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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Österreicherin?«
    »Ja.«
    »Was für Freunde du hast, erstaunlich«, sagte Laurenti, dem diese Entwicklung der Dinge gar nicht paßte. Ramses und die Österreicherin – ein seltsames Paar. Auf jeden Fall würde er Laura künftig in Frieden lassen. Während er über die seltsame Beziehung nachdachte, setzte sich die Trauergemeinde hinter dem Leichenwagen in Bewegung.
    »Und was ist dir abhanden gekommen?«
    »Es hat mit diesen Leuten zu tun.«
    Der Trauerzug näherte sich langsam.
    »Und was hat ein Schriftsteller mit diesen Ärzten zu tun?«
    Noch ehe der Schweizer antworten konnte, hörten sie aus der Richtung des Ausgangs den Motor eines Lastwagens aufheulen, und wenig später sahen sie, wie der Sattelschlepper, über den Laurenti sich zuvor aufgeregt hatte, losfuhr. Schwarze Abgaswolken standen über dem Führerhaus.
    Sauerei, dachte Laurenti, wenn der nachher noch da ist, knüpfe ich ihn mir vor. Und den Schweizer fragte er: »Kanntest du etwa auch Lestizza?« Doch Ramses’ Anwort konnte er nicht mehr abwarten.
     
    *
     
     
    Er sah sie vor sich. Alle seine Feinde waren beisammen. Auf diesen Moment hatte er gewartet. In ein paar Augenblicken wäre er am Ziel. Jetzt Ruhe bewahren, dann fliehen. Verschwinden in der Stadt, später aus der Stadt. Er zog den Briefumschlag mit dem Geld aus der Jackentasche und tastete ihn ab. Dimitrescu startete den LKW und gab ein paarmal so kräftig Gas, daß einige der Friedhofsbesucher sich zu ihm umdrehten und laut schimpften. Niemand konnte mehr zu ihm durchdringen. Er mußte sich konzentrieren. Der Leichenwagen mit der Trauergemeinde hatte sich schon ein Stück entfernt. Das Tor des Haupteingangs war zu niedrig für die Zugmaschine, aber er würde es durchbrechen können. Er mußte handeln, solange sie so eng zusammen gingen, und er mußte schnell sein, damit sie nicht ausweichen konnten. Dimitrescu bekreuzigte sich und ließ die Kupplung kommen. Bevor der rote Lastwagen das Tor durchbrach, rammte er einen dunkelblauen Alfa Romeo, der im Halteverbot stand und den Weg versperrte. Ein Hund jaulte herzzerreißend. Die Windschutzscheibe splitterte, als das Fahrerhaus das Gesims durchbrach. Friedhofsbesucher stoben auseinander, um dem Monster zu entkommen, das einen Gang hochgeschaltet wurde und die Friedhofsstraße hinaufschoß. Mit der Hand stieß Dimitrescu die Scherben weg.
     
    Laurenti, der die Situation blitzartig erfaßte, rannte laut schreiend und mit gezogener Beretta los. Die Leute hinter dem Leichenwagen blieben stehen und drehten sich um, als sie begriffen, daß ihnen die Rufe galten. Laurenti gab drei Schüsse auf die Reifen des Sattelschleppers ab, doch das rote Ungetüm setzte seine Höllenfahrt ungebremst fort. Jetzt zog er die Waffe hoch und schoß aufs Führerhaus. Nach einer kurzen Schlingerbewegung kam das Fahrzeug abrupt zum Stehen. Laurenti ging langsam auf den Wagen zu. Die Waffe hielt er noch immer mit beiden Händen vor seiner Brust. Die Trauergemeinde stand wie angewurzelt hinter dem Leichenwagen, keine fünfzig Meter trennte sie von der Zugmaschine. Laurenti schaute dem Fahrer in die Augen, der mit feuerroten Wangen hinter dem Steuer saß. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. Als er nur noch ein paar Schritte entfernt war, fuhr der LKW wieder an. Laurenti rettete sich mit einem Sprung zur Seite und jagte das halbe Magazin durch das Seitenfenster, ohne das Fahrzeug aufhalten zu können.
    »Haut doch endlich ab da«, brüllte Laurenti in Panik, und endlich kam Bewegung in die Menschen, die zur Seite stoben.
    Der LKW knallte in den Leichenwagen und schob ihn vor sich her, bis in die Grünfläche mit dem Mahnmal für die »Gefallenen der Arbeit« hinein, um die der Weg sich gabelte. Dann erstarb der Motor. Laurenti keuchte und rannte los. Als er, die Waffe im Anschlag, die Fahrertür aufriß, fiel ihm der blutüberströmte Fahrer entgegen.
     
    *
     
     
    Laurenti saß bedrückt und in sich zusammengesunken in einem tiefen Sessel im Büro des Questore. Das große Glas Whisky, das der Chef ihm serviert hatte, faßte er nicht an. Vor drei Stunden hatte er einen Menschen erschossen. Es war sein zweiter Toter während seiner fünfundzwanzigjährigen Dienstzeit in Triest. Das erste Mal lag vierzehn Jahre zurück und hatte ihn damals über Monate kaum schlafen lassen. Immer wieder sah er sich vor die Frage gestellt, ob nicht ein anderer Ausweg möglich gewesen wäre. Selbst der Beistand der Kollegen und die langen Sitzungen mit dem Polizeipsychologen hatten ihn

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