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Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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herausgesprungen.«
    »Keine Splitter? Waren die Bügel gebrochen?«
    »Nein, sie war sonst ganz heil.«
    »Hm.«
     
    Kapitän Radcliffe war eine imposante Erscheinung, mehr als sechs Fuß groß, mit einem durch die Uniform gut kaschierten Ansatz zur Beleibtheit. Zwei Verwundungen in zwei Kriegen hatten diese englische Eiche nicht beugen können. Er stand so aufrecht wie die Masten seines Schiffes und verschränkte zwei Hände hinter seinem Rücken, denen Ruder und Riemen offensichtlich genauso vertraut waren wie Fernglas und Besteck. Das Einzige, was an seinem Gesicht gemütlicher wirkte, als der Mann war und sein wollte, war der prächtige Backenbart, auf dem hier und da schon ein weißer Schimmer lag. Er musterte Gowers mit dem konzentrierten Ernst eines Herrn über tausend Leben, die Ratten nicht mitgerechnet.
    »Ja?«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir, mein Name ist Daniel Thompson.«
    »Und?«
    »Mein Vater war Samuel Thompson, der …«
    »O ja, mein Beileid, junger Mann.«
    »Ich danke Ihnen. Auch für Ihre Worte bei der Bestattung. Meine Schwester hat mir davon erzählt.«
    »Ja, traurige Sache. Hat Ihre Schwester sich wieder davon erholt?«
    »Ja. O ja, Sir, ich denke.«
    »Und nun? Ich habe ein Schiff zu führen, Mr. Thompson.«
    »Ja, natürlich, Sir. Nur eine Frage: Wäre es möglich, dass ich kurz mit den Männern sprechen könnte, die meinen Vater … Sie wissen schon: heruntergeholt haben?«
    »Warum?«
    »Ich möchte ihnen danken.«
    »Das war ein Befehl. Man bedankt sich nicht bei britischen Matrosen, wenn sie Befehle befolgen. Macht einen schlechten Eindruck. Versaut … Entschuldigung, verschlechtert die Moral, Mr. Thompson.« Nur ein leichtes Funkeln in den Augen des etwa fünfzigjährigen Seemanns verriet seine Belustigung. Es konnte ohne Weiteres auch eine Warnung sein: Keine Anbiederung an die Mannschaft!
    »Nun, Sir, aber ich hätte den Männern doch gerne die Hand gedrückt. Was kann das schaden?«
    »Hm.« Radcliffe wandte sich an den diensthabenden Offizier. »Bell?«
    »Sir?«
    »Den Toten neulich, wer hat den abgeschnitten?«
    »Das waren … Pullman und Gore. Der junge Barclay hat auch geholfen.«
    »Gut. Mr. Thompson hier möchte sich bei Pullman und Gore bedanken.«
    »Sir?«
    »Will ihnen die Hand drücken und all das.«
    Der Deckoffizier warf Gowers einen zweifelnden Blick zu. Vermutlich kam es ihm vor, als wollte jemand dem Regen dafür danken, dass er nach unten fällt. Und nur um zu zeigen, dass
sich auch die Handelsmarine Ihrer Majestät nicht lumpen ließ, sagte er: »Pullman und Gore haben bereits eine Sonderration Rum bekommen, Sir.«
    »Was? Keinen Orden?«, brummelte Radcliffe und sagte laut: »Bringen Sie die beiden in der Freiwache zu Mr. Thompson !«
    »Jawohl, Sir.«
    »Danke, Sir«, sagte Gowers. »Vielen Dank.« Er wollte schon den Niedergang zum Passagierdeck heruntersteigen, da fiel dem bärbeißigen Seemann noch eine ironische Bemerkung ein: »Mr. Thompson? Es war ein Befehl von Mr. Bell hier. Drücken Sie ihm die Hand!«
    Einen Moment lang blickte Gowers tatsächlich zu dem Deckoffizier, der sich ärgerlich zu fragen schien, ob das ein dienstlicher Befehl war. Aber da drehte der Kapitän sich schon um und grinste aufs Meer hinaus.

20.
    Die Seeleute waren nicht gerade begeistert davon, ihre Freiwache mit dieser merkwürdigen Abkommandierung zu beginnen, aber mit der instinktiven Vorsicht, die das Leben vor dem Mast diesen immer beschimpften, mitunter geprügelten, nie zufriedenen Menschen eingeimpft hatte, hüteten sie sich, das zu zeigen, solange ihr Offizier in der Nähe war. Es waren nur zwei, Pullman und Gore. Wer immer der junge Barclay war, er schien unabkömmlich, seine Arbeit zu wichtig für die Fahrt des Schiffes.
    »Gentlemen«, sagte Gowers, als Bell sich mit skeptischer Miene entfernt hatte. »Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten ?«
    Pullman und Gore runzelten überrascht und überraschend synchron die Stirn, aber dann schienen sie das Dasein in einem freundlicheren Licht zu betrachten. Die Sonne ihres Wohlwollens ging zwar nicht direkt auf, aber sie warf, noch etwas misstrauisch, doch schon mal einen kurzen Blick über den Horizont.
    Der scheuere Gore sah allerdings so aus, als wüsste er nicht, ob er die Zigarre rauchen oder essen sollte. Gowers beendete seine Unsicherheit, indem er ihm Feuer gab. Einige Sekunden lang pafften sie schweigend vor sich hin, bis die Glut richtig gefasst hatte.
    »Gentlemen, ich danke Ihnen dafür, dass Sie meinen

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