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Tod aus der Zukunft

Tod aus der Zukunft

Titel: Tod aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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fast, daß Sie ein Sutton sind. Übrigens“ – er hustete verlegen –, „ich habe mir neulich Ihre Schreibmaschine ausgeborgt, weil ich einen wichtigen Brief schreiben mußte.“
    „Das macht nichts“, entgegnete Sutton. „Hoffentlich sind Sie damit fertig geworden.“
    „Schreiben Sie selbst eigentlich auch noch, William?“
    „Nein, ich habe es aufgegeben. Es ging nicht. Wissen Sie, ich habe nämlich meine Notizen verloren. Ich dachte, ich könnte mich auch so erinnern, aber es hatte keinen Zweck.“
    „Haben Sie Sorgen, William?“
    „Nein“, antwortete Sutton, „nicht direkt.“
    „Kann ich Ihnen helfen? Sie wissen doch, wir würden alles für Sie tun.“
    „Eines Tages gehe ich vielleicht fort“, sagte Sutton. „Möglicherweise unerwartet. Und dann möchte ich, daß Sie mich vergessen. Vergessen Sie, daß ich jemals hier war.“
    „Ist das Ihr Wunsch, mein Sohn?“
    „Das ist mein Wunsch.“
    „Vergessen können wir Sie nicht, William“, sagte der alte John H. „Das ist unmöglich. Aber wir werden niemals über Sie sprechen. Wenn irgend jemand nach Ihnen fragt, werden wir tun, als wären Sie nie hier gewesen.“ Er hielt inne. „Meinten Sie das, William?“
    „Ja“, antwortete Sutton, „das meinte ich.“
    Eine Weile standen sie stumm voreinander und sahen sich an. Dann drehte sich der Alte um und schritt auf das hell erleuchtete Haus zu.
    Zehn Jahre, dachte Sutton, und der Brief ist geschrieben, die Voraussetzungen der Vergangenheit sind erfüllt. Eva, wo bist du? Werde ich dich je wiedersehen? Warum holt ihr mich nicht? Könnt ihr mich nicht finden?
    Er hatte manchmal das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Einmal war sogar jemand im Wald, als er nach einem verirrten Kalb suchte, vor ihm davongelaufen.
    Sutton drehte sich um und schlenderte über den Hof. Ein Huhn in der Scheune gackerte im Schlaf.
    Die Tiere – er hatte sich in sie alle hineinversetzt, aus Neugier oder aus Wissensdurst. Er hatte sozusagen trainiert. Doch eine Grenze hatte er niemals überschritten, vielleicht aus Furcht, entdeckt zu werden, vielleicht aus Scheu vor einer Verletzung der Intimsphäre.
    Der Weg war ein weißes, staubiges Band, das sich durch eine nachtschwarze Landschaft zog. Ruhe und Frieden, dachte Sutton, aber die Zeit ist erfüllt, ich könnte jetzt heimkehren.
    Nur wußte er nicht, wie.
    „Johnny“, sagte er, „Johnny, was sollen wir tun?“
    Er spürte, wie es sich in seinem Geist regte. „Schon gut, Ash“, sagte Johnny. „Du hast diese zehn Jahre gebraucht.“
    „Du bist bei mir geblieben, Johnny?“
    „Ich bin du“, sagte Johnny. „Ich kam zu dir, als du geboren wurdest. Ich bleibe bei dir, bis du stirbst.“
    „Und dann?“
    „Dann brauchst du mich nicht mehr, Ash. Dann gehe ich zu einem anderen Lebewesen. Kein Lebewesen ist allein.“
    Niemand ist allein, dachte Sutton, und es klang wie ein Gebet.
    Er war tatsächlich nicht allein. Irgend jemand ging neben ihm, wie lange schon, wußte er nicht.
    „Ein wunderschöner Spaziergang“, sagte der Mann, dessen Gesicht sich hinter der Dunkelheit verbarg. „So ruhig, so einsam! Gut zum Nachdenken, nicht wahr?“
    Sutton antwortete nicht und ging schweigend weiter. Der Mann folgte ihm.
    „Sie haben sehr viel nachgedacht, Sutton, stimmt’s? Zehn Jahre lang.“
    „Sie müssen es ja wissen“, entgegnete Sutton. „Sie haben mich doch beobachtet.“
    „Ja, wir und unsere Maschinen. Wir haben Sie von oben bis unten auf Band aufgenommen und wissen eine Menge über Sie.“
    „Vor zehn Jahren haben Sie zwei Männer geschickt, die mich kaufen sollten.“
    „Ich weiß“, bestätigte der Mann. „Wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist.“
    „Ich habe sie umgebracht“, erklärte Sutton.
    „Sie haben Ihnen einen Vorschlag gemacht, nicht wahr?“
    „Ja, einen Planeten haben sie mir angeboten.“
    „Ich wußte ja, daß das keinen Sinn hatte“, triumphierte der Mann. „Ich hab’s Trevor gleich gesagt.“ „Und Sie haben jetzt einen anderen Vorschlag für mich?“
    „Nicht direkt“, antwortete der Mann. „Wir überlassen es Ihnen, den Preis festzusetzen.“
    „Ich werde es mir überlegen“, entschied Sutton.
    „Wie Sie wollen“, kam die Antwort. „Wir werden warten und beobachten. Geben Sie uns einfach ein Zeichen, wenn Sie sich entschlossen haben.“
    „Ein Zeichen?“
    „Natürlich. Schreiben Sie uns einen Zettel. Oder sagen Sie nur: ‚Ich habe mich entschlossen.’ Wir hören Sie.“
    „So einfach ist das?“

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