Tod auf der Koppel
kleinen Instrumentenkoffer herumgelaufen war, in der Hoffnung, ein paar Fingerabdrücke zu finden, und der junge Hilfspolizist aus der Stadt, dessen Aufgabe sich darin erschöpfte, auf jeden zu warten, für jeden den Laufburschen zu spielen und in regelmäßigen Abständen »Jawohl, Sir!« zu sagen. Nur der Inspektor der Mordkommission, ein gewisser Wright, und Sergeant Millar waren zurückgeblieben und mit ihnen Jim Middleton.
Wright und Millar kamen auf Jim zu. Der Inspektor war groß und mager; er hatte glattes blondes Haar, eine angenehme Stimme und sehr gute Manieren. Aber seine Freundlichkeit konnte nicht über seine Tatkraft und Zähigkeit hinwegtäuschen. »Na, endlich sind wir soweit«, sagte er. »Es besteht nicht der geringste Zweifel: Hawkins wurde keinesfalls hier, auf der Koppel, erschlagen. Und das Pferd war in keinem Fall der Täter.«
»Dann ist er gar nicht an einem Hufschlag gestorben?« Jim war überrascht und zugleich erleichtert. Insgeheim hatte er die ganze Zeit über nicht glauben können, daß Fatal Lady die Mörderin sei.
»Jedenfalls war es nicht dieses Pferd da drüben. Möglicherweise war es überhaupt kein Pferd. Aber das können uns die Experten nach der Obduktion genauer sagen.«
»Aber — die Wunde, die aussah, als stammte sie von einem Hufeisen?«
»Die Wunde sah wie von einem Hufeisen verursacht aus, das ist richtig. Aber vielleicht sah sie zu deutlich nach einem Hufschlag aus. Wir werden ja sehen. Das einzige, was ich weiß, ist, daß man den Toten hier hergetragen, über den Zaun geworfen und dann diese paar Meter durch das Gras geschleift hat. Dann hat man ihn liegen lassen.«
»Wollen Sie damit sagen... Wollen Sie etwa behaupten, es handle sich um Mord?«
»Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Bis jetzt hat es den Anschein, als wäre er zunächst nur verletzt worden, aber nicht getötet. Nachdem er seinen Verletzungen erlegen war, brachte man ihn hierher. Es sollte wie ein Unfall aussehen.«
»Aber was haben Sie für einen Anhaltspunkt, daß er nicht hier gestorben ist?«
Der Inspektor zog eine säuerliche Miene. Diese Laien mit ihrer ewigen Fragerei waren wirklich eine Plage! Aber letzten Endes war der Mann eine echte Hilfe gewesen. Er hatte den Toten gefunden, die Polizei benachrichtigt und auch geholfen, die Spuren zu sichern. Unglücklicherweise hatte er den Toten bewegt oder wenigstens geholfen, ihn wegzuschaffen. Im übrigen war das Millars Fehler. »Es ist ein Jammer, daß man ihn nicht unberührt hat liegen lassen«, bemerkte der Inspektor tadelnd. »Ich hätte den Toten gern fotografiert, wie er auf dem Rücken lag.«
Der Sergeant sah sehr niedergeschlagen aus. Deshalb warf Jim rasch ein: »Das war doch ganz selbstverständlich, daß wir ihn weggeschafft haben. Er lag tot da, offensichtlich von einem Hufschlag zu Boden gestreckt. Wir konnten ihn doch nicht so einfach neben dem Zaun liegen lassen. Niemand hat sich etwas Böses dabei gedacht. Wir waren samt und sonders überzeugt, daß der Mann verunglückt war.«
Millar warf ihm einen dankbaren Blick zu, während der Inspektor besänftigt nickte. »Ich kann Sie ja verstehen. Es ist eben Pech, daß der Sergeant niemand hatte, der hätte Wache stehen können. Das läßt sich jetzt nicht mehr ändern. Aber Sie haben ihn ja wenigstens beide gesehen und können eine Aussage darüber machen. War nicht noch ein Dritter dabei? Mit einem merkwürdigen Namen? Ich glaube, Sie haben ihn erwähnt, Sergeant.«
»Ein gewisser Dalby Lord. Er ist Trainer und hat einen sehr guten Ruf. Er hat uns geholfen, den Toten fortzutragen.«
»Aha, drei Leute insgesamt... Aber jetzt brauche ich noch ein paar Tatsachen. Sie haben den Toten gekannt, Mr. Middleton?«
»So gut wie jeder andere hier in der Gegend.«
»Sehen Sie sich mal hier den Zaun an. Fällt Ihnen das kleine Stück Stoff an dem Stacheldraht auf? Es stammt von Hawkins’ Jacke.«
»Aber das kann doch schon seit einer halben Ewigkeit dort sein. Er hätte jeden Tag an dem Stacheldraht hängen bleiben können.«
»Theoretisch ja. Trotzdem verhält es sich anders. Denn die Jacke ist neu, und das Etikett stammt von einer Firma in Melbourne. Er hat sich die Jacke wahrscheinlich während seiner Reise gekauft. Offensichtlich hat man den Toten über den Stacheldraht gehoben und dann auf der anderen Seite hinuntergeworfen. Sehen Sie da die Stelle, an der das Gras zerdrückt ist? Ein Glück für uns, daß er gerade da auf den Boden geschlagen ist und eine deutliche
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