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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Taschenmesser. Fletcher hätte noch mehr Geld oder
     Schmuck erwartet, doch es lag ein Landmaschinenkatalog darin.
    Es war eine Jubiläumsbroschüre, 1980 zum zehnten Gründungstag von Breakman Machinery herausgegeben, und auf dem Umschlagfoto
     sah man die versammelte Belegschaft lächelnd vor der Ausstellungshalle stehen. Die Innenseite zeigte das Foto eines durchsetzungsfähig
     wirkenden Mannes, der vor einem Mähdrescher stand. Irgendwie hatte Fletcher das Gefühl, dieses Gesicht schon einmal gesehen
     zu haben, und zwar erst vor kurzem.
    Die Bildunterschrift lautete:
Mr Billy Breakman, Gründer von Breakman Machinery.
    Als Fletcher das Bild genauer betrachtete, war die Ähnlichkeit mit Crispin Breakman unübersehbar. Aber während Crispins pausbäckiges
     Gesicht unbeholfen und unreif wirkte, sah man diesem Mann an, dass er für das Erreichte gekämpft hatte.
    »Weißt du, Sal, ich hatte mir schon gedacht, dass Crispin das Unternehmen unmöglich selbst aufgebaut haben konnte. Das hier
     muss sein Vater sein.«
    »Den Crispin nicht erwähnt hat. Aber andererseits, warum sollte er auch?« Sal nahm die Broschüre und blätterte sie durch.
    Fletcher ließ sich die Sache durch den Kopf gehen.
    Als Jake nach Thinbeach kam, war er ein vollkommen mittelloser Hochschulabsolvent gewesen, so bettelarm, dass Crispin ihm
     ein Zimmer zur Verfügung stellen musste. Dann hatte Crispin unbestellte Werbepost erhalten und eine russische Schönheit namens
     Olga geheiratet, und Jake hatte Interesse an – was eigentlich – entwickelt? Mit Sicherheit an Olga selbst. Außerdem wahrscheinlich
     an der Geschichte des Ortes und vielleicht auch am Breakman-Unternehmen. Jake heizte seinem Gehirn mit Skunk ein, dachte viel
     nach und freundete sich mit dem Wachmann an. Dann bekam er irgendwoher fünfzehntausend Pfund in bar. Eines Sonntagabends zog
     er seine brandneuen Schuhe an, ging in die Ausstellungshalle und setzte den Schredder in Gang. Der Wachmann fuhr gegeneinen Baum. Gleichzeitig ließ sich kein einziges Vergehen feststellen – außer den von Health and Safety beanstandeten Sicherheitsmängeln,
     Alkohol am Steuer und einem unbedeutenden Drogendelikt.
    »Jake hat uns eine Menge zu denken gegeben, Sal. Sal?«
    Sie starrte die Längswand des Zimmers an, die lückenlos und chaotisch mit Jakes Bildern vollgepinnt war. »Riechst du was?«,
     fragte sie.
    Er schnupperte. Es war tatsächlich etwas zu riechen – ein chemisch künstlicher Geruch, wie zum Beispiel –
    »Farbe?«
    Sie trat näher zur Wand und schnüffelte mit leicht gekräuseltem Nasenrücken. Sie blickte ihn kurz an und wandte sich erneut
     den Bildern zu. Sie hob die Ecke einer Zeichnung an und spähte darunter.
    »Da ist irgendwas drunter, Fletcher. Irgendwas ist da auf die Wand gemalt.«
    Sie entfernte das Blatt, und ein Ausschnitt eines Männerkopfes kam zum Vorschein, der mit Farbe auf die Wand gemalt war. Sie
     nahm zwei weitere Blätter weg, und nun kam Fletcher das, was er sah, bekannt vor.
    »Das ist Billy Breakman.«
    Er entfernte ein Blatt weiter unten an der Wand. Wieder blickte ein Gesicht zu ihm auf, und der Geruch von Farbe wurde noch
     intensiver. Kurz darauf lagen alle Bilder und Zeichnungen in einem Stapel auf dem Boden, und Sal und Fletcher traten zurück
     und betrachteten die Wand.
    Was der nette, normale Junge mit der Wand angestellt hatte, konnte man nur als Wandgemälde beschreiben. Es maß fünf mal zwei
     Meter und musste eine Menge Arbeit gekostet haben. Mit einem mittelgroßen Pinsel und schwarzer Farbe war es auf die mit heller
     Dispersionsfarbe gestrichene Wandfläche gemalt. Stellenweise hatte Jake Rillen und Vertiefungen in den Verputz gegraben, um
     das Bild plastischer zu machen.Hier und dort hatte er etwas in die noch feuchte Farbe gedrückt. Fletcher pflückte etwas von diesem Material ab. Es war überall
     mit schwarzer Farbe verkleistert, aber dennoch unverkennbar.
    »Stroh.«
    Das Wandgemälde schien einen Wasserfall oder ein dahinschießendes Wildgewässer darzustellen, das in kleinen Wirbeln und Strudeln,
     die mit farbgetränkten Strohbüscheln reliefartig betont waren, über die Wand strömte. Im größten Wirbel stand der Name DER
     ALTE BREAKMAN in Großbuchstaben, daneben Billys Gesicht, das nach dem Foto im Katalog gezeichnet war, allerdings war das Gesicht
     nach oben gereckt, als wäre der Körper unter Wasser. Darunter waren zwei weitere Männergesichter zu sehen, ebenfalls von Wasserwirbeln
     umschlossen, doch

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