Tod den Unsterblichen
können. »Er hat mir fünf Tadel gegeben und …« Er verstummte, plötzlich wütend auf sich selbst.
Cornut ahnte den Grund. »Betrachten Sie die als gestrichen«, sagte er freundlich. »Sie tun ganz recht daran, uns davon zu erzählen. Sergeant Rhame hat jede Information nötig.«
»Vielen Dank, Master Cornut. Ich … hm … ich hatte auch keine Gelegenheit, den Aschenbecher von meinem Schreibtisch verschwinden zu lassen, und er bemerkte ihn. Aber er sagte nur, er wolle das Archiv benutzen.« Der Student winkte zu dem großen Saal mit Klimaanlage, in dem die Universitätsbibliothek auf Mikrofilmen aufbewahrt wurde. Der Bibliothekscomputer hatte einige gemeinsame Stromkreise mit dem Digitalcomputer für Klausurarbeiten ein Stockwerk höher; alle großen Computer auf dem Campus waren bis zu einem gewissen Grad miteinander verbunden.
Rhame starrte die Schalttafel an. »Sie ist noch komplizierter als zu meiner Zeit«, sagte er. »Konnte Master Carl damit umgehen?«
Der Student grinste. »Das glaubte er. Dann stürzte er zu mir zurück. Er konnte die Daten nicht erhalten, die er haben wollte. Ich versuchte, ihm zu helfen – aber es waren Geheimdaten. Volkszählungsdaten.«
»Oh«, sagte Cornut.
Rhame drehte sich um und sah ihn an. »Nun?«
Cornut sagte: »Ich glaube, ich weiß, was er suchte, das ist alles. Den Wolgren.«
Rhame verstand, wovon Cornut sprach – zum Glück, denn es war Cornut nicht in den Sinn gekommen, daß jemand nichts vom Wolgrenschen Dispersionsgesetz wissen könnte. Rhame sagte: »Ich benutze nur einige spezielle Wolgrensche Funktionen. Ich verstehe nicht recht, was es mit Volkszählungsdaten zu tun hat.«
Cornut setzte sich hin und begann zu dozieren. Ohne aufzublicken, streckte er die Hand aus, und Locille, die immer noch bei ihm war, nahm sie. »Es ist nicht wichtig für das, was Sie suchen. Jedenfalls glaube ich das nicht. Wir hatten ein Problem, das es zu untersuchen galt – einige Anomalien in der Wolgrenschen Dispersion bei Volkszählungsdaten – und dort sollte es natürlich keine Anomalien geben. Deshalb befaßte ich mich damit in meiner Freizeit.« Er runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich hätte es gelöst, aber da stieß ich auf Schwierigkeiten. Manche der von meinen Gleichungen abgeleiteten Werte erwiesen sich als … lächerlich. Ich versuchte, die richtigen Werte hier abzurufen, aber ich erhielt die gleiche Antwort wie Master Carl, sie waren geheim. Einfach albern.«
Der Studentenbibliothekar schaltete sich ein. »Er sagte hirnverbrannt. Er sagte, er wolle es mit dem Heiligen ausfechten …« Er verstummte und errötete.
Rhame sagte: »Das hat er wohl auch getan. Was für Werte haben Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?«
Cornut schüttelte den Kopf. »Das ist unwichtig; sie waren eben falsch. Aber ich konnte meinen Fehler nicht finden. Deshalb kontrollierte ich die mathematischen Operationen noch einmal. Ich nehme an, daß Carl das auch tat und sich dann entschloß, sich die richten Werte anzuschauen, in der Hoffnung, daß sie ihm irgendeinen Aufschluß geben würden, so wie ich es gehofft hatte.«
»Wir wollen sie uns einmal anschauen«, sagte Rhame. Der Studentenbibliothekar führte sie zu dem Bibliothekscomputer, aber Cornut bedeutete ihm zu verschwinden. Er gab die Integrale selbst ein.
»Lebensalterdaten«, erklärte er. »Nichts besonders Wichtiges. Kein Grund, ein Geheimnis daraus zu machen. Aber …«
Er war mit dem Einfüttern fertig und schaltete den Bildschirm ein. Er flackerte und zeigte dann in scharlachroter Schrift:
Geheiminformation.
Rhame starrte das Wort an und sagte: »Ich weiß nicht.«
Cornut begriff. »Ich kann es auch nicht glauben. Gewiß, Carl war ein Dekan. Er fühlte sich berechtigt …«
Der Polizist nickte. »Na, wie steht’s, mein Sohn? Hat er sich merkwürdig benommen? War er erregt?«
»Er war fuchsteufelswild«, sagte der Studentenbibliothekar mit Genugtuung. »Er sagte, er wolle sofort zum Wohnsitz des Präsidenten gehen und die Erlaubnis erwirken, die Daten zu erhalten. Sagte, es wäre hirnverbrannte – warten Sie – hirnverbrannte unfähige Bürokratie«, schloß er mit Genugtuung.
Sergeant Rhame sah Cornut an. »Also darüber wird die gerichtliche Untersuchung zu entscheiden haben«, sagte er nach einem Augenblick.
»Glauben Sie, daß er versucht haben würde, einen Menschen zu töten? « fragte Cornut streng.
»Master Cornut«, sagte der Polizist bedächtig, »ich glaube nicht, daß irgend jemand einen anderen
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