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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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gekommen war: wegen Wladimir Iljitsch Lenin.
    Lenin hatte eine gegen alle freien Märkte abgeschottete Planwirtschaft begründet, ein autarkes System, das nur darauf wartete,
     den Kapitalismus zu ersetzen, sobald die bourgeoisen Gesellschaften zerfielen. Lenin hatte sich geirrt.
    Im Kapitalismus werden Güter entsprechend der Nachfrage
der Kunden produziert. Unter- und Überproduktion werden vom Markt bestraft. In der Planwirtschaft werden die Güter dagegen
     nach staatlich festgesetzten Vorgaben gefertigt. Dadurch klaffen Produktion und Nachfrage zwangsläufig auseinander. Manchmal
     werden jahrelang Güter produziert, die keiner will oder braucht, und diese müssen entsprechend gelagert oder vernichtet werden.
     Von anderen Gütern, wie zum Beispiel Seifenpulver oder Sirup, wird unter Umständen ständig zu wenig produziert, ohne dass
     das Gleichgewicht durch Marktkräfte wiederhergestellt werden könnte.
    Als Erwachsener las Iwan über diese Dinge und erinnerte sich an die leeren Regale seiner Kindheit. Da verstand er allmählich,
     warum sein Leben gerade diesen Weg genommen hatte.
     
    »In einer Hinsicht hatte Crispin recht«, merkte Sal an. »Jake war wirklich ein Maschinenfreak.«
    Das Zimmer maß ungefähr fünfzehn Quadratmeter und ging auf den Garten hinaus. Es war mattweiß gestrichen und mit einem schmalen
     Bett, einem Sessel und anderen einfachen Möbeln ausgestattet.
    Drei der Wände waren vom Boden bis zur Decke lückenlos mit Bildern von landwirtschaftlichen Maschinen bedeckt, überwiegend
     Traktoren. Es waren Hunderte von an die Wände gepinnten Blättern. Zum Teil waren die Bilder aus Büchern fotokopiert, entstammten
     den Websites von Traktorenfans oder waren aus Zeitschriften ausgeschnitten – doch viele waren auch von Hand gezeichnet: akkurate,
     mit allen technischen Details angefertigte Skizzen.
    Fletcher ging langsam durch das Zimmer und besah sich die Bilder.
    Die vierte Wand bot Raum für einen Schrank und zwei Wandborde. Auf dem oberen Bord stand ein altmodischer Kassettenrecorder,
     daneben lagen einige Ausgaben des Männermagazins
GQ
und eine Taschenbuchausgabe von
Unten am Fluss.
    Auf dem unteren Wandbord lagen zwei große Bücher. Das erste war ein dickes englisch-russisches Wörterbuch. Fletcher klappte
     es auf und entdeckte darin weitere Zeichnungen Jakes: eine Serie von Bleistiftskizzen auf Karton. Das abgebildete Bett und
     das Fenster mit dem Blick auf den Garten ließen erkennen, dass Jake sie in seinem Zimmer angefertigt hatte.
    Auf den Skizzen war eine junge Frau zu sehen, die in immer aufreizenderen Stellungen nackt auf dem Bett posierte – auf der
     ersten Zeichnung lehnte sie sich mit lang herabfallendem Haar lächelnd zurück und streckte dem Künstler die Brüste entgegen.
     Als Nächstes lag sie auf der Seite, das eine Bein angewinkelt, so dass das Dreieck zwischen ihren Beinen zu sehen war. Das
     dritte Bild zeigte sie von hinten, auf allen vieren und die hübschen Pobacken nach oben gereckt. Eine schnell, aber geschickt
     hingeworfene Skizze.
    Sal nahm Fletcher die Zeichnungen aus der Hand.
    »Sehr feine Grauabstufungen.« Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht, und sie strich sie zurück. Sie blickte Fletcher an. »Nach
     dem lebenden Modell gezeichnet – oder Ausfluss einer lebhaften Phantasie?«
    »Wie auch immer, jedenfalls haben wir vermutlich gerade Olga kennen gelernt.« Er legte das Wörterbuch zurück und nahm das
     andere Buch zur Hand.
    »Die Geschichte der Hochzeit von Thinbeach,
von Alain de Minching«, stand in Goldprägung auf dem Einband.
    Er blätterte auf die erste Seite. Sal stellte sich neben ihn und las mit. Sie stand so nahe, dass er einen Parfümhauch und
     den Duft ihres Haares einfing.
     
    Als das Heer Wilhelms des Eroberers in die Fens um Cambridge vordrang, konzentrierte sich der Widerstand der einheimischen
     Bevölkerung unter Führung von Hereward dem
Wachsamen (Altenglisch: Hereward the Wake) auf das Gebiet der Isle of Ely. Der Bezirk heißt heute noch so, doch damals war
     es tatsächlich noch eine Insel in den Marschen. Der Name leitet sich von der Bezeichnung »Isle of Eels« , Insel der Aale, her. Nach heftigen Kämpfen unterwarfen die Normannen die Angelsachsen und vertrieben die Aufständischen in
     das Sumpfgebiet im Nordwesten. Es kam zu einem angespannten Frieden.
    Einer örtlichen Legende zufolge war der normannische Heerführer Chretien de Minchin so von der Isle of Ely angetan, dass er
     zum Einheimischen wurde, sich

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