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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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ratlos.
    »Ein Motiv, das uralt ist wie das Gebirge. Liebe und Hass liegen dicht beieinander, leicht schlägt das eine ins andere um.
     Vielleicht will Cnucha uns das selbst erklären.«
    Das Mädchen rückte und rührte sich nicht, also fuhr Fidelma selbst fort: »Sechnussach sah in Cnucha nur das Weibchen, mit
     dem er es treiben konnte, ein willfähriges Ding, das er jederzeit zu sich rufen konnte, um mit ihr das Bett zu teilen, das
     keinerlei Ansprüche stellte, schlicht und ergreifend ein Schoßhündchen, das auf einen Wink oder Zuruf herbeieilte. Cnucha
     aber liebte ihn aus vollem Herzen. Vielleicht hatte ihr Sechnussach Versprechungen gemacht. Gewiss gab er ihr auch das wertvolle
     Armband mit den gallischen Münzen. Vielleicht gehörte zu seinen Versprechungen, dass er sie heiraten würde, wenn er nur könnte.
    Dann erfuhr sie – wie, spielt keine Rolle –, dass Gormflaith sich von Sechnussach scheiden lassen wollte. Sie ging zu Sechnussach
     in der Erwartung, dass er ihr nun einen Heiratsantrag machen würde. Wahrscheinlich hat er …«
    »Mich ausgelacht!«, brach es aus Cnucha heraus. »Gelacht hat er bei dem Gedanken einer Heirat mit mir … einer bloßen Magd.
     Ins Bett konnte ich mit ihm gehen, aber in der Öffentlichkeit mit ihm erscheinen durfte ich nicht.
    Da habe ich das Messer aus der Küche genommen und habe ihn, nachdem er noch einmal seine Lust an mir befriedigt hatte, damit
     erstochen. Das Schwein wird niemanden mehr betrügen.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich der Lärm gelegt und der Saal geleert hatte.
    Fast betrübt stellte Eadulf abschließend fest: »Ich muss gestehen, nie hätte ich gedacht, dass sie diejenige war. So ruhig, |415| so zurückhaltend. In geselliger Runde würde man sie kaum beachten. Sie tat mir richtig leid. Eigentlich tut sie mir auch jetzt
     noch leid. Man kann sich schwer vorstellen, dass die Leidenschaft so mit ihr durchging, dass sie zur Mörderin wurde.«
    »Denk mal an die alte römische Spruchweisheit –
altissima quaque flumina minimo sono labuntur,
« war Fidelmas philosophische Antwort.
    »Stille Wasser sind tief«, übersetzte Eadulf.
    »Trotzdem hast du recht«, fuhr sie fort. »Auf eine gewisse Weise muss sie einem leid tun. Sechnussach hat sie missbraucht.
     Und ich gehörte zu denen, die ihn als Hochkönig verehrt haben. Ich habe ihm vor ein paar Jahren sogar zu seiner Thronbesteigung
     verholfen. Fehler haben wir alle, aber seine Haltung zu Frauen wiegt besonders schwer.«
    »Was wird mit ihr geschehen?«
    »Mit Cnucha?«
    Er nickte.
    »Man wird sie wegen
duinetháide,
wegen verheimlichten Mordes, vor Gericht stellen, denn sie hat versucht, ihre Tat zu verbergen.«
    »Und wenn man sie für schuldig erklärt, was ja wohl geschieht?«
    »Sie oder ihre Familie werden Sechnussachs Ehrenpreis zahlen müssen. Und das sind einundzwanzig
cumals

    »Und wenn sie das nicht können?«
    »Im günstigsten Fall wird man sie als Magd in Dienst nehmen, ähnlich wie jetzt, bis die Schuld getilgt ist oder bis sie stirbt.«
    »Und schlimmstenfalls?«
    »Schlimmstenfalls, aber das geschieht selten, wird sie in ein Boot gesetzt mit nur einem Paddel, mit Nahrung und Wasser für
     nur einen Tag, und wird dann bei landabseitigem Wind |416| den Schicksalsmächten auf offener See überlassen. Aber ich denke, eine gute Verteidigung wird die Umstände geltend machen,
     die sie zu der Tat getrieben haben. Ich werde mit Brehon Sedna sprechen und dafür Sorge tragen, dass man ihr einen tüchtigen
     Anwalt beigibt. So, wie sich die Sache darstellt, könnte der Ehrenpreis erheblich niedriger ausfallen, aber bezahlen oder
     dienen wird sie bis zum bitteren Ende müssen.«

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    |417| EPILOG
    »Si finis bonus est, totum bonum erit«
, sagte Eadulf erleichtert, als sie einige Tage später mit Cenn Faelads neu ernanntem Obersten Richter im Bibliotheksraum
     des
Tech Cormaic
zusammensaßen.
    Brehon Sedna lächelte nachsichtig. »Ende gut, alles gut«, wiederholte er und übersetzte damit das lateinische Sprichwort.
     »Der Fall war wirklich ungemein verzwickt; mit Leichtigkeit hätte er zu Blutvergießen und Krieg führen können, und selbst
     der Zusammenhalt der fünf Königreiche war bedroht. Wir haben euch beiden viel zu verdanken. Sagt, wie können wir es euch lohnen?«
    »Wir wünschen nur eins, nämlich zu unserem Kind zurückzukehren und Ruhe und Frieden in Cashel zu genießen«, entgegnete Fidelma
     ernst.
    »Ihr lasst euch nicht verlocken, in Tara zu bleiben? Für
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