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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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machen, daß sie auf die geringe Infrarot-Strahlung seiner eigenen Körperwärme reagierte.
     
    Master Carls Plan für diesen Abend umfaßte die Vorbelichtung eines besonders hergestellten Röntgenfilms durch den Kontakt mit einem Bogen Leuchtpapier; die schwachen Gamma-Strahlen des Papiers brauchten Stunden, um auf die Emulsion einzuwirken, aber diese Stunden mußten genau eingehalten werden.
    Um diese Zeitspanne auszufüllen, hatte Carl noch eine angenehme Aufgabe vor sich. Er schickte einen Studentenkurier zu seinem Büro und ließ sich die unvollendete Abhandlung bringen, die er aus Cornuts Zimmer entwendet hatte. Die Überschrift lautete:
     
    Versuch eines Ausgleichs bestimmter offenkundiger Anomalien in Wolgrens Dispersionsgesetz
     
    Carl rückte einen Lehnstuhl an seinen Schreibtisch und begann mit Freude zu lesen.
    Das Wolgrensche Gesetz, das die Verteilung variierender Merkmale in Zufallskollektiven betraf, war eine rein mathematische Regel. Es befaßte sich nicht mit materiellen Objekten; es befaßte sich nicht einmal mit numerischen Größen als solchen. Dennoch wurde das Wolgrensche Gesetz bei allen den Menschen bekannten Prüfungsmethoden angewandt, von der Aufstellung von Parametern zur Auslese minderwertiger Sardinenbüchsen angefangen bis zur Voraussage von Wahlergebnissen. Es war ein allgemeines Prinzip, aber die einzelnen Formeln, die daraus abgeleitet werden konnten, hatten sich eigentlich bei der praktischen Anwendung überall als richtig erwiesen.
    Fast überall. Einer von Carls Doktoranden hatte in seiner Doktorarbeit versucht, das Wolgrensche Gesetz mit den Volkszählungsdaten in Einklang zu bringen – seltsamerweise war dieses Thema offenbar noch nie behandelt worden. Der Junge fiel durch. Er fand ein anderes Thema, erhielt seinen Doktor und entwarf jetzt glücklich Kommunikationssysteme für die Fernsehgesellschaften, aber mit seinem Versagen hatte er ein Problem geliefert, das die Aufmerksamkeit eines erstklassigen Mathematikers verdiente; und Carl hatte es Cornut angeboten. Cornut hatte seit sechs Monaten in seiner Freizeit daran gearbeitet. So unvollständig sie auch war, die Abhandlung verschaffte Master Carl drei Stunden intensiven Vergnügens. Bei Cornut konnte man sich darauf verlassen, daß er gute Arbeit lieferte! Carl verfolgte, vor sich hin murmelnd, jeden Schritt; zog bei der Anwendung des Chi-Quadrats die Augenbrauen in die Höhe, bis der Beweis durch eine kühne Erweiterung der Gibbsschen Phasenregel folgte. Es war die mathematische Beweisführung, die ihn interessierte, nicht das Thema der Volkszählungsdaten selbst. Erst als er die Abhandlung ganz durchgelesen hatte und sich strahlend zurücklehnte, fragte er sich, warum Cornut sie für unvollendet hielt. Sie war beendet! Jede Gleichung geprüft! Die Konstanten waren klassisch und korrekt, die Veränderlichen wurden festgehalten und in seitenlangen Berechnungen bestimmt.
    »Höchst sonderbar«, sagte Carl sich und starrte ausdruckslos die Bank an, auf der sein Röntgenfilm sich still mit Elektronen vollsaugte. »Ich frage mich …«
    Er zuckte die Achseln und versuchte, sich das Problem aus dem Sinn zu schlagen. Aber das ließ es nicht zu. Er spielte flüchtig mit dem Gedanken, Cornut zu rufen, sah aber davon ab; der Junge war sicher noch nicht von seinem Besuch bei Locilles Familie zurück, und sollte er doch schon zurück sein, gehörte es sich nicht, so spät bei ihm hereinzuplatzen.
    Unbefriedigt las Master Carl nochmals die letzte Seite der Abhandlung durch. Die Mathematik stimmte; diesmal ließ er die Bedeutung in sich eindringen: »Bei n Geburten wird die Lebenserwartung des ältesten Einwohners n mal eine Konstante e-log q sein.« Na und? Warum nicht?
    Carl war irritiert. Er schaute auf seine Uhr. Es war erst zehn.
    Stirnrunzelnd knöpfte er seine Jacke zu und ging hinaus, das Licht blieb an, die Tür offen, die Abhandlung aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch liegen … und der Röntgenfilm immer noch in festem Kontakt mit dem gamma-strahlenden Papier.
     
    Niemand antwortete, als Carl an Cornuts Tür klopfte, so daß er sie nach kurzem Zögern aufstieß. Das Zimmer war leer; sie waren noch nicht vom Texas zurückgekehrt.
    Carl brummte den Nachtproktor an und fuhr mit dem Aufzug hinunter zum Campus. Er dachte, daß ein Spaziergang ihm vielleicht nützen könnte. Es war kühl, aber er merkte es kaum. Stimmte etwas nicht mit der Größe q ? Aber ihre Ableitung war völlig in Ordnung. Er rief sich so deutlich, als

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