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Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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seines Vaters zu verarbeiten oder anzuerkennen, oder?«
    »Nein, und ich habe auch ihm gegenüber keine Zweifel daran gelassen, dass ich das auch nicht als Unfall anerkenne. Theresia hat immer gesagt, man müsse die Toten in Frieden ruhen lassen. Aber Florian war mit zwanzig ein wütender junger Mann. Er hat die anderen vier zur Rede gestellt, auch Maria.«
    »Die haben ihm aber auch nichts anderes gesagt, nehme ich an.«
    »Natürlich nicht, aber darüber ist eine Freundschaft mit Hubert Deubel entstanden. Er hat einen sehr guten Draht zu Florian, und die beiden haben ja diese gemeinsame Begeisterung für Architektur und Holzdesign. Inzwischen arbeiten sie eng zusammen. Hubert hat ihm sehr schöne Aufträge vermittelt.«
    »Und die anderen Herren?«, fragte Irmi.
    »Ach, wissen Sie, Florian trifft sie von Zeit zu Zeit. Ich war mir da nie so sicher, wie ich das finden soll. Es kam mir immer so vor, als hätten die Fünf Freunde den einen Flori gegen den nächsten Flori ausgetauscht. Einfach in eine jüngere Ausgabe verwandelt.« Sie sah aus dem Fenster.
    Irmi nickte, trank ihren Kaffee und wartete, bis Roswitha Eitzenberger sich ihr wieder zuwandte und fortfuhr: »Aber es schien und scheint ihm gutzutun. Die Aggression hat sich gelegt. Sie haben ihm auch immer erzählt, wie toll sein Vater gewesen ist. Das war nett, denn so toll war er gar nicht. Er war ein unbeherrschter Hitzkopf. Ich bin froh, dass das bei Florian nur sehr selten durchblitzt oder besser: dass er es heute eher in kreative Arbeit ummünzen kann.« Wieder machte sie eine Pause. »Und dann werden mit der Zeit die Farben um so Vieles blasser. Das sind nicht mehr die ungestümen Helden von damals, das sind erwachsene Männer, die alle im Berufsleben stehen. Sepp Ostler ist nur noch in der Klinik und auf Ärztekongressen, Quirin Grasegger furchtbar wichtig in der Provinzprominenz, auch Hubert Deubel arbeitet ungeheuer viel, nur Ernst…« Sie überlegte kurz. »Ernst ist sich am ehesten treu geblieben: als Rattenfänger und ewiger Visionär.«
    »Mochten Sie ihn?«, fragte Irmi nach einer Weile.
    »Schwer zu sagen. Er war ein ungewöhnlicher Mensch, über den immer geredet wurde, der im Zentrum stand, auch wenn er gar nicht da war.«
    »Bis in den Tod«, sagte Irmi. »Wir reden auch heute über ihn. Ich muss das tun, denn irgendjemand hat ihn ermordet, und, Frau Eitzenberger, ich glaube, der Mord hat etwas mit dem Tod von Flori damals zu tun. Ich muss Sie noch mal fragen: Wissen Sie irgendetwas, was nicht in den Polizeiakten steht?«
    Roswitha Eitzenberger war wie aufgeschreckt. »Nein, um Himmels willen! Wollen Sie jetzt nach dreißig Jahren sagen, das sei kein Unfall gewesen? Jetzt?«
    Irmi tat es leid, diese Frau aus ihrer so mühsam erworbenen Ruhe und trügerischen Idylle herausholen zu müssen. »Ich kann noch gar nichts sagen, ich weiß nur: Ich muss Ihren Sohn sprechen. Wo könnte ich ihn finden?«
    »Er ist bei Hubert Deubel im Büro.« Roswitha Eitzenberger sah gequält aus. Auf einmal wirkte sie wirklich wie eine alte, abgearbeitete Frau.
    »Das finde ich schon. Sie können ihn ruhig anrufen, dass ich komme.« Irmi lächelte ihr aufmunternd zu und fühlte sich doch selbst so müde. »Ach, Frau Eitzenberger, was macht eigentlich Ihre Schwiegermutter? Sie ist hier noch gemeldet.«
    Wieder schoben sich Schatten über Frau Eitzenbergers Augen. »Machen tut sie nichts mehr. Die Macherin von einst ist bettlägerig und hat schweren Alzheimer. Sie erkennt uns nur manchmal. Sie liegt oben, Flori und ich pflegen sie, zweimal täglich kommt ein Pflegedienst, am Sonntag auch den ganzen Vormittag, damit ich in die Kirche kann und dann noch auf den Friedhof.« Sie blickte aus dem Fenster. »Ich denke nur, bald müssen wir den Hospizverein bemühen.«
    Das klang sarkastisch, aber Irmi wusste, dass jeder dem Sterben auf eigene Weise begegnete. »So schlimm?«
    Sie nickte.
    Irmi drückte ganz kurz ihren Arm. »Meine Mutter ist vor einiger Zeit schwer dement zu Hause gestorben.« Sie sparte sich die üblichen Phrasen wie: »Ach, ich weiß, wie es Ihnen geht«, dieses leere: »Viel Kraft wünsch ich Ihnen« oder: »Hoffentlich finden Sie Halt in der Familie«. Das würde die Frau, die ihr gegenübersaß, nicht trösten. Es war ihre Realität. Jeder hatte eben seine eigene Realität zu überleben.
    Roswitha Eitzenberger sah Irmi in die Augen. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas erfahren? Von Flori? Damit ich es nicht aus der Zeitung erfahren muss?«
    »Das

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