. Übrigens, Herr Ferrari, damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen, Isabelle Piatti hat Frank Brehm mit Sicherheit nicht umgebracht.»
«Weshalb erwähnen Sie das?»
«Ich sah Ihnen diesen Gedanken an.»
Ferrari biss sich auf die Lippen. Manchmal konnte man in seinem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen, sehr zu seinem Ärger.
«Die junge Frau hat mich beeindruckt. Herr Professor, Sie gehen jetzt drei Wochen in Urlaub. Darf ich inzwischen mit Frau Piatti Kontakt aufnehmen?»
Hilpert zögerte.
«Ungern, sehr ungern. Andererseits hatte ich den Eindruck, dass sie Sie mag. Hm. Also gut, einverstanden. Wenden Sie sich an meinen Kollegen Betschart. Ich werde ihn instruieren. Aber ich bitte Sie, ich bitte Sie inständig, zerstören Sie den kleinen Fortschritt nicht, den wir heute erzielt haben. Ich will mir nicht vorwerfen müssen, durch eine Fehlentscheidung Isabelles Eingliederung in die Gesellschaft zunichte gemacht zu haben.»
«Das garantiere ich Ihnen. Ich werde unter keinen Umständen etwas erzwingen. Sind Sie im Urlaub telefonisch zu erreichen?»
«Über mein Sekretariat. Dort wird man Ihnen meine Nummer geben.»
Ferrari verabschiedete sich. Er war sehr aufgewühlt und beschloss, telefonisch einen zivilen Streifenwagen anzufordern. Heute würde er sich auf Kosten der Steuerzahler nach Hause chauffieren lassen. Das hatte er sich verdient.
17. Kapitel
Freitagabend hatte für Ferrari einen besonderen Stellenwert. Seit er mit Monika zusammenlebte, gingen sie immer freitags ohne Tochter aus. Mal ins Kino, mal zum Essen. Nikki, die am Samstag ohnehin schulfrei hatte, verbrachte die Nacht bei einer Cousine von Monika. So konnten sie in Ruhe über die vergangene Woche diskutieren, über Neuanschaffungen für die Wohnung sprechen oder ganz einfach nur ein wenig miteinander über belanglose Dinge plaudern. An diesem Freitag fuhren sie ins Restaurant «Römerburg», das ausserhalb der Stadt auf einer Anhöhe mit prachtvoller Aussicht lag.
Sie bestellten Tomatensalat mit Mozzarella, dazu Prosecco und als Hauptgang ein Entrecôte double für zwei Personen. Ferrari studierte eingehend die Weinkarte, seine Wahl fiel auf eine Flasche St. Saphorin rouge.
«Können wir uns das überhaupt leisten, mein Schatz?», fragte Monika besorgt, noch immer am Champagnerglas nippend.
«Heute ist es mir vollkommen
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