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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Rad hat nicht einmal einen Gepäckträger.«
    »Wirklich komisch, Galvano. Ich muß jetzt los.« Ramses drehte den Zündschlüssel und startete den Wagen.
    »Ich würde allzu gerne wissen, was ihr zusammen ausheckt. Da ist doch was.«
    »Wir sehen uns am Sonntag bei den Laurentis.« Ramses drehte die Seitenscheibe hoch und ließ den Alten stehen.
     
    *
     
     
    Er war die ganze Nacht unterwegs gewesen, und nur dank einiger Joints, die er im Flur rauchte, konnte er in seinem Abteil schlafen. Als der Zug bei Monfalcone den Anstieg auf die Steilküste begann, wußte er, daß er bald eine heiße Dusche nehmen und dann in einem richtigen Bett den Schlaf nachholen konnte. Er stand am Fenster und schaute hinaus auf den Golf von Triest. Das Meer lag wie blauer Batist unter der Morgensonne, die sich schon über die istrische Halbinsel erhob. Marco freute sich jetzt doch, wieder nach Triest zu kommen und seine Eltern und endlich auch das neue Haus zu sehen, obgleich es ihm in La Spezia gut gefiel. Auch die ligurische Küste war schön. Die letzten Monate hatte er am Wochenende meistens Dienst geschoben, oder gab es zumindest gegenüber seinen Eltern vor, weil er nicht die geringste Lust hatte, Kisten zu packen und seine Freizeit mit der Schlepperei für den Umzug zu verschwenden. Außerdem war er frisch verliebt und rannte der Auserwählten seit Wochen erfolglos hinterher. Sie hieß Silvia, war drei Jahre älter als er, blond wie seine Mutter, und arbeitete als Zimmermädchen im Grandhotel in Portovenere. Geboren und aufgewachsen war sie allerdings in Monfalcone, und Marco malte sich bereits aus, wie sie beide nach Ablauf seines Militärdienstes an den adriatischen Golf zurückgingen und die Sommer auf einem Segelboot verbrachten.
    Nur widerwillig hatte er dem Druck seiner Eltern nachgegeben, wie seine älteren Schwestern zur Hauseinweihung nach Triest zu kommen. Als sein Vater schließlich vorschlug, Ettore Orlando einzuschalten, damit Marco nicht schon wieder Wochenenddienst schieben müßte, blieb ihm nichts anderes übrig, als eilig zuzusagen. Der Blick auf den Golf an diesem Morgen im März versöhnte ihn.
    Sein Vater wartete am Bahnsteig. Mit einem schwarzen Hund, von dem Marco auch noch nichts wußte. Als er Proteo umarmte, sprang der Hund an ihm hoch und bellte wie ein Besessener. Laurenti herrschte ihn an und zog an der Leine. Erst ein rauher Befehl brachte den Hund zur Ruhe. »Almirante, sitz!« Den Befehl auf deutsch: Die perfekte phonetische Inszenierung der Achse Rom–Berlin. Marco schaute sich beunruhigt um, doch die Fahrgäste, die kurz zu ihnen herübergeblickt hatten, waren längst weitergegangen.
    »Wie heißt der?«
    »Cluzot.«
    »Und warum hast du ihn dann Almirante genannt?«
    »So hieß er früher. Wie war die Reise?«
    »Ich kann es kaum erwarten, ins Bett zu kommen.«
    Als sie losgehen wollten, sprang der Hund wieder auf und bellte laut. Er hatte es ganz eindeutig auf Marcos Reisetasche abgesehen.
    »Spinnt der?« fragte Marco.
    »Was hast du da drin? Er riecht etwas. Er ist ein pensionierter Polizeihund, den niemand wollte.«
    »Ein Bastard als Polizeihund?« Marco lachte.
    »Warum nicht?« sagte Proteo Laurenti mürrisch. Jetzt machte sich auch noch sein Sohn über seinen neuen Gefährten lustig.
    »Entschuldige, ich muß dringend zur Toilette, bevor wir losfahren.«
    »Ich warte hier auf dich. Laß die Tasche hier.«
    »Nein, die brauche ich.« Marco verschwand in Windeseile und ohne auf eine Antwort seines Vaters zu warten. Der Hund schaute ihm grimmig hinterher.
    »Was hast du nur?« fragte Laurenti. »Das ist mein Sohn. Du mußt gut zu ihm sein.«
    Als Marco zurückkam, humpelte er.
    »Ich bin ausgerutscht, aber es geht schon«, sagte er zu seinem Vater, während sie zum Wagen gingen. Es war unbequem, mit einem Stein im Schuh zu laufen, selbst wenn es keiner war.
    »Laß dich nicht erwischen mit dem Zeug«, sagte Laurenti, als er mit seinem Sohn die Treppen zum Haus hinunterging. »Ich glaube kaum, daß es deiner Mutter gefällt, wenn du dich zukiffst. Hilf ihr bitte bei den Vorbereitungen für morgen.«
    Marco tat, als hätte er die Bemerkung Proteos nicht verstanden. Ein Polizist als Vater war manchmal eine schwere Last.
     
    *
     
     
    Dimitrescu hatte die Nacht über kaum geschlafen. Ausgestreckt auf dem Bett, mit geschlossenen Augen, arbeitete er fieberhaft an seinem Plan und ging ihn immer wieder Schritt für Schritt durch. Er hatte genug gesehen, um zu wissen, wie er vorgehen mußte. Und

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