Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
der, wie es hieß, Master Carl sie hatte fallen lassen, als der Leibwächter ihn erschoß. Die Haare des Teppichs waren dort krauser, sauberer als der Rest. Cornut wurde es fast übel bei der Erkenntnis, daß er dort gereinigt worden war und welchen Fleck man so schnell dort entfernt hatte.
    Er war froh, aus dem kostbar eingerichteten Wohnsitz des Präsidenten herauszukommen, obwohl der restliche Tag alles andere als eine Freude war. Ihr erstes Ziel war der Nachtproktor auf Carls Etage, der bestätigte, daß der Hausmaster gegen zehn Uhr gegangen war und über irgend etwas verstört zu sein schien, ohne allerdings, wie es seinem Wesen entsprach, einem Studenten gegenüber einen Hinweis zu geben, worum es sich handelte. Es kam ihnen nicht in den Sinn, die Ureinwohner zu befragen, so daß sie nichts von seiner kurzen und völlig einseitigen Unterhaltung erfuhren, aber sie nahmen seine Spur am nächsten Punkt wieder auf.
    Master Carl war um fünfundzwanzig nach zehn im Archiv aufgetaucht und hatte den Nachtbibliothekar sofort um seine Dienste ersucht.
    Der Bibliothekar war ein Student, der, wie die meisten Studenten, einen Teil seiner Kolleggelder abarbeitete. Er war bestürzt, und Cornut erriet rasch, warum. »Sie haben geschlafen, nicht wahr?«
    Der Student nickte und ließ den Kopf hängen. Er schlief fast schon wieder, während er mit ihnen sprach; die Nachricht von Master Carls Tod war zu jedem Nachtdiensthabenden auf dem Campus gedrungen, und der Junge hatte überhaupt nicht schlafen können. »Er hat mir fünf Tadel gegeben und …« Er verstummte, plötzlich wütend auf sich selbst.
    Cornut ahnte den Grund. »Betrachten Sie die als gestrichen«, sagte er freundlich. »Sie tun ganz recht daran, uns davon zu erzählen. Sergeant Rhame hat jede Information nötig.«
    »Vielen Dank, Master Cornut. Ich … hm … ich hatte auch keine Gelegenheit, den Aschenbecher von meinem Schreibtisch verschwinden zu lassen, und er bemerkte ihn. Aber er sagte nur, er wolle das Archiv benutzen.« Der Student winkte zu dem großen Saal mit Klimaanlage, in dem die Universitätsbibliothek auf Mikrofilmen aufbewahrt wurde. Der Bibliothekscomputer hatte einige gemeinsame Stromkreise mit dem Digitalcomputer für Klausurarbeiten ein Stockwerk höher; alle großen Computer auf dem Campus waren bis zu einem gewissen Grad miteinander verbunden.
    Rhame starrte die Schalttafel an. »Sie ist noch komplizierter als zu meiner Zeit«, sagte er. »Konnte Master Carl damit umgehen?«
    Der Student grinste. »Das glaubte er. Dann stürzte er zu mir zurück. Er konnte die Daten nicht erhalten, die er haben wollte. Ich versuchte, ihm zu helfen – aber es waren Geheimdaten. Volkszählungsdaten.«
    »Oh«, sagte Cornut.
    Rhame drehte sich um und sah ihn an. »Nun?«
    Cornut sagte: »Ich glaube, ich weiß, was er suchte, das ist alles. Den Wolgren.«
    Rhame verstand, wovon Cornut sprach – zum Glück, denn es war Cornut nicht in den Sinn gekommen, daß jemand nichts vom Wolgrenschen Dispersionsgesetz wissen könnte. Rhame sagte: »Ich benutze nur einige spezielle Wolgrensche Funktionen. Ich verstehe nicht recht, was es mit Volkszählungsdaten zu tun hat.«
    Cornut setzte sich hin und begann zu dozieren. Ohne aufzublicken, streckte er die Hand aus, und Locille, die immer noch bei ihm war, nahm sie. »Es ist nicht wichtig für das, was Sie suchen. Jedenfalls glaube ich das nicht. Wir hatten ein Problem, das es zu untersuchen galt – einige Anomalien in der Wolgrenschen Dispersion bei Volkszählungsdaten – und dort sollte es natürlich keine Anomalien geben. Deshalb befaßte ich mich damit in meiner Freizeit.« Er runzelte die Stirn. »Ich dachte, ich hätte es gelöst, aber da stieß ich auf Schwierigkeiten. Manche der von meinen Gleichungen abgeleiteten Werte erwiesen sich als … lächerlich. Ich versuchte, die richtigen Werte hier abzurufen, aber ich erhielt die gleiche Antwort wie Master Carl, sie waren geheim. Einfach albern.«
    Der Studentenbibliothekar schaltete sich ein. »Er sagte hirnverbrannt. Er sagte, er wolle es mit dem Heiligen ausfechten …« Er verstummte und errötete.
    Rhame sagte: »Das hat er wohl auch getan. Was für Werte haben Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?«
    Cornut schüttelte den Kopf. »Das ist unwichtig; sie waren eben falsch. Aber ich konnte meinen Fehler nicht finden. Deshalb kontrollierte ich die mathematischen Operationen noch einmal. Ich nehme an, daß Carl das auch tat und sich dann entschloß, sich die richtigen Werte

Weitere Kostenlose Bücher