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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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Denkst du wirklich, er war auf der Suche nach dem Roth Fáil?«
    »Vielleicht. Es könnte aber auch noch etwas anderes dahinterstecken.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass von denen, die an dem Alten Glauben festhalten, eine neue und wachsende Bewegung ausgeht.«
    »Eine wachsende Bewegung?«, fragte sie überrascht. »Da von höre ich zum ersten Mal.«
    Bruder Conchobhar neigte ernst den Kopf. »Ich hab’s von Reisenden aus Inis Celtra im Roten See.«
    »Das ist die Schule, die der heilige Caiman begründet hat. Ich kann mich noch gut an ihn von meinen Kindheitstagen her erinnern.
     Ein gütiger alter Mann; er starb, als ich schon fort war und auf der Schule von Brehon Moran lernte.«
    »Stimmt. Die Reisenden von Inis Celtra erzählten, ihnen seien aus etwas abseits liegenden Regionen von Connacht Geschichten
     zugetragen worden, denen zufolge christliche Pilger von Banden überfallen worden wären, die sich als Anhänger des Alten Glaubens
     ausgaben und ein Totem mit einem Wolfskopf bei sich trugen.«
    »Ein Wolfskopf?«
    |49| »Seinerzeit«, fuhr Conchobhar ernst fort, »gab es unter den Corco Baiscinn, das ist der Stamm, der in der Nähe des Roten Sees
     angesiedelt ist, eine Bande, die an der alten Religion festhielt und sich ›Wolfsgemeinschaft‹ nannte.«
    »Und diese Geschichten, beruhen die nur auf Hörensagen, oder konnten deine Gäste bezeugen, dass es die Überfälle tatsächlich
     gegeben hat?«
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln. »Sie gaben weiter, was sie gehört hatten.«
    Fidelma schürzte die Lippen und schaute ungläubig drein. »Dann müssen wir das nicht allzu ernst nehmen. Das weißt du genauso
     gut wie ich. Es ist gerade erst zweihundert Jahre her, dass der Neue Glaube in unserem Land Fuß gefasst hat. Ich verschließe
     nicht die Augen davor, dass es hier und da Gruppen gibt, die noch an die alten Götter glauben, aber meist sind das alte Leute,
     die nicht von den Traditionen unserer Vorfahren lassen können. Gewalttätig sind die eigentlich nicht, und die alten Glaubensvorstellungen
     predigten auch nicht Brutalität oder Gewalt als Tugenden. Ich bin wiederholt Menschen begegnet, die sich ans Althergebrachte
     klammern, und doch leben sie mit ihren christlichen Brüdern in friedlicher Eintracht. Im Grunde genommen können sie einem
     fast leid tun, denn sie müssen zusehen, wie die Jungen sich eifrig zum Neuen Glauben bekennen, und sie begreifen, dass die
     Zukunft des Landes unweigerlich mit den Lehren Christi verbunden ist.«
    Bruder Conchobhar nickte bedächtig, doch der besorgte Ausdruck wich nicht von seinem Gesicht. »Die Durchreisenden haben jedenfalls
     die Geschichte mit solcher Überzeugung vorgetragen, dass Brehon Baithen mit ein paar Kriegern deines Bruders nach Inis Celtra
     aufgebrochen ist, um nachzuschauen, wie es dort wirklich steht.«
    |50| Fidelma war überrascht, nahm es aber ohne sichtliche Erregung hin. »Wenigstens fand sich unter den Habseligkeiten des Toten
     von Ráth na Drínne kein Wolfskopf. Insofern sehe ich keinerlei Verbindung zu der Geschichte und auch keine Notwendigkeit,
     den Vorfall dem Brehon meines Bruders zur Kenntnis zu geben.«
    Sie war gerade im Begriff, Bruder Conchobhars Apotheke zu verlassen, als Caol hereingestürzt kam. Er war merklich erregt.
    »Dein Bruder schickt mich, Lady, ich soll dich zu ihm bringen … umgehend.«
    »Ist ihm etwas zugestoßen?«, fragte sie besorgt.
    »Das nicht, Lady, aber er bittet dich, auf der Stelle zu ihm zu kommen.«
    »Was für einen Grund hat er dafür?«
    Caol machte eine hilflose Handbewegung.
    »Mir ist es untersagt, mich dazu zu äußern.« Sein verstörter Blick wanderte zu Bruder Conchobhar und dann wieder zu ihr. »Nur
     so viel, vor einer halben Stunde erschien ein Bote aus Tara, wollte sich keine Rast gönnen, kein Bad, keine Erfrischung, sondern
     bestand darauf, sofort den König zu sehen. Er ist noch bei ihm.«
    »Weißt du mehr als das?«
    »Bitte, beharre nicht auf einer Antwort. Das Einzige, was ich tun muss, ist, dich zu deinem Bruder zu bringen.«
    Fidelma nickte Bruder Conchobhar ein Lebewohl zu und schickte sich an, dem Befehlshaber der Leibgarde ihres Bruders zu folgen.
     Der eilte so rasch voran, dass sie Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Vor den Stufen zur Kapelle überquerten sie den Hof
     und hasteten in das Wohngebäude. Enda und Gormán, zwei Krieger, die sie gut kannte, hielten draußen an den Türen zu ihres
     Bruders Wohngemächern
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