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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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anzuschauen, in der Hoffnung, daß sie ihm irgendeinen Aufschluß geben würden, so wie ich es gehofft hatte.«
    »Wir wollen sie uns einmal anschauen«, sagte Rhame. Der Studentenbibliothekar führte sie zu dem Bibliothekscomputer, aber Cornut bedeutete ihm zu verschwinden. Er gab die Integrale selbst ein.
    »Lebensalterdaten«, erklärte er. »Nichts besonders Wichtiges. Kein Grund, ein Geheimnis daraus zu machen. Aber …«
    Er war mit dem Einfüttern fertig und schaltete den Bildschirm ein. Er flackerte und zeigte dann in scharlachroter Schrift:
     
    Geheiminformation
     
    Rhame starrte das Wort an und sagte: »Ich weiß nicht.«
    Cornut begriff. »Ich kann es auch nicht glauben. Gewiß, Carl war ein Dekan. Er fühlte sich berechtigt …«
    Der Polizist nickte. »Na, wie steht’s, mein Sohn? Hat er sich merkwürdig benommen? War er erregt?«
    »Er war fuchsteufelswild«, sagte der Studentenbibliothekar mit Genugtuung. »Er sagte, er wolle sofort zum Wohnsitz des Präsidenten gehen und die Erlaubnis erwirken, die Daten zu erhalten. Sagte, es wäre hirnverbrannte – warten Sie – hirnverbrannte unfähige Bürokratie«, schloß er mit Genugtuung.
    Sergeant Rhame sah Cornut an. »Also darüber wird die gerichtliche Untersuchung zu entscheiden haben«, sagte er nach einem Augenblick.
    »Glauben Sie, daß er versucht haben würde, einen Menschen zu töten?« fragte Cornut streng.
    »Master Cornut«, sagte der Polizist bedächtig, »ich glaube nicht, daß irgend jemand je einen anderen wirklich töten will. Aber er war außer sich. Wenn er jähzornig genug war, wer weiß?« Er gab Cornut keine Gelegenheit, darüber zu diskutieren. »Ich glaube, das ist alles«, sagte er und drehte sich zu dem Studentenbibliothekar um. »Es sei denn, er hat sonst noch etwas gesagt?«
    Der Student zögerte, dann grinste er leise. »Nur noch eins. Als er ging, gab er mir noch zehn Tadel – wegen Rauchens im Dienst.«
     
    Am nächsten Morgen wurde Cornut in das Kanzleramt gerufen, um sich Carls Testament anzuhören.
    Cornut überraschte es kaum, daß er Master Carls alleiniger Erbe war. Aber es rührte ihn doch. Und er war traurig, denn Master Carls eigene Stimme sagte es ihm.
    Es war eine erprobte Methode, die wichtigsten Dokumente auf Band aufzunehmen, und es war typisch für Master Carl zu glauben, daß die Hinterlassenschaft seines winzigen Besitzes von großer Wichtigkeit war. Es war eine Aufzeichnung mit seinem Bild, das die sonoren Phrasen rezitierte: »Bei voller geistiger Zurechnungsfähigkeit hinterlasse und vermache ich meinem lieben Freund, Master Cornut …« Cornut blinzelte das Bild an. Es war völlig naturgetreu. Das war natürlich der Punkt; Papiere konnten gefälscht und Tonbänder verändert werden, aber es gab keinen noch so kunstvollen Fachmann auf der Welt, dem es völlig gelang, ein Videobild zu verändern, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Stimme war die Stimme, die jahrzehntelang aus Millionen Studentenfernsehern gedröhnt hatte. Cornut hörte beim Hinschauen kaum auf die Worte, sondern ertappte sich dabei, wie er versuchte festzustellen, wann Carl den Entschluß gefaßt hatte, ihm all seine Weltlichen Güter zu vermachen. Der Talar, erinnerte er sich, war alt; aber wann hatte Carl aufgehört, ihn zu tragen?
    Es spielte keine Rolle. Nichts, was Master Carl betraf, spielte noch eine Rolle. Das Band ratterte und flatterte von der Spule, und Master Carls Bild verschwand auf dem Bildschirm.
    Locilles Hand berührte seine Schulter.
    Der Kanzler sagte freudig: »So, das wär’s. Alles gehört Ihnen. Hier ist das Inventar.«
    Cornut überflog es schnell. Über tausend Bücher, von den Taxatoren (sie mußten Tag und Nacht gearbeitet haben) auf fünfhundert Dollar und etwas geschätzt. Kleidung und persönliche Dinge – Cornut grinste unwillkürlich – im Schätzwert von einem Dollar. Bargeld etwas über tausend Dollar, einschließlich der Münzen in seiner Tasche, als er starb. Auszahlung aus dem Rentenfonds der Universität: $ 8460; das Monatsgehalt, bis zur Todesstunde berechnet: $ 271; geschätzte Erträge aus der künftigen Nutzung der aufgezeichneten Vorlesungen: $ 500. Cornut zuckte zusammen. Das hätte Carl sehr gekränkt, aber es entsprach der Wahrheit; seine alten Bandaufnahmen waren immer weniger gefragt, da die neueren Professoren neuere Techniken anwandten. Auch die künftigen Tantiemen aus seinen mnemotechnischen Liedern waren geschätzt worden, und das war das Gemeinste von allem: $ 50.
    Cornut nahm

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