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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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war Fidelma nicht, wenngleich ihr all die Geschichten wohl bekannt waren.
     Aber sie selber glaubte an keinerlei Wunder.
    »Du hältst das hier also für ein Symbol des Alten Glaubens?«, fragte sie rasch, als sie merkte, dass Bruder Conchobhar im
     Begriff war, seinen Gedanken weiterzuführen.
    Er nickte bedächtig. »Der Stab kann durchaus das einzige verbliebene Symbol eines großen Druiden sein.«
    »Du meinst, der alte Mann, der in Ferlogas Gasthaus gestorben ist, war ein bedeutender Vertreter des Alten Glaubens?«
    |46| »Mit Sicherheit kann man das nicht sagen, aber es geschieht selten, dass ein Mann Gegenstände dieser Art mit sich führt. Ist
     dir sonst irgendetwas über ihn bekannt? Weiß jemand, woher er kam und wohin er wollte?«
    »Er war offensichtlich aus dem Norden. Ferloga, den Gastwirt, hat er gefragt, wie er am besten nach Cnánmchailli kommt. Dabei
     gibt es in der Gegend dort gar keine Ansiedlungen. Das ist eine ganz öde und menschenleere Ecke.«
    Bruder Conchobhar machte große Augen. »Wenn man von der alten Steinsäule absieht«, bemerkte er leise.
    »Das hat Ferloga auch gesagt«, gab Fidelma mürrisch zu. »Aber warum zieht es jemanden zu einer alten, halb verfallenen Steinsäule?
     Ich bin zigmal da vorbeigekommen. An der ist doch nichts Besonderes dran.«
    »In deinen Augen vielleicht nicht. Wenn dieser Mann aber wirklich einer von denen war, die an den heidnischen Bräuchen festhalten,
     dann war es aus seiner Sicht durchaus verständlich, dass er dorthin wollte.«
    »Wieso das?«
    Vertraulich beugte er sich zu ihr vor. »Hast du schon mal was von den Mug-Ruith-Legenden gehört?«
    »Dem Sonnengott der Heiden?«
    Der alte Mann nickte. »Er wurde als
mac seanfhesa
, Sohn alter Weisheit, bekannt, als Oberhaupt aller Druiden in den fünf Königreichen. Er fuhr auf einem großen Wagen, der
     nachts wie das helle Tageslicht leuchtete. Bevor der heilige Ailbe von Imleach die Lehren des Christus in diese Ecke der Welt
     brachte, ging die Mär um, die Steinsäule wäre ein Stück aus dem Rad des großen Wagens von Mug Ruith, und es stünde dort versteinert.«
    Fidelma konnte sich eines zynischen Lächelns nicht erwehren, doch Bruder Conchobhar schüttelte tadelnd den Kopf.
    |47| »Es ist nicht rechtens, anderer Menschen Glauben zu missachten, ohne zu wissen, wovon man spricht. Bei denen, die am Alten
     Glauben festhalten, heißt es, Mug Ruith sei ihr großer Streiter gegen das Christentum, und sein Roth Fáil, das Lichtrad, würde
     sich eines Tages als ein Werkzeug der Zerstörung erweisen, das die Lehren Christi aus den fünf Königreichen treibt; der Tag
     würde kommen, da wir alle wieder dem alten Glauben folgen. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Anhänger des alten Glaubens
     in der Hoffnung leben, das Roth Fáil zu finden.«
    »Eine alte Steinsäule und das Roth Fáil, das passt wohl kaum zusammen«, wehrte Fidelma ab.
    »Die alten Druiden sprachen in Symbolen. Wer will schon wissen, was sie tatsächlich meinten? Hatte der Mann sonst noch etwas
     bei sich?«
    Sie holte das Säckchen mit den Münzen hervor. »Das hier.«
    Bruder Conchobhar schüttete die Münzen auf den Tisch und betrachtete sie.
    »Römische Münzen?«, fragte er.
    »Schau nur genauer hin. Es sind alte Münzen von der Art, wie sie die Britannier und Gallier hatten, ehe die Römer kamen. Ich
     habe sie auf früheren Reisen schon mal gesehen. Es sind uralte Münzen aus Gallien, die Jahrhunderte vor Christi Geburt geprägt
     wurden. Auf manchen ist sogar der Name Tasciovanus zu erkennen, der zwei Generationen vor der Invasion der Römer in Britannien
     regierte. Siehst du die Buchstaben CAM hier auf dem Goldstück? Die stehen für seine Hauptstadt Camulodunum. Nicht eine der
     Münzen stammt aus jüngerer Zeit, als sich Rom hier breitmachte. Es sind die ältesten Münzen unserer westlichen Welt.«
    »Was für Beweggründe mag der Mann gehabt haben, diese Art Münzen bei sich zu tragen?«, überlegte der Apotheker |48| stirnrunzelnd und ging die Münzen noch einmal durch. »Sie zeugen eindeutig von Wohlstand.«
    Fidelma zuckte mit den Schultern. »Ich hatte gehofft, du mit deinem großen Wissen hättest eine Erklärung dafür.«
    »Leider nicht.«
    »Ich lasse die Beweisstücke bei dir, guter Freund, vielleicht kommt dir doch noch ein Gedanke. Wenn der Tote wirklich einer
     von denen aus vergangenen Zeiten war, einer, der nicht den Neuen Glauben anerkannte, dann wäre es schon interessant zu wissen,
     was er vorhatte.
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