Tod aus der Zukunft
fragte Sutton.
„Wir machen es Ihnen so einfach wie möglich. Guten Abend, Mr. Sutton.“
Der Mann schritt über die Wiesen davon, in Richtung auf den Wald, der sich die Uferfelsen hinunterzog.
Sutton stand auf dem staubigen Weg und sah ihm nach. Endlich Kontakt! Nach zehn Jahren. Aber mit den falschen Leuten.
Die Revisionisten hatten ihn beobachtet und hatten gewartet – zehn Jahre lang. Allerdings nicht nach ihrer, sondern nur nach seiner Zeit.
Aber warum hatten sie zehn Jahre gewartet? Um ihn weichzumachen? Damit er ihr Angebot akzeptierte?
Und dann wurde es ihm plötzlich klar.
Sie hatten darauf gewartet, daß John H. seinen Brief schrieb! Denn sie hatten natürlich Kenntnis von dem Brief, sie hatten den alten John H. mit ihren Maschinen studiert, sie kannten ihn in- und auswendig.
Der Brief war der Schlüssel zu dieser ganzen Angelegenheit, der Köder, der Asher Sutton in dieses Zeitalter gelockt hatte. Hier hatten sie ihn dann festgehalten und so ausbruchssicher eingesperrt, wie er in keiner Gefängniszelle gewesen wäre.
Er schickte seine Gedanken aus und tastete sich vorsichtig in den Geist des Mannes hinein, der den Hügel emporstieg.
Hühner, Katzen, Hunde, Feldmäuse – keines dieser Lebewesen hatte geahnt, daß er sich in sie hineinversetzt hatte. Aber ein Mensch?
Das Mädchen wartet bestimmt nicht. Ich bin schon zu lange weg. Ihre Gefühle gehen nicht unter die Haut, Moral hat sie auch keine, also hat sie auch keine Lust mehr, auf mich zu warten. Soll sie zum Teufel gehen, ich suche mir eine andere. Aber eine wie sie kriege ich doch nicht wieder.
Wer da behauptet hat, daß dieser Sutton leicht zu behandeln wäre, muß ja verrückt sein. Großer Gott, zehn Jahre in so einem Loch, und ich würde dem Teufel selbst um den Hals fallen, wenn er mich ’rausholen wollte. Aber Sutton? Nicht ein Wort. Nicht das geringste Zeichen von Überraschung. Nicht mal stehengeblieben ist er, als ich ihn angesprochen habe. Verdammt, jetzt könnte ich einen Drink gebrauchen. Diese Arbeit geht einem doch auf die Nerven …
Sutton holte seine Gedankenfühler wieder zurück und blieb regungslos auf dem Weg stehen. Ein ungeheures Gefühl der Erleichterung tobte in ihm. Sie wußten es nicht! Zehn Jahre lang hatten sie ihn beobachtet und wußten es nicht! Sie hatten lediglich die oberflächlichen Dinge erfaßt, nicht aber das, was in seinem Geist vorging.
Er warf einen Blick in die Richtung des Farmhauses zurück, tastete in Gedanken sein Zimmer ab. Die Bücher, die paar beschriebenen Blatt Papier, den Rasierapparat. Nichts, was er nicht unbesorgt zurücklassen konnte.
Leise bog er von dem staubigen Weg ab und folgte dem Mann über die Wiesen zu den Flußfelsen. Er holte ihn wenige Minuten, nachdem er den Wald erreichte hatte, ein und hielt sich von da an wenige Schritte hinter ihm.
Das Schiff lag in einem tiefen Felseinschnitt. Auf einen Ruf des Mannes hin gingen Lichter an, und eine Einstiegluke wurde geöffnet. Ein zweiter Mann spähte angestrengt in die Nacht hinaus.
„Bist du das, Gus?“ rief er gedämpft.
Der andere fluchte. „Wer denn sonst?“
„Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Du machst dir ewig unnötige Sorgen! Ich habe die Nase voll – von dir und von dieser idiotischen Welt. Trevor kann sich einen anderen für diesen Job suchen!“
Er kletterte die Treppe zur Luke hinauf. „Beweg dich!“ fuhr er den anderen an. „Wir fahren los!“ Er drehte sich um und wollte die Luke schließen, doch Sutton hatte sie bereits zugemacht.
Gus trat zwei Schritte zurück, blieb stehen und grinste.
„Nun sieh dir an, wen wir da haben!“ sagte er. „He, Pinky, weißt du, wer das ist?“
Sutton lächelte die beiden grimmig an. „Wenn die Herren nichts dagegen haben, würde ich gern mitfahren.“
„Und wenn wir etwas dagegen haben?“ erkundigte sich Pinky.
„Ich werde mit diesem Schiff fliegen“, erklärte Sutton. „Mit oder ohne euch, das ist mir egal.“
„Das ist Sutton“, wandte sich Gus an Pinky. „Mr. Sutton, Trevor wird sich sehr freuen, Sie zu sehen.“
Trevor. Dreimal hatte er diesen Namen nun schon gehört.
„Ich habe mich jahrelang auf eine Begegnung mit Mr. Trevor gefreut“, sagte Sutton. „Wir werden eine Menge zu besprechen haben.“
42
Trevor nahm eine Büroklammer und flippte sie in ein Tintenfaß auf seinem Schreibtisch. Die Klammer landete in der Tinte.
„Immer besser“, sagte Trevor. „Von zehn Versuchen sind sieben Treffer. Früher waren es nur
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