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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Wache. Beide grüßten freundlich, und Enda drehte sich um, klopfte |51| zweimal an die Tür und öffnete sie dann, so dass sie und Caol eintreten konnten. Mit Befremden nahm Fidelma zur Kenntnis,
     dass ihr Bruder einen Boten aus Tara in seinem Privatgemach empfing und nicht in der offiziellen Empfangshalle, wie es bei
     derlei Anlässen üblich war.
    Colgú, König von Muman, stand vor dem Feuer, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Sein hübsches Gesicht wirkte mitgenommen
     und abgespannt. Vor ihm wartete ein abgehetzter und erschöpfter junger Mann in von der Reise völlig verstaubten Sachen. Bei
     Fidelmas Eintreten drehte er sich zu ihr um und verbeugte sich steif. Sie dankte ihm mit flüchtigem Kopfnicken und schaute
     ihren Bruder an.
    »Offensichtlich gibt es schlechte Nachrichten aus Tara«, begann sie ohne Umschweife.
    »Hat Caol es dir bereits gesagt?«, forschte er streng.
    »Er hat mir lediglich gesagt, dass ein Bote aus Tara da ist. Aber dein Gesichtsausdruck und so, wie der Bote hier aussieht,
     verraten, dass es keine gute Nachricht ist, die er zu übermitteln hat.«
    Einen Augenblick lang hielt Colgú die Lippen zusammengepresst, als zögerte er, sie einzuweihen. Dann sagte er kurz und knapp:
     »Man hat den Hochkönig ermordet.«
    Sie blieb stumm und sah zum Boten hinüber. Der hatte das Gefühl, Colgús Aussage bestätigen zu müssen.
    »Es ist wahr, Lady. Sechnussach wurde in seinem Bett ermordet.«
    In Fidelmas Augenwinkeln zuckte es, für andere fast unmerklich. Vor kaum einem Jahr war der Hochkönig auf ihrer Hochzeit zugegen
     gewesen. Auch davor war sie ihm mehrfach begegnet, hatte für ihn den Diebstahl des Amtsschwertes der Hochkönige von Éireann
     aufgeklärt, ohne das er keinen Anspruch auf den Thron gehabt hätte. In den wenigen |52| Jahren, in denen er von Tara aus über die fünf Königreiche geherrscht hatte, war er ein gerechter und gütiger Monarch gewesen.
     Fidelma hatte ihn geachtet und geschätzt.
    »Weiß man, wer die Tat begangen hat?«, war ihre nächste Frage.
    »Ja«, erwiderte der Bote. »Es war Dubh Duin von den Cinél Cairpre. Als die Leibwächter des Hochkönigs ins Zimmer stürzten,
     hat er Selbstmord begangen.«
    »Von den Cinél Cairpre?« Sie überlegte einen Moment.
    »Ein Stamm aus dem Norden«, erklärte Colgú. »Sie nehmen für sich in Anpruch, von Cairbre abzustammen, einem der Söhne von
     Niall von den Neun Geiseln. Sie haben sich um den Loch Gombna, den See des Kalbs, angesiedelt, der liegt in des Hochkönigs
     eigenem Gebiet Midhe.«
    »Demnach sind sie Uí Néill?«
    »Sie sind entfernt mit der Familie des Hochkönigs verwandt, die der Linie eines weiteren Sohns von Niall entstammt. Die Cinél
     Cairpre haben selbst mal einen Hochkönig gestellt – Tuathal Maelgarb. Aber das ist schon über ein Jahrhundert her.«
    »Gibt es einen Beweggrund für den Mord? Handelt es sich um eine Blutfehde?«
    Der Bote schüttelte bedauernd den Kopf. »Das ist völlig unklar, Lady.«
    »Aber eine Vermutung muss man doch haben?«
    Der junge Mann blickte zu Colgú, als wollte er ihn bitten zu antworten. Fidelmas Bruder gab einen Stoßseufzer von sich.
    »Des Hochkönigs
tánaiste
, der rechtmäßige Thronfolger, hat den Boten hier geschickt. Mit anderen Worten Cenn Faelad, der zukünftige Hochkönig.«
    »Sechnussachs Bruder? Ich kenne ihn.«
    |53| »Cenn Faelad schickt seinen Boten mit einer Bitte. Du möchtest nach Tara kommen und die Nachforschungen zu den Beweggründen
     des Mordes am Hochkönig übernehmen.«
    »Wieso nicht Barrán, der Oberste Brehon?«, fragte sie erstaunt. »Es steht eigentlich ihm zu, die Untersuchungen zu führen.«
    Colgú schüttelte den Kopf. »Auch Barrán gehört zum Stamm der Uí Néill. Er ist ein Vetter von Sechnussach und Cenn Faelad.
     Offensichtlich haben die Mitglieder des Großen Rats, soweit sie gerade in Tara waren, befunden, dass die Untersuchung besser
     jemand in die Hand nehmen sollte, der nicht zu den Uí Néill gehört, damit es nicht heißt, die Person sei hinsichtlich des
     einen oder anderen Zweigs der Uí Néill voreingenommen. Da sowohl das Opfer als auch der Mörder zu verschiedenen Zweigen der
     Uí Néill gehören, fürchtet man, dass es günstigstenfalls zu einer Blutfehde kommen könnte, schlimmstenfalls aber zu einem
     Krieg mit verheerenden Folgen für die Einheit der fünf Königreiche. Die Untersuchung muss den Anspruch erheben können, ohne
     jegliches Vorurteil geführt zu werden.«
    »Und was, wenn im

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