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Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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und Gowers unabhängig voneinander erleichtert begrüßten. Außerdem hatte der Investigator diese Gelegenheit genutzt, die Passagierliste der Northumberland in eines seiner Gedächtnissysteme zu prägen.
    Doktor Francis Marcellus Van Helmont erwies sich als ein etwa fünfzigjähriger Mann mittlerer Größe mit ungeheuer klaren, fast himmelblauen Augen, die nur wenig zu seinen grauen, hier und da sogar schon weißen Haaren passten. Die steilen Falten, die neben beiden Nasenflügeln begannen und sich irgendwo im Dickicht eines hingebungsvoll gepflegten Barts verliefen, wirkten allerdings wie frisch gezogen und deuteten entweder auf ein akutes Magenleiden oder diverse, noch nicht allzu lange zurückliegende Erlebnisse, die mit nervlicher Anspannung verbunden gewesen sein mussten. Dazu kam ein leichtes Humpeln, vermutlich von einer Kriegsverletzung. Und da war noch etwas.
    Es gibt Menschen, die man belügen kann, die meisten eigentlich und in allem. Es gibt aber auch Menschen, die jede Lüge erkennen, als könnten sie sie riechen. Manche machen etwas aus dieser Gabe, andere wissen nicht einmal, dass sie sie haben. Und die einen wie die anderen wurden von John
Gowers heiß beneidet, der diese Fähigkeit, diesen Instinkt, schon aus beruflichen Gründen verzweifelt gern besessen hätte. Ihm war allerdings nur gegeben, solche Menschen auf den ersten Blick zu erkennen, und deshalb wusste er, dass er Francis Van Helmont nicht belügen konnte.
    Der Arzt war zunächst nicht begeistert von Gowers, denn im Gegensatz zu diesem etwas abgerissenen Yankee reiste er mit seiner gesamten Habe, diversen Koffern und Kisten sowie einer aberwitzig großen Truhe voller Bücher, schon beinahe ein Sarg. Zur Verärgerung des Quartiermeisters wollte er dieses Gepäck nicht im Frachtraum unterbringen, sondern in seiner eigenen Welt weiterleben, auch wenn sie verdammt eng würde.
    Tatsächlich sah die Kabine aus wie ein überquellendes Magazin, standen Kisten und Kästen bis an die Decke gestapelt, und der Arzt meinte wenig diplomatisch: »Sieht so aus, als würden Sie wieder zu Ihrer Schwester ziehen!«
    Gowers wartete mit seiner Antwort, bis alles verstaut war und sie allein waren.
    »Miss Thompson ist nicht meine Schwester, Doktor Van Helmont.«
    »Ah«, sagte der Arzt und zog rasch ein paar falsche Schlüsse. »Dann sollte es Ihnen ein Leichtes sein, sich wieder mit der jungen Dame zu versöhnen und die Reise in angenehmerer Gesellschaft zu verbringen als ausgerechnet in meiner.«
    »Sie ist nicht meine Verlobte, und ich habe sie auch nicht entführt.«
    »Hm.« Van Helmonts Augen funkelten zum ersten Mal ein wenig belustigt. »Hat sie Sie entführt?«
    Gowers lachte. »Streng genommen ja. Mein Name ist John Gowers, Investigator.«
    »Was?«
    »Privatdetektiv. Miss Thompson hat mich engagiert, um den Mord an ihrem Vater aufzuklären. Inkognito, Sie verstehen.«
    »Nein, noch nicht ganz.«
    Er verstand es allerdings nach einer Viertelstunde und einer ersten gemeinsamen Zigarre. Jedenfalls sagte er: »Nun, ich nehme nicht an, dass ich das alles hier an Bord überprüfen kann.«
    »Ich würde Sie jedenfalls bitten, das nicht zu tun. Es gehört zum Wesen einer Inkognito-Untersuchung, dass niemand weiß, dass er untersucht wird. Allenfalls könnten Sie mit Miss Thompson sprechen.«
    Van Helmont winkte ab, wobei er gleichzeitig den gläsernen Aschenbecher benutzte, den Gowers in der Messe hatte mitgehen lassen.
    »Schon gut, Mr. Wie-immer-Sie-heißen. Immerhin ist es möglich, dass eine gute Geschichte daraus wird.«

33.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Van Helmont erhob sich von seiner Büchertruhe, die gleich nach dem Einräumen der Kabine zum Sitzmöbel umfunktioniert worden war, und öffnete.
    »Besuch für Sie, Mr. Thompson!«
    Es war Leutnant Carver, der schüchtern zur Tür hereinlächelte, dabei aber so nervös von einem Bein aufs andere stieg, als hätte er einen Mord zu gestehen. »Darf ich Sie kurz sprechen, Mr. Thompson?«
    »Nur herein«, sagte Gowers.
    »Unter vier Augen, wenn möglich!« Der Leutnant sah kurz
zu Van Helmont, der wieder auf seiner Kiste Platz genommen hatte und auch keine Anstalten machte aufzustehen.
    »Oh, tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte Gowers und stellte die Herren vor: »Leutnant Carver – Doktor Van Helmont.«
    »Es ist aber persönlich«, beharrte der rotohrige Leutnant. »Nur für Sie bestimmt, Sir!«
    Einen Moment lang dachte Gowers, es hätte vielleicht mit dem Fall zu tun. Das jungenhaft

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