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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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diese Gesichter waren nur grob umrissen – als hätte Jake keine Ahnung gehabt, wie sie aussahen, und nur
     zeigen wollen, dass dort jemand war.
    Fletcher trat noch einen Schritt zurück, fasste das ganze verrückte Bild ins Auge und sah dann Sal mit hochgezogenen Augenbrauen
     an.
    »Die beiden leeren Gesichter – das könnten Teversham und Jake selbst sein. Was meinst du?«
    Sie zuckte die Schultern. »Sieht wie ein Traum aus. Vielleicht im Drogenrausch gemalt? Fällt schwer, so was ernst zu nehmen.«
    »Aber er ist ja nun tatsächlich tot. Und Teversham ebenfalls.« Fletcher kam zu einer Entscheidung. »Sal, ich möchte, dass
     du noch eine Weile in Thinbeach bleibst und herausfindest, wo Teversham gestern Nacht war und was er gemacht hat.«
    »Was ist mit den anderen unerledigten Fällen?«
    »Die müssen eben einen Nachmittag lang warten. Außerdem schlage ich vor, dass du so schnell wie möglich ein Treffen mit deinem
     Informanten vor Ort arrangierst.«
    Sie runzelte die Stirn. »Er ist manchmal schwer zu finden.«
    »Er frisst dir aus der Hand. Er hat dich schließlich eine präraffaelitische Schönheit genannt, nicht wahr? Frag ihn, was er
     über die Breakmans weiß, oder über Jake Skerrit, ob es irgendwelche Gerüchte gibt. Ich unterhalte mich unterdessen mit Olga
     und schau mir dann an, wo Teversham gewohnt hat.« Er blickte sich in Jakes kleiner Welt um. »Kommt dir an diesem Zimmer irgendetwas
     ungewöhnlich vor?«
    »Eigentlich nicht, Fletcher. Nur das Geld, der Schmuck, das verrückte Wandgemälde – ja, und vielleicht die Skizzen von der
     nackten Frau seines Vermieters.«
    »Und dabei war noch nicht einmal die Tür abgeschlossen. Wie lange sind Olga und Crispin schon zurück? Eine Stunde oder so?
     Crispin hat das Zimmer nicht angerührt, weil er naiv ist und keine Ahnung hat, wie es hier aussieht, und außerdem hat er mit
     dem Rechtsanwalt zu tun. Aber Olga hat zugelassen, dass wir die Skizzen von ihr finden, und ebenso den Rest.«
    »Warum?«
    »Vielleicht wird sie mir das ja sagen.«
     
    Crispin führte Fletcher in einen großen Wintergarten. Er war sehr hell und voller üppig gedeihender Farne und Kletterpflanzen,
     und in der schwülfeuchten Luft hing der Duft von Blüten. Bienen summten vorbei. Fletcher blieb stehen, um an einer Orchidee
     zu schnuppern.
    »Wer gärtnert bei Ihnen?«
    »Ich mache fast alles selbst.«
    Fletcher sog den Duft der Orchidee ein. »Erzählen Sie mir ein wenig von Ihrem Vater.«
    »Dad? Er ist Eigentümer der Firma, hat sich aber zurückgezogen. Ich bin der Geschäftsführer.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »In Portugal. Er besitzt dort eine Ferienwohnung in einem Golfclub.«
    »Wie lange ist er schon da?«
    »Seit April.«
    »April? Der Monat, in dem Olga hierherkam?«
    »Ja. Hören Sie, ich muss jetzt ins Büro.«
    »Crispin, bitte schließen Sie Jakes Zimmer ab und lassen Sie niemanden hinein. Jake hat dort ziemlich gewütet. Er hat etwas
     an die Wald gemalt, Wasserstrudel und darin das Bild Ihres Vaters. Hat das irgendetwas zu bedeuten?«
    Crispin zuckte die Schultern. »Ich sagte Ihnen ja, dass Jake exzentrisch war.«
    »Na gut. Ihr Dad sieht ganz schön energisch aus.«
    »Er hat die Firma aus dem Nichts aufgebaut. Anfangs gab es nur eine Baracke in den Feldern. Letztes Jahr hatten wir landesweit
     den höchsten Absatz von Landmaschinen überhaupt.«
    »Und dieses Jahr?«
    Crispins Züge verkrampften sich: der Junge, der sich übernommen hat. Der Landmaschinenhandel, der verrückte Mieter. Die russische
     Ehefrau.
    Auf der anderen Seite des Wintergartens, wo die Bodenplatten endeten, entdeckte Fletcher eine Frau, die im Schatten eines
     Baumfarns mit hochgezogenen Beinen auf einer Bank saß. Sie hielt den Kopf gesenkt, und ihr Gesicht war hinter ihren Haaren
     verborgen.
    »Olga«, sagte Crispin zu ihr tretend. »Liebling, das hier ist Inspector Fletcher.«
    Sie sah auf. Sie war wirklich wie ein strahlendes Licht.
    Fletcher setzte sich neben sie auf die Bank, und sie sahen Crispin nach, der in seinem maßgeschneiderten Anzug zwischen den
     Farnen davonging.
    »Olga«, fragte Fletcher. »Was geht hier vor?«

Dienstagnachmittag
    Crispins Frau ließ die Frage unbeantwortet. Sie hatte ein markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen und eine kupferrote Haarmähne,
     und sie sah Fletcher mit leuchtend grauen Augen an, blickte direkt durch ihn hindurch, bevor sie wieder zu Boden schaute.
     Sie trug ein kurzes Jeanskleid und hatte die Beine an den Körper

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