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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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genauer auf den Grund gehen, wirst du dich dazu äußern können«, ermunterte ihn Eadulf, und
     seine Feststellung löste hörbares Staunen unter den Versammelten aus. »Über die Sachkenntnis eines Wundarztes verfüge ich
     nicht, aber an der Hohen Medizinschule habe ich viele Vorlesungen gehört und praktische Übungen zur Wundheilkunde miterlebt.«
    »Tuam Brecain ist unsere bedeutendste Schule für Medizin«, bestätigte der Alte. »Sie hat einen bemerkenswerten Ruf.«
    »Ich habe nie einen Menschen gesehen, dem man die Kehle durchtrennt hat«, fuhr Eadulf fort, »und,
Deo volente
, werde es hoffentlich auch nie erleben. Aber die erfahrenen Lehrmeister in Tuam Brecain vermittelten ihr Wissen auf anschauliche
     Weise und zeigten zum Beispiel, was geschieht, wenn einem Tier die Kehle durchtrennt wird, wie nämlich das Blut wie aus einem
     Springbrunnen spritzt, mit aller Macht und in unglaublicher Menge.«
    Iceadh schmunzelte. »Ja, ja«, murmelte er nur.
    |404| »Ich bitte um Nachsicht, Iceadh, ich muss dich einen Moment warten lassen, denn erst möchte ich noch Brónach etwas fragen.«
    Erschrocken zuckte die Frau zusammen, stand halb auf, ließ sich wieder sinken, erhob sich dann aber endgültig und sah Eadulf
     beinahe trotzig an. »Muss ich dem Fremdländischen überhaupt antworten?«, fragte sie Brehon Sedna erbost.
    »Wenn du ihm nicht zu antworten gedenkst, wirst du eben mir antworten«, gab er scharf zurück. »Eadulf ist für uns kein Fremder
     und genießt unser volles Vertrauen.«
    Brónach wurde rot.
    Eadulf überging ihr aufsässiges Gebaren. »Als Magd im königlichen Haushalt gehörte es zu deinen Aufgaben, das Bettzeug zu
     waschen. Das ist doch richtig, oder?«
    »Gehörte und gehört immer noch«, grollte sie.
    »Ich erinnere mich, dass du Fidelma und mir erzählt hast, du hättest nach der Ermordung des Hochkönigs das ganze Bettzeug
     und seine Sachen aus seinem Zimmer geschafft, um alles zu waschen. Auch das ist richtig, nicht wahr?«
    »Wenn du dich so gut erinnerst, weshalb fragst du dann?«
    »Damit du deine Aussagen auch hier vor dem Großen Rat bestätigst und es nicht heißt, ich hätte dir die Worte in den Mund gelegt.«
    Aufgebracht rief Brehon Sedna sie zur Ordnung. »Ich erkläre dir noch einmal, Brónach, du hast Eadulfs Fragen ohne Umschweife
     und Ausflüchte zu beantworten.«
    »Mach ich ja.«
    »Um so besser«, fuhr Eadulf fort. »Und natürlich war die Wäsche blutverschmutzt.«
    »Natürlich.«
    »Erinnerst du dich daran, dass du uns erzählt hast, es wäre so wenig Blut auf der Wäsche gewesen, dass du alles hättest |405| auswaschen und man die Wäsche durchaus hätte wiederverwenden können? Bruder Rogallach hätte aber gemeint, man sollte sie lieber
     verkaufen, da ihr Verbleib im Königshaus Unglück bringen würde.«
    »Ich erinnere mich.« Sie zog die Stirn in Falten und versuchte zu ergründen, ob Eadulf sie womöglich auf gefährliche Bahnen
     lockte.
    »Hast du dich darüber gewundert, dass da so wenig Blut war?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich mal bei einem Schaf gesehen habe, was passiert, wenn eine Kehle durchgeschnitten wird. Da fließt viel Blut, so viel
     Blut, dass ich meinen würde, das ganze Bett hätte in Blut schwimmen müssen. Aber gut, das reicht mir. Du kannst dich wieder
     setzen, Brónach. Das verhältnismäßig wenige Blut gab uns zu denken. Als wir hier ankamen, sprach auch Abt Colmán davon, dass
     aus der Wunde das Blut wie eine Fontäne herausgesprudelt sein muss. Erst später erfuhr ich, dass er sich die Wunden gar nicht
     näher angesehen hatte. Doch mit seiner Bemerkung hatte er recht.«
    Eadulf deutete kurz auf Irél. »Der Befehlshaber der Fianna lenkte unsere Überlegungen als Erster auf das verhältnismäßig wenige
     Blut. Er hatte im Schlachtgetümmel viele ähnliche Verletzungen gesehen.«
    Iceadh war nachdenklich geworden. »Es ist wahr. Wenn ich es recht bedenke, aus der Jugularvene war viel weniger Blut ausgetreten,
     als man das bei einer solchen Verletzung hätte erwarten müssen.« Er machte eine Pause, und seine Augen wurden groß. »Hauptsächlich
     war das Blut in der Herzgegend, auf der Brust hatte sich eine kleine Lache angesammelt. Der Hochkönig lag auf dem Rücken,
     deshalb das Blut dort. Eine gute Beobachtungsgabe hast du, Eadulf«, stellte er anerkennend fest.
    |406| »Was du also sagen willst, ist, dass du glaubst, der Stich ins Herz hat den Hochkönig getötet, erst danach hat man ihm die
     Kehle
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