Tod den Unsterblichen
wert waren.
Aber die Freude war nicht ganz verschwunden. Abgesehen von den Zwischenspielen der Leidenschaft, die durch Locilles eiserne Entschlossenheit, wach zu bleiben, bis er fest schlief, etwas gezügelt wurden, abgesehen von dem Vertrauen und der Verbundenheit gab es noch andere Dinge. Das Interesse an der gemeinsamen Arbeit, denn als seine Frau wurde Locille noch eifriger seine Schülerin als je zuvor in einem seiner Seminare; zusammen überprüften sie nochmals den Wolgren, entdeckten keine groben Fehler, stellten ihn in Ermangelung der bestätigenden Daten widerwillig zurück und fingen eine neue Studie über die Verteilung der Primzahlen in großen Zahlen an. Sie gingen an warmen Tagen zum Mathe-Turm zurück und planten einen neuen Annäherungsversuch durch die analytische Anwendung der Kongruenzgesetze, als Locille stehenblieb und ihn beim Arm faßte.
Egerd kam ihnen entgegen.
Er war sonnengebräunt, sah aber nicht gut aus. Teilweise aus Gründen, die Cornut erst allmählich erfahren hatte; er fühlte sich in Gegenwart des Mädchens, das er liebte, und des Mannes, den sie geheiratet hatte, unbehaglich. Aber es war noch etwas anderes. Er sah krank aus. Locille fragte unumwunden: »Was ist denn um Himmels willen mit dir los?«
Egerd grinste. »Weißt du denn nichts von der Medizinischen Fakultät? Es gehört zur Tradition, Füchse zu trietzen. Die allgemeine Behandlung besteht aus Hautpilzen, die den Schweiß ranzig machen, so daß man stinkt, oder aus irgendwelchen Tropfen, von denen man organgefarbene Pusteln bekommt, oder aus … na, egal. Manche Scherze sind … hm, ziemlich privater Art.«
Locille sagte wütend: »Das ist ja schrecklich. Ich finde nicht, daß du besonders komisch aussiehst, Egerd.«
Nachdem Egerd gegangen war, sagte Cornut zu ihr: »Jungens werden immer Jungens bleiben.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er wußte, daß sein Ton herzlos gewesen war. Er wußte nicht, daß sie begriff warum; er glaubte, den plötzlichen Stich der Eifersucht völlig verborgen zu haben.
Gut zwei Wochen nach Carls Tod klopfte der Proktor an Cornuts Tür und sagte, er habe Besuch. Es war Sergeant Rhame mit einem Koffer voller Krempel. »Master Carls persönliche Dinge«, erklärte er. »Sie gehören jetzt Ihnen. Natürlich mußten wir sie uns zur Untersuchung ausleihen.«
Cornut zuckte die Schultern. Der Kram hatte nicht viel Wert. Er wühlte im Koffer herum; ein paar schäbige Toilettenartikel, ein Tagebuch – er schlug es eifrig auf, aber es enthielt nur Tadel und Kollegbeteiligungen – und einen Umschlag mit Filmen.
Sergeant Rhame sagte: »Darüber wollte ich Sie etwas fragen. Er hatte viel fotografisches Material. Wir fanden mehrere unausgepackte Filme, die Master Carl gegen ein Papier mit einer Art radioaktiver Farbe gepreßt hatte. Das Labor hat viel Zeit darauf verwandt, um den Grund dafür festzustellen. Sie nehmen an, daß er versucht hat, die Gamma-Strahlen der Farbe auf den Film zu übertragen, aber wir wissen nicht warum.«
Cornut sagte: »Ich auch nicht, aber ich kann es erraten.« Er erklärte Carls Freizeitinteressen und die endlose mühselige Arbeit, die er dafür übrig hatte. »Ich bin nicht ganz sicher, was er gerade trieb, aber ich weiß, daß es etwas damit zu tun hatte, Abdrücke von geometrischen Figuren zu erhalten – Sterne, Kreise und so etwas. Warum? Ist es ihm endlich gelungen, einen zu erhalten?«
»Nicht genau.« Sergeant Rhame öffnete ein Päckchen und reichte Cornut einen glänzenden Abzug. »Auf allen Negativen war nichts zu sehen, außer auf einem. Diesem hier. Können Sie etwas damit anfangen?«
Cornut studierte es. Es schien das Foto eines Zeichens oder ein Probedruck zu sein. Es war nicht sehr scharf, aber es ließ sich deutlich erkennen, was darauf stand. Er grübelte eine Weile, dann schüttelte er leise den Kopf.
Die Buchstaben auf dem Bild lauteten schlicht:
Du verdammter alter Narr
12.
Es wehte ein frischer Wind, und die unter dem Texas gespannten Kabel brüllten beim Vibrieren wie Stiere. Die Preßluftgeneratoren ratterten, heulten und dröhnten. Locilles Bruder war so daran gewöhnt, daß er sie gar nicht bemerkte.
Er fühlte sich nicht besonders gut, aber er pflegte das zu tun, was seine Eltern von ihm erwarteten, und sie erwarteten, daß er sich die Universitätssendung aus dem Seminar seiner Schwester ansah. Es war augenblicklich Cornuts Seminar, und Roger schaute mit höflicher Unwissenheit zu, wie der Professor den
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