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Tod aus der Zukunft

Tod aus der Zukunft

Titel: Tod aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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siebten Tag aber ruhte er aus und litt unter der Einsamkeit und den verzweifelten Gedanken, die mit der Muße kamen.
    Es war eine verzehrende Sehnsucht, die von einer Aufgabe sprach, die getan werden mußte und nun vielleicht nie getan wurde.
    Zuerst hatte es noch Hoffnung gegeben.
    Sie werden mich suchen, hatte Sutton gedacht. Sie werden eine Möglichkeit finden, mich zu erreichen.
    Die Vergangenheit kann man nicht verändern, hatte er sich dann gesagt, jedenfalls nicht grundlegend. Deswegen bin ich ja hier. Deswegen muß ich bleiben, bis der alte John H. den Brief an sich selbst geschrieben hat. Was anschließend geschieht, weiß ich nicht, auch wenn es durch die Geschichte schon festgelegt ist.
    Nein, die Vergangenheit ließ sich nicht verändern. Denn irgendwo, irgendwann hatte er ein Buch geschrieben. Das Buch existierte, also hatte er es geschrieben, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt auf ihn persönlich noch nicht zutraf.
    Irgendwann, dachte Sutton, werden sie mich finden. Irgendwann, bevor es zu spät ist.
    Herkimer, ein Androide.
    Eva Armour, eine Frau.
    Sie – zwei Personen.
    Aber nicht diese beiden allein. Sondern mit ihnen eine Armee von Schatten, alle Androiden, alle Roboter, die der Mensch jemals gemacht hatte. Und einige Menschen, die einsahen, daß der Mensch nicht länger behaupten konnte, ein Sonderwesen zu sein, daß er einen Platz als Gleicher unter anderen einnehmen mußte.
    Sie würden ihn suchen – aber wo?
    Gewiß, der Roboter des Informationszentrums konnte ihnen sagen, daß er sich nach einer alten Stadt namens Bridgeport erkundigt hatte. Die Zeit aber konnte er ihnen nicht nennen.
    Jetzt sah er ein, daß er irgendwo hätte hinterlassen müssen, wohin er wollte und was er vorhatte. Aber er war so selbstsicher gewesen, sein Plan hatte unfehlbar ausgesehen!
    Sutton saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und starrte über das Flußtal hinaus, das im bläulichen Dunst des Altweibersommers lag. Auf dem Feld weiter unten standen die Maisgarben in dicken Hocken. Ein Blauhäher schoß quer über den Himmel und ließ sich auf einem sonnengebleichten Zaunpfahl nieder. Eine Feldmaus kam aus einer Maishocke hervor, starrte Sutton sekundenlang mit ihren Knopfaugen an, quietschte plötzlich erschrocken auf und huschte in ihre Hocke zurück.
    Die kleinen Brüder, dachte Sutton. Sie würden mir auch helfen.
    Er hörte die Maus in der Hocke rascheln und versuchte sich das Leben einer Feldmaus vorzustellen. Vor allem Angst war da, die unaufhörliche, zitternde, überwältigende Angst vor anderen Lebewesen, und natürlich vor dem Menschen. Alle Lebewesen fürchteten sich vor dem Menschen.
    Und dann war da natürlich Hunger, oder wenigstens die Angst vor dem Hunger. Und der Fortpflanzungstrieb. Da war Lebensglück, behagliche Zufriedenheit bei wohlgefülltem Magen und süßer Schlaf. Und was noch? Was konnte es noch im Leben einer Maus geben …?
    Er kauerte in einem Nest, wo er sich sicher fühlte, lauschte und wußte, daß alles in Ordnung war. Er schloß die Augen, zog die Füße unter den Körper und drapierte den langen Schwanz um sich …
    Sutton saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und erstarrte plötzlich, weil ihm bewußt wurde, was da geschehen war.
    Er hatte die Angst und die Zufriedenheit eines anderen Lebens empfunden, und nicht nur empfunden, sondern er war dieses Lebewesen gewesen; er war die Feldmaus in der Maishocke gewesen, und gleichzeitig dennoch Asher Sutton.
    Wir waren zu zweit, dachte Sutton. Ich, das heißt, ich selbst, und ich, die Maus. Jeder mit einer eigenen Persönlichkeit.
    Er saß still, regungslos, voller Staunen.
    Er hatte ein Schiff von Cygni zur Erde geflogen, er war von den Toten auferstanden, er hatte eine Sechs gewürfelt.
    Und nun dies!
    Der normale Mensch hat einen Körper und einen Geist, und damit hat er schon Schwierigkeiten genug. Aber ich, dachte Sutton, habe sozusagen einen zweiten Körper und vielleicht sogar einen zweiten Geist, doch für diesen zweiten Körper habe ich keinen Mentor und kein überkommenes Erbe. Ich weiß ihn noch nicht zu gebrauchen, ich probiere ihn erst aus, langsam, einen Schritt nach dem anderen.
    „Johnny!“ rief er. „Johnny, sprich zu mir!“
    „Ja, Ash?“
    „Kommt noch mehr, Johnny?“
    „Warte ab“, sagte Johnny.

 
40
     
    Der Androiden-Detektiv sagte: „Wir haben Bridgeport bis in das Jahr 2000 zurück überprüft, aber es ist dort nicht das geringste passiert. Es ist eine Kleinstadt abseits des großen

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