Tod einer jungen Frau
wäre !«
Mit einem ausgesprochenen
Gefühl des Zögerns öffnete ich ihr die Haustür. »Wenn irgend
was nicht in Ordnung ist, kommen Sie hierher zurück oder rufen mich an«,
sagte ich. »Jederzeit, ob Tag oder Nacht, ja?«
»Danke, Rick .«
Sie klatschte den Sombrero auf
den Schädel und zog den Rand so tief über die Augen herab, daß sie den Kopf
zurücklegen mußte, wenn sie beim Gehen etwas sehen wollte. Dann sanken ihre
Hände tief in die Taschen ihrer Jacke und sie stolzierte die Zufahrt hinab, als
entspräche es ihrer Vorstellung von einem gelungenen Spaß, Billy the Kid herauszufordern. Ich sah ihr nach, bis die Nacht
sie verschluckt hatte, schloß die Haustür und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Diese Rosemary! Sie hatte mehr Mumm als fünf durchschnittliche Frauenzimmer!
Das sagte ich immer wieder laut vor mich hin und das klang in meinen Ohren so
sehr nach einer großartig originellen Bemerkung, daß ich beschloß, darauf einen
zu heben. Außerdem hatte ich, wenn ich mir einen Drink eingoß ,
etwas zu tun. Und wenn ich den Drink hinterher trank, hatte ich noch mehr zu
tun.
Ungefähr zehn Minuten später
hatte ich, was das betraf, nichts mehr zu tun. Also sah ich im Telefonbuch nach
und wählte dann die rund hundert Ziffern, die bewirkten, daß ich direkt mit dem
Crystal Inn in Las Vegas verbunden wurde. Ich bat den Hotelangestellten, mich
mit der Luxussuite zu verbinden.
»Entschuldigen Sie, Sir — «
seine Stimme klang höflich bedauernd. »Aber Mr. Taggart hat strikte Anweisung gegeben, ihm bis morgen nachmittag keine Anrufe durchzugeben .«
»Sagen Sie ihm, es sei Holman , der wegen seines Sohnes anriefe«, knurrte ich.
»Wenn Sie das nicht tun, kommt er am Morgen dahinter und er wird Sie lediglich
spaßeshalber von seinen beiden Gentlemen ausweiden lassen .«
Auf der anderen Seite herrschte
für einige Zeit völlige Stille, dann drang Taggarts Schmirgelpapierstimme, erstaunlich nahe klingend, an mein Ohr.
»Es freut mich, so bald von
Ihnen zu hören, Mr. Holman . Welche Nachricht haben
Sie von meinem Sohn ?«
»Keine«, sagte ich. »Was ich
habe, ist eine sichere Methode herauszufinden, ob er tot ist. Ist das etwas,
das Sie mit Sicherheit wissen wollen, Mr. Taggart ?«
Es dauerte ein wenig, bis er
antwortete. »Ich glaube, ja. Es ist ein Gedanke, der mich schon seit einiger
Zeit bewegt, Mr. Holman . Wenn er tot ist, wäre es in
gewisser Weise eine Erleichterung, das mit Sicherheit zu wissen .«
»Dann müssen Sie tun, was ich
sage, sonst klappt es nicht. Und Sie werden während der nächsten paar Tage
keine Zeit zum Spielen haben .«
»Ich werde mich nach Ihnen
richten, Mr. Holman , und so, wie Sie reden, scheint
es mir, als könnte das das größte Spiel meines ganzen Lebens werden .«
»Also tun Sie folgendes«, sagte
ich und erklärte ihm alles Wort für Wort.
Als das Telefongespräch zu Ende
war, legte ich auf und goß mir erneut einen Drink ein. Nun war es geschehen.
Ein kalkuliertes Risiko, wie man so schön tröstlich sagt. Nur daß in dem
Augenblick, in dem man das Risiko wirklich auf sich nimmt, die Kalkulationen
nicht mehr von Bedeutung sind. Vielleicht lag es daran, daß meine Eingeweide
derartig rebellierten? Ich schluckte den Rest meines Drinks hinunter,
überlegte, daß Taggart inzwischen ausreichend Zeit
gehabt hatte, zurückzurufen, falls er noch irgendwelche Fragen hatte, und legte
dann sorgfältig den Telefonhörer neben den Apparat, bevor ich zu Bett ging.
Der Abdruck von Rosemarys
Körper zeichnete sich noch auf dem Laken ab, und das hatte eine
demoralisierende Wirkung auf mein Inneres. Was für ein chemischer Vorgang
veranlaßte, so fragte ich mich, daß ein Mädchen wie sie sich in einen
schwächlichen Tropf wie Evan Curran vergaffte?
>Ach, Quatsch<, sagte die
bewußte innere Stimme in mir. >Wer bezeichnet da wen als Tropf? Du brauchst
bloß noch ein paar weitere Gramm Sentimentalität zu schlucken und du brichst in
einen Strom von Tränen aus, der dich wegschwemmen wird. Gar keine schlechte
Idee übrigens.<
NEUNTES KAPITEL
Um acht Uhr dreißig am nächsten
Morgen legte ich den Hörer auf die Gabel zurück. Ungefähr zehn Sekunden später
klingelte das Telefon.
»Rick! Um Himmelswillen, ich
versuche Sie seit zwei Stunden zu erreichen !« kreischte Manny Kruger. »Mit Curran ist der Teufel
los, und ich schnappe demnächst über !«
»Curran ?« warf ich ein.
»Er bekam heute früh um halb
sieben, als er sich fertig machte, um ins Studio zu
Weitere Kostenlose Bücher