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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Francesco?»
    «Dass ich wie George Clooney aussehe und einen Intelligenzquotienten wie Albert Einstein habe?»
    «Nein, im Ernst. Es gefällt mir, dass du so menschlich bist. Immer auf der Suche nach der Wahrheit, aber nicht um jeden Preis. Du bist Polizist, Staatsanwalt, Verteidiger und Richter in einem. Nein, lach jetzt nicht. Wenn alle so menschlich wären, dann würde es keine Verbrechen mehr geben und keine Brehms, für die alle anderen nur Mittel zum Zweck sind. Dann würden wir in einer friedlicheren Welt leben. Francesco, ich liebe dich!»
    «Ich liebe dich auch, Monika.»

18. Kapitel
    Es war kein besonders erfolgreiches Wochenende gewesen. Ferrari hatte sich nochmals durch die Untersuchungsergebnisse geackert in der Hoffnung, dass ihm irgendein Detail auf die Sprünge helfen würde. Etwas, das er bisher übersehen hatte. Eine noch so kleine Spur, die er verfolgen könnte. Vergebens. Er tappte im Dunkeln. Wo blieb denn nur seine Intuition? Sein feines Gespür? Lag es daran, dass er sich in einer fremden Welt bewegte, deren Mechanismen er nicht durchschaute? Einer Welt, die aus einem harten Kern bestand, zu dem man entweder von Geburt an gehörte oder für immer ausgeschlossen blieb? Brehm war durch die Heirat mit Olivia Vischer wohl oder übel akzeptiert gewesen, mehr nicht. Das fein gewobene Beziehungsnetz funktionierte bestens, kaum etwas drang nach aussen. Abgesehen von Klatsch und Tratsch natürlich. Geld war kein Thema, Geld hatte man. Und Macht. Das bekam jeder zu spüren, der sich mit dieser Welt anlegte. Was, wenn Olivia Vischer die Mörderin war? Ein schriller Pfiff liess den Kommissär zusammenzucken. Eine Amselmutter versuchte von ihrem Nest abzulenken. Was folgte, war eine laute Schimpftirade. Ferrari, der wie jeden Morgen für ein paar Minuten im Garten stand und der Natur lauschte, war ihr entschieden zu nahe gekommen. Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Tag, an dem man die Vögel nicht hören und die Schönheit der Natur nicht geniessen könne, ein verlorener sei. Dieser Montag war gerettet. Hoffentlich gilt dies auch für meinen Fall, brummte Ferrari und schaltete das Radio ein. Im benachbarten Lörrach war eine Scheune ausgebrannt, vermutlich Brandstiftung. Und die Elbe hatte in Tschechien und Brandenburg einen Höchststand erreicht. Ganze Siedlungen mussten evakuiert werden. Die Behörden von Brandenburg rechneten damit, dass die aufgeweichten Dämme den Wassermassen nicht mehr lange standhalten konnten. Die Natur wehrt sich gegen die Wunden, die ihr der Mensch täglich zufügt, dachte Ferrari. Die Ressourcen der Erde wurden immer mehr ausgebeutet, alles für den Fortschritt und vor allem für die Mobilität des Menschen. Bundesregierung und Europäische Union stellten hundert Millionen Euro für Soforthilfe zur Verfügung, ergänzte der Nachrichtensprecher. Das war ein Tropfen auf den heissen Stein. Innert weniger Tage hatten Tausende von Menschen ihre Existenz verloren. Ihr Heim, ihr ganzes Hab und Gut würde kein Geld der Welt wieder zurückbringen. Die Bundeskanzlerin hatte die Gegend aufgesucht und den Menschen medienwirksam Mut zugesprochen. Im Anschluss war sie zu der Einweihung eines neuen Stahlwerkes geflogen. Ferrari stellte sich die ketzerische Frage, ob die Bundeskanzlerin primär wegen der Hochwasserkatastrophe Brandenburg aufgesucht hatte oder um das Stahlwerk einzuweihen. Der Nachrichtensprecher ging nahtlos zum Sport über. Der FC Basel verstärkte sich für die nächste Saison mit zwei weiteren Neueinkäufen aus der Bundesliga, während der Hochsommer noch immer auf sich warten liess. Temperaturen bis höchstens zwanzig Grad waren angesagt. Ferrari schaltete das Gerät ab und trank in Ruhe seinen Kaffee. So viel Zeit musste sein.
    Ferrari hatte Hauswirth auf halb neun vorgeladen. Der Anwalt war pünktlich.
    «Guten Tag, Herr Ferrari.»
    «Guten Tag, Herr Dr. Hauswirth. Bitte setzen Sie sich. Es ist schön, dass Sie es einrichten konnten.»
    «Ich konnte Ihre Einladung beim besten Willen nicht ausschlagen», entgegnete Hauswirth.
    «Herr Dr. Borer hat mich von Ihrem Protest in Kenntnis gesetzt. Ich bedaure dieses Missverständnis, aber mir war nicht bewusst, dass Sie bei einem informellen Gespräch dabei sein wollten. Und ich möchte betonen, dass es sich in keiner Weise um ein Verhör handelte, denn Frau Vischer gehört nicht zum Kreis der Verdächtigen.»
    «Schon gut, sparen wir uns die Formalitäten. Sie und ich wissen, dass das nicht stimmt, aber lassen wir das.

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