Tod Auf Der Warteliste
gestorben ist und welchen Zusammenhang es zu dem Schriftsteller gibt? Ich brauche es so schnell wie möglich.«
»Wie geht’s dem Hund? Hast du schon etwas gehört?«
Marietta schüttelte stumm den Kopf und machte eine unmißverständliche Handbewegung, als er in sein Büro zurückstürmen wollte.
»Du hast Besuch«, flüsterte sie. »Galvano. Ich konnte ihn nicht loswerden. Er ist einfach reingegangen und hat gesagt, er würde warten.«
»Galvano? Endlich ist er einmal da, wenn man ihn braucht. Scoglio soll noch einen Durchsuchungsbefehl für ›La Salvia‹ ausstellen. Sofort, bitte! Und ruf in Udine an! Frag, wie es Almirante geht.«
»Entschuldige, daß ich einfach reingeplatzt bin«, sagte Galvano. »Das war ein filmreifer Auftritt.«
»Was haben Sie auf dem Friedhof gemacht?«
»Luchsauge. Könnte ich dich auch fragen. Nennen wir es Berufskrankheit.«
»Dann waren Sie aber plötzlich weg.«
»Ich wollte mich nicht aufdrängen.«
Laurenti ging zu seinem Schreibtisch und hielt den Zettel hoch, den er am Morgen unter dem Scheibenwischer seines Wagens gefunden hatte. »Komisches Aufeinandertreffen. Auch unser Schweizer Freund war dort. Hier, lesen Sie das.«
»Ich bin froh, daß es ihm wieder bessergeht. Gestern sah er wirklich schlecht aus.«
»Was sagen Sie zu diesem anonymen Brief?«
Galvano warf einen flüchtigen Blick auf das Blatt und legte es auf den Tisch zurück.
»Wirf den Wisch weg! Der Kerl kann keiner Fliege etwas antun. Außer ein paar enttäuschten Geliebten hat der mit Sicherheit nichts auf dem Gewissen.«
»So einfach ist das nicht. Das Schreiben wurde an mehrere Adressaten geschickt. Auch Romani hat es bekommen.«
»Hast du unseren Pharao schon danach gefragt?«
»Nein. Als ich ihn sah, sprach er von Unterlagen, die ich mir anschauen soll. Sie haben angeblich mit der Klinik zu tun.«
»Hat er nicht erzählt, daß er in Paris war? Am Dienstag? Da hat man diesem Lestizza doch die Eier abgeschnitten. Laß die Flüge überprüfen.«
Marietta meldete, daß Scoglio soeben grünes Licht für eine erneute Durchsuchung der Klinik gegeben hatte. Von der Tierklinik in Udine hatte sie noch keine Nachricht erhalten.
Sonntagsruhe
Dirne verbarrikadiert sich in Wohnmobil. Österreicherin leistet hartnäckigen Widerstand. Fahrzeug beschlagnahmt. Wieder war Laurenti vor sechs Uhr auf dem Weg ins Büro, doch gönnte er sich unterwegs noch einen Kaffee und überflog die Zeitung. Am Nachmittag kamen die Gäste, und am Samstag war er erst am Abend nach Hause gekommen. Die Stimmung war entsprechend düster. Seine Familie schimpfte diesmal geschlossen auf seinen Beruf, der ihn auffressen würde. Nicht einmal bei den Vorbereitungen für die Einweihungsparty konnte er helfen. Laura und die Kinder mußten alles alleine erledigen. Laurenti war mit anderem beschäftigt. Den Gesprächen beim Abendessen folgte er kaum. Er hatte schwer an den Ereignissen des Tages zu nagen und zog sich früh zurück. Er dachte an den Hund und versprach dem heiligen Antonius eine dicke Spende, wenn die Tierärzte ihn durchbrachten. Er konnte keinen Schlaf finden, obwohl die Erschöpfung ihm tief in den Knochen steckte. Als Laura zu Bett ging und ihn fragte, wie er sich fühlte, murmelte er nur vor sich hin. Er wollte und konnte nicht reden. Bald hörte er Laura tief und regelmäßig atmen. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt.
Als er aufwachte, war es noch dunkel. Obwohl er sich restlos zerschlagen fühlte, stand er auf. Er würde erst dann Ruhe finden können, wenn er die Sache hinter sich gebracht hätte.
Eine Prostituierte aus Graz, die ihre Freier auf einem Parkplatz am Campo Marzio empfing, geriet in der Nacht zum Samstag in eine Razzia der Polizia di Stato. Als sie nach mehrmaliger Aufforderung sich weigerte, ihr Wohnmobil zu öffnen, waren die Polizisten gezwungen, das fahrbare Bordell aufzubrechen. Die Dirne (sie ist den Beamten seit Jahren wohlbekannt) wurde im Polizeipräsidium vernommen. Im Camper fand man über hundert Präservative, Intimwäsche und andere spezielle Gegenstände.
Laurenti faltete die Zeitung zusammen, bezahlte und machte sich auf den Weg ins Büro. Es war Punkt halb sieben, als sein Mobiltelefon klingelte.
»Das ist wirklich eine Bombe«, sagte Galvano. »Unser Schweizer Freund ist doch nicht so harmlos, wie wir dachten. Der ist gar kein Schriftsteller, sondern ein ziemlich abgebrühter Journalist. Jetzt hast du Beweise genug, um den Laden dichtzumachen. Du kannst ihm dankbar
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