Tod Auf Der Warteliste
Arrondissement hervor. Es verschlug Laurenti den Atem. »Die Obduktion des Leichnams der Matilde Leone ergab, daß im Krankenhaus von Valletta/ Malta alle inneren Organe bereits entnommen waren. Die präzise Todesursache konnte nicht mehr ermittelt werden. Die Leiche wurde nach Triest überstellt.«
*
Er hörte die Stimmen und das Gelächter schon von der Straße aus. Nur mit Mühe fand er einen freien Parkplatz. Er war spät dran. Die Sonne wanderte immer schneller über die Lagune im Westen und würde bald untergehen. Langsam ging Laurenti die Treppe hinunter und hörte laute Rufe, als ihn die Gäste sahen. Laura kam ihm fröhlich entgegen.
»Da bist du ja endlich«, sagte sie und küßte ihn. »Wie geht es Cluzot?«
Laurenti zuckte die Schultern. »Nichts Neues, leider.«
Sie strich ihm mit der Hand über die Wange, als sie seinen traurigen Blick sah. »Auch ich hoffe, daß er durchkommt, Proteo.«
»Wie ist das Fest?«
»Es sind alle da. Auch Galvano. Und Marietta kam schon vor einer halben Stunde. Ramses ist auch da. Nur der Staatsanwalt und der Questore fehlen noch.«
»Es tut mir leid«, sagte Laurenti und hielt seine Frau an den Schultern. »Es ging nicht früher. Und wenn ich ehrlich bin, würde ich euch am liebsten alleine feiern lassen.«
»Ramses ist in Begleitung. Kennst du die Dame?«
»Ja, eine Nutte.«
»Was?« Laura schaute ihn empört an, doch erkannte sie sofort, daß Laurenti nicht scherzte.
»Die Österreicherin mit dem Wohnmobil. Ich hab keine Lust auf das Fest.«
»Komm doch erst einmal rein. Du hast mit Sicherheit noch nichts gegessen. Die Vorspeisen sind fast alle weg, aber der Brasato vom Pferd ist phantastisch geworden. Und nachher kannst du dich ein bißchen hinlegen, bis es dir bessergeht.«
Sie zog ihn am Arm. Er winkte den Gästen und gab manchen die Hand. Laurenti goß sich ein Glas Rotwein ein. Dann ging er zu Ramses.
»Complimenti«, sagte Laurenti. »Du hast gute Arbeit geleistet. Die Klinik ist geschlossen. Die stationären Patienten wurden zum Teil in die städtischen Krankenhäuser verlegt. Nicht ganz so luxuriös wie da oben, aber wesentlich billiger.«
»Der Fall wird dir ziemlich viel Publicity bringen«, sagte Ramses.
»Darauf kann ich verzichten.« Er spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, und suchte einen Platz, wo sie ungestört waren. »Du hast gelogen«, sagte Laurenti. »Du warst nicht in Paris, sondern hast dich lediglich auf die Acht-Uhr-fünfzehn-Maschine eingecheckt. Du bist mit einem Leihwagen gefahren und hast ihn in München gegen fünfzehn Uhr abgegeben.«
»Ich litt unter Magenbeschwerden und war auf der Toilette. In der Zwischenzeit war die Maschine weg.« Der Schweizer schien sich nicht beeindrucken zu lassen. Seine Stimme klang geradezu fröhlich.
»Schwachsinn! Lestizza wurde gegen neun Uhr überfallen. Du hattest genug Zeit, um vom Flughafen zurück in die Stadt zu fahren, ihm die Eier abzuschneiden und dann auf die Autobahn nach München zu kommen. Zeitlich paßt das genau. Gut geplant. Aber nicht gut genug.«
»Interessante Theorie. Motiv?«
»Matilde Leone kam ohne die inneren Organe zurück.«
Ramses wich für einen Moment das Blut aus den Wangen, doch faßte er sich schnell wieder. »Das stimmt«, sagte er. »Und es war Lestizza.« Er schaute sich einen Augenblick um, als wollte er sich vergewissern, daß sie allein waren.
»Die Pariser Kollegen sagten, sie habe außerdem ein Kind erwartet. Laut deinen Angaben! Medizinisch war nichts belegt. Strohleiche.«
»Und?« Ramses schluckte trocken.
»Was hast du mit seinem Glied gemacht?«
Ramses lächelte gequält und schaute an Laurenti vorbei.
»Ich habe dich etwas gefragt!«
»Wahrscheinlich hat es sein Hund gefressen, dabei sollte es ihm im Mund stecken, als man ihn fand.« Wieder war der spöttische Tonfall nicht zu überhören.
»Laß die Witze.« Laurenti ballte die Faust hinter seinem Rücken.
»Mafia! In meinem Artikel habe ich deutlich gemacht, daß der Organhandel kein Delikt von Einzelpersonen ist. Niemals. Es ist ein neuer Geschäftszweig, der rasant zunehmen wird. Länderübergreifend. Egal, ob Ost oder West. Geh in die Schweiz oder nach Frankreich, Italien oder Deutschland. Überall. Die Ärmsten der Armen trifft es. Und neben der Organisation kassieren solche Schweine wie Lestizza ab. Er hat es nicht anders verdient.«
»Und du hältst dich für den gottgefälligen Rächer, der nur Gerechtigkeit übt.«
»Du kannst mir nichts nachweisen,
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