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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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heute Ihren freien Tag. Treffen Sie sich mit Ihrem Verehrer?«
    Sie blickte ihn kühl an, bemüht, etwas Distanz zu wahren. Aber auf Ned, einen gutmütigen, freundlichen Burschen, machte das offensichtlich keinen Eindruck.
    »Verehrer?« fragte sie gedehnt. »Sei nicht albern. Ich bringe meinen freien Tag bei Mrs. Middleton zu, und da gibt es keinen Verehrer.«
    Er winkte überlegen ab. »Tun Sie nicht so. Natürlich haben Sie einen Verehrer! Er geht im Mondschein unter Ihrem Fenster spazieren. Ich habe ihn selber gesehen. Am Dienstagabend.«
    »Rede keinen Unsinn. Du warst am Dienstagabend ja gar nicht da. Du bist ja zu Hause gewesen.«
    »Der Chef weiß nichts davon, aber ich war hier — ich schwöre es. Jedenfalls lange genug, um den jungen Mann zu bemerken. Ich kam zurück, weil ich ein Comic-Heft vergessen hatte. Ich hatte es im Stall liegen lassen und wollte nicht, daß Dalby es findet. Es war nicht ganz stubenrein — und Sie wissen ja, wie er ist.«
    »Du solltest dich schämen, so etwas zu lesen, und kannst von Glück sagen, daß dich Mr. Lord nicht erwischt hat.«
    »Und Sie können von Glück sagen, daß er Ihren Freund nicht dabei erwischt hat, wie er in Ihr Zimmer steigen wollte.«
    Da riß Sara die Geduld. »Du siehst Gespenster. Kein Mensch hat je unter meinem Fenster gestanden. Weder in dieser noch in einer anderen Nacht. Kümmere dich lieber um deine Arbeit!«
    Sie wandte sich zum Gehen, doch er rief ihr fröhlich nach: »Von wegen Gespenster! Möglicherweise sehe ich Dinge, die es nicht gibt. Aber wieso höre ich sie dann auch?«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt. Das ging entschieden zu weit. »Du hast nichts gesehen und nichts gehört!« fauchte sie.
    »Ich habe einen Mann unter Ihrem Fenster gesehen, und gehört habe ich ihn auch. Er war völlig von Sinnen. Immerzu murmelte er etwas von einem kleinen Lockenköpfchen — als wäre er reif fürs Irrenhaus!«
    Sara blickte ihn fassungslos an. Der Junge war nicht richtig bei Trost. Man mußte auf ihn aufpassen. Immerhin, wenn er auch ab und zu mal über die Stränge schlug, mit den Pferden ging er sehr gut um. Sie hoffte nur, er werde diese Märchen nicht Lord auftischen. »Es ist schon gut«, sagte sie deshalb beruhigend zu ihm. »Glaube, was du willst, nur erzähle Mr. Lord nichts davon. Der kündigt dir sonst!«
    Er lachte sie mit Verschwörermiene an. »Kommt nicht in Frage. Ich habe schließlich keine Lust, meine Koffer zu packen, und Sie auch nicht. Nein, nein, das bleibt unter uns. Ich verpfeife Sie nicht und Sie mich nicht.«
     
    Sara hatte so viel mit Annabel zu bereden, daß sie die Geschichte mit dem Liebhaber unter ihrem Fenster völlig vergaß. Nachdem sie sich begrüßt hatten, sagte Sara: »Annabel, du siehst müde aus. Du wirst doch nicht gerade heute in die Klinik gehen wollen?«
    »Natürlich nicht. Und wenn, dann könntest du mich ja hinfahren«, erwiderte ihre Freundin. »Aber Jim wollte so gerne dabei sein. Außerdem müßten wir dann James mitnehmen, und das wäre doch sehr lästig.«
    Sara lachte. »Also gut, dann darf das freudige Ereignis heute nicht eintreten. Wir können also ganz beruhigt sein. Aber ich habe den Eindruck, als hättest du dich in letzter Zeit ziemlich aufgeregt.«
    »Ja, leider. Ich wünschte nur, es würde sich herausstellen, daß ein Fremder das Verbrechen begangen hat. Es darf einfach nicht wahr sein, daß es jemand war, den wir kennen.«
    »Natürlich nicht...«, erwiderte Sara eilig.
    »Alle Leute sind schon ganz nervös«, meinte Annabel. »Zuerst der törichte Alf, der sich geweigert hat zu sagen, wo er sich in jener Nacht aufgehalten hat. Dann Greville, der so geheimnisvoll mit seiner Autofahrt getan hat. Was haben die bloß zu verbergen?«
    Sara ging durch den Kopf, daß auch sie etwas zu verbergen hatte, etwas, von dem sie nicht wollte, daß es bekannt wurde. Es hätte sonst Simon belasten können. Rasch erwiderte sie: »Die Polizei kann einem schon das Fürchten beibringen. Wenn sie einem mit ihren Fragen zusetzen, weiß man vor Schreck nicht, was antworten.«
    Sie verstummten beide. Nach einer Weile fragte Annabel ruhig: »Hältst du auch mit etwas hinter dem Berg, Sara? Sich mich nicht so an! Ich will dich nicht aushorchen, und du brauchst mir nichts zu sagen.«
    »Wie kommst du darauf, daß ich etwas zu verbergen hätte? Was sollte ich denn wissen?«
    »Du warst an jenem Abend wegen des Heus bei Hawkins. Er muß zu Hause gewesen sein. Und du hast hinterher ganz unglücklich ausgesehen. Du

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