Tod auf der Fähre (German Edition)
Vorstellungen.»
«Und Nikki?»
«Nikki ist doch kein kleines Kind mehr, sie wird elf. Aber so, wie du reagierst, brauche ich gar nicht weiter zu reden.»
Ferrari sah ihr tief in die Augen. Er suchte ihre Hände, streichelte sie zärtlich.
«Entschuldige, war wohl sehr egoistisch von mir.»
Sie nickte nur.
«Ich bin natürlich damit einverstanden. Das weisst du, aber …»
«Frauen gehören an den Herd, oder?»
«So in etwa. Es tut mir Leid. Bitte, Monika, ich möchte mich nicht mit dir streiten. Ich bin nicht in der Stimmung dazu. Du hast also genaue Vorstellungen darüber, wie du die Apotheke führen willst.»
Nach einigen Minuten taute sie wieder auf.
«Willst du es wirklich hören?»
«Ganz bestimmt.»
«Ich möchte die Angestellten, die in der Apotheke arbeiten, weiterbeschäftigen. Zudem möchte ich eine weitere Apothekerin einstellen.»
«Kannst du dir das leisten?»
«Die Apotheke ist eine Goldgrube. Du hast nie danach gefragt, aber es kommt allein durch die Pachtzinsen einiges zusammen.»
«Ach so ist das. Ich rackere mich ab, drehe jeden Franken zehn Mal um, bevor ich ihn ausgebe, und du hortest das Geld.»
«So ungefähr. Im Ernst, dadurch, dass ich eine weitere ausgebildete Apothekerin als meine Stellvertreterin einstelle, bekomme ich die gewünschte Freizeit, um mich um deinen Liebling zu kümmern.»
«Vergiss bitte den Francesco nicht ganz. Auch er möchte verwöhnt werden. Was passiert, wenn ich nicht einverstanden bin?»
«Dann mache ich so lange Terror, bis du nachgibst.»
«Diesem letzten Argument kann ich mich unmöglich verschliessen. Ich bin einverstanden.»
Monika strahlte. Wie aufs Stichwort wurde der Hauptgang serviert. Beim Kaffee angelangt, nahm Monika nochmals das Thema Frank Brehm auf.
«Hast du schon einmal in Betracht gezogen, dass ihn ein Fremder ermordet haben könnte?»
«Du meinst einen Raubmord? Es scheint nichts zu fehlen, kein Bild, nichts. Und bei einem Raubmord wird der Tote liegen gelassen. Brehm wurde aber vom Mörder auf die Fähre geschleppt.»
«Was auch wieder keinen Sinn macht. Weshalb geht ein Mörder das Risiko ein, beim Transport der Leiche erwischt zu werden? Wenn ich jemanden umbringe, dann im Geheimen. Nur in Fernsehkrimis werden die Leute in Teppiche eingewickelt und wegtransportiert, um vom eigentlichen Tatort abzulenken. Bist du sicher, dass Brehm im Atelier ermordet wurde?»
«Ja, das haben die Untersuchungen ergeben. Er hat sich nicht einmal gewehrt. Wir müssen davon ausgehen, dass er den Mörder kannte. Er öffnete ihm das Atelier, was laut Aussage seines Ateliernachbars eine grosse Ehre war. Er heisst wie einer der Autovermieter, Avis, quatsch, Hertz heisst er. Nur der engste Kreis gelangte ins Allerheiligste des Meisters.»
«Dann wurde er von einem seiner Freunde umgebracht.»
«Und da kommen nicht allzu viele in Frage. Es sei denn, seine derzeitige Bettmuse wurde von ihrem Mann verfolgt, und der brachte ihn um.»
«Mit wem war er zur Tatzeit liiert?»
«Das ist eine gute Frage. Ich weiss es nicht. Herbert Kuhn wird mir das beantworten können.»
«Du magst den Jungen.»
«Den Jungen und seine Freundin.»
«Und wenn er der Mörder ist?»
«Was ist dann?»
«Ist es nicht denkbar schlecht, wenn man in einen Fall emotional verwickelt ist?»
«Du meinst, ich soll den Fall abgeben?»
«Das hängt davon ab, ob du in der Lage bist, die Fakten objektiv zu beurteilen.»
«Das bin ich. Ich bringe mich nicht in den Fall ein. Es ist eher Mitleid. Die beiden zerstören ihr Leben, sie werfen es achtlos weg. Das ist total sinnlos. Es liegt doch noch vor ihnen. Sie sind sich sehr ähnlich. Sie quälen sich, nicht einander, nein, sie quälen sich selbst. Jeder ist sich selbst sein ärgster Feind.»
«Und du meinst, dass du das ändern kannst?»
«Vielleicht kann ich den beiden klar machen, dass sie ihr Leben nicht nutzlos vergeuden dürfen. Wir haben nur das eine. Und das Leben kann doch so schön sein.»
Der Kellner brachte mit ernster Miene die Rechnung. Ferrari bezahlte und gab ihm ein grosszügiges Trinkgeld.
«Du hast heute deine Spendierhose an.»
«Immer, wenn ich mit dir ausgehen darf.»
Sie spazierten wie ein jung verliebtes Paar dem Wald entlang zu den Parkplätzen. Es war einer der ersten milden Sommerabende dieses Jahres. Das Lichtermeer der Stadt glitzerte in der sternenklaren Nacht. Fast schien es so, als tanzten die fernen Lichter mit den Sternen um die Wette.
«Weisst du, was ich an dir so liebe,
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