Tod auf der Koppel
ihn Annabel: »Das war wirklich geschickt von dir, Jim. Du hast etwas herausgefunden, worauf der kluge Wright nie gekommen wäre, trotz all seiner Fragen.«
»Du bist ungerecht«, erwiderte Jim lachend. »Wright sucht einen Mörder; die verschwundene Uhr kümmert ihn nicht.«
»Er hätte sich aber darum kümmern sollen! Er muß doch wissen, daß jede Kleinigkeit wichtig sein kann.«
»Jedenfalls hatte ich Glück. Hätte ich nicht Dixons Lastwagen gebraucht und redete er nicht für sein Leben gern, dann wäre ich jetzt so schlau wie zuvor. Außerdem ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei dahintergekommen wäre. Irgendwann hätten sie nach der Uhr gefahndet und wären ohnehin gezwungen gewesen, sich an Robinson zu wenden, weil er der einzige Pfandleiher in der Stadt ist. Und von da führen die Spuren direkt zu Alf.«
»Aber sie haben Robinson nicht befragt, sondern du warst es. Du brauchst gar nicht so bescheiden zu sein. Übrigens gibt es noch eine gute Nachricht. Ich habe herausbekommen, was mit Greville los war. Er war zum Essen hier, und er und Sara haben sich hinterher ausführlich unterhalten. Zuerst wollte mir Sara nichts von ihrem Gespräch erzählen; aber sie lachte, und ich konnte mir schon denken, daß Greville so töricht gewesen war, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Auf jeden Fall hat sie aus ihm herausgebracht, wo er sich in jener Nacht herumgetrieben hat.«
»In der Mordnacht? Wahrscheinlich steckt eine ganz harmlose Sache dahinter.«
»Natürlich. Und weißt du, was? Er hat unter Saras Fenster gestanden. Der Stallknecht hat ihn gesehen und Sara davon erzählt. Greville geriet in tödliche Verlegenheit, als Sara darauf zu sprechen kam. Er tat mir richtig leid.«
»Vertrödelt der Kerl seine Zeit unter dem Fenster eines Mädchens!«
»Sei nicht ungerecht, Jim. Manche nimmt die Liebe eben arg mit... Aber Sara wird die Sache schon in Ordnung bringen. Sie hat noch gesagt, ich solle Mutter wegen der Mordgeschichte beruhigen. Damit scheidet der zweite Verdächtige aus. Und was machen wir jetzt?«
Mürrisch stand Jim auf. Er trank sein Glas Bier aus und sagte: »Zuerst muß ich einmal zu Alf gehen und ihn überreden, daß er mir die Uhr zurückgibt. Inzwischen kannst du dir überlegen, wie wir sie deiner Mutter zurückgeben, ohne daß sie die Sache an die große Glocke hängt. Ich komme bestimmt gleich wieder. Alf wird heilfroh sein, wenn er das Ding los ist. Er weiß, was es heißt, gestohlenes Gut bei sich zu haben. Sobald ich die Uhr habe, rufe ich Inspektor Wright an, damit er Alf von der Liste der Verdächtigen streicht.«
Zufällig war Alf zu Hause. Das heißt, ganz zufällig war das nicht; der Besuch von Inspektor Wright hatte ihn zu Tode erschreckt, und er hatte nicht gewagt, seinen Unterschlupf zu verlassen. Wie viele, die einmal im Gefängnis gesessen haben, litt er an der Vorstellung, ihm könnten fremde Verbrechen zur Last gelegt werden. Sollte man ihm den Mord an Hawkins in die Schuhe schieben wollen, mußte er den Diebstahl der Uhr gestehen; das war ihm klar.
Als Jim bei ihm eintrat, saß er niedergeschlagen auf einer Kiste und stocherte verdrossen in der Glut des Herdes herum, über dem ein von Ruß schwarzer Topf mit Kartoffeln hing. Argwöhnisch blickte er auf, doch als er Jim erkannte, hallte sich seine Miene auf. »Du bist es, Jim? Ich dachte schon, die Polizei sei wieder hinter mir her.«
»Das nicht; ich bin ihr aber nur zuvorgekommen. Alf, das Spiel ist aus. Wo ist die Uhr?«
Alfs zerknittertes Gesicht wurde aschfahl. »Uhr? Was für eine Uhr? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Natürlich weißt du das. Ich meine die Uhr, die du Mrs. Wharton gestohlen hast, als du in ihrem Haus nach Tee gefragt hast. Norman Dixon hat mir von seiner Fahrt mit dir erzählt. Du brauchst keine Ausflüchte zu machen. Sei froh, daß er es mir erzählt hat und nicht der Polizei.«
»Willst du damit sagen, daß die Polizei noch nichts davon weiß?«
»Ja. Aber es wird kaum mehr lange dauern, bis sie über alles Bescheid weiß. Du mußt mir die Uhr sofort geben. Ich möchte sie Mrs. Wharton zurückbringen.«
Alf fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Trotzdem gab er sich noch nicht ganz geschlagen. »Und warum willst ausgerechnet du diese blöde Uhr haben? Was geht dich das an?«
»Überhaupt nichts. Ich weiß bloß, sie könnten dich deswegen sofort wieder ins Gefängnis stecken. Aber Annabel meint, auf diese Weise könnte man dich vielleicht davor bewahren. Ich bin allerdings
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