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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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strich ihr das Haar aus dem Gesicht, und plötzlich küsste sie ihn hungrig. Sie zog sich schnell
     wieder zurück, doch er sah sie lächeln.
    Sie erzählte ihm von ihrem Leben in Deep House, von den fixen Ideen ihres Vaters und seinem Jähzorn, und dass er das Foto
     ihrer Mutter zur Wand gedreht habe.
    »Ich weiß, was du denkst«, schloss sie. »Klingt so, als hätten wir beide Erfahrung mit dem Gefängnis gemacht.«
    »Aber deines ist bequemer. Warum bleibst du bei ihm?«
    Sie blickte auf den Fluss hinaus. »Er war immer da. Ich kann mich irgendwie nicht frei machen, ich weiß auch nicht, wieso.
     Manchmal möchte ich ihn verlassen oder denke darüber nach, wie ich ihm wehtun, ihn richtig tief verletzen könnte.«
    Er nickte. Er ließ die Hand unter ihr Kleid wandern. Ihre Brustwarzen waren warm und hart.
    »Es würde ihm wehtun, nicht wahr, wenn er wüsste, dass du hier bei mir bist?«
    »Er wird vollkommen ausrasten.« Sie lachte. »Deine Hände sind kalt.«
    »Judith, als ich dich zum ersten Mal sah, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Du siehst genauso aus wie eine Frau, der ich
     vor Jahren in Tschetschenien begegnet bin. Eine berühmte Frau. Als hättest du eine Zwillingsschwester.«
    »Wofür war sie denn berühmt?«
    »Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Sind meine Hände immer noch kalt?«
    »Nein. Was war der letzte Gegenstand in der Ledertasche?«
    »Die Frage kannst du deinen Freunden von der Polizei überlassen.«
    Sie küsste ihn wieder. »Was machst du eigentlich wirklich hier?«
    »Ich will es einmal so ausdrücken: Geh nicht zur Hochzeit von Thinbeach.«
    »Was hast du vor?«
    »Etwas, worüber die Leute noch in tausend Jahren reden werden.«
    Weil er sie sehen wollte, bevor das letzte Tageslicht erlosch, knöpfte er ihr Kleid auf und drückte sie auf die Uferböschung
     hinunter. Die Erde unter ihr war noch warm, als er ihre Schenkel streichelte. Ihr Duft und der Geruch des Grases waren so
     intensiv, dass er eine Weile die Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, war es fast vollständig dunkel. Ihr blasser Körper
     zeichnete sich nur noch als Umriss ab. Die einzigen Geräusche waren das Brummen eines Verkehrsflugzeugs über ihnen, das Plätschern
     der Wellen, ihr leises Keuchen. Er spürte, wie sie ihm die Beine um die Schultern schlang und ihn nach unten drückte.
    Am Ende kniete er, ein wenig einsinkend, im Uferschlick, die Brust gegen die Flussböschung gepresst. Ihre für seinen Mund
     gespreizten Schenkel bildeten einen Pfeil im Dämmerlicht. Ein weiteres Flugzeug flog mit blinkenden Lichtern über sie hinweg.
    Es klang, als lächelte sie bei ihrer Frage: »Meinst du, diekönnen . . .«, er spürte ihre Hände im Nacken, ». .. Iwan, meinst du, die können uns sehen?«
    Ich hoffe es
, dachte er.
     
    Aus dem Garten von Blindy House blickte Fletcher auf die Shamblings. Die Fachwerkhäuser drängten sich geduckt an der Straße,
     Dach an Dach, aus den Fenstern fiel schimmerndes Licht auf die schwarzen Holzbalken. Die Nacht war mild und der Geruch des
     Flusses wehte über den Damm und vermischte sich mit dem Blütenduft der Büsche im Garten. Im Haus bellten Alains Hunde, und
     als Alain die Tür öffnete, wandte er sich halb nach ihnen um, so dass sein Profil sich vor der Innenbeleuchtung abzeichnete.
     Als er Fletcher erblickte, lächelte er, schüttelte ihm die Hand und machte die Tür weiter auf. Er trug seine makellose Freizeitkleidung:
     Leinenhose, Lacoste-Polohemd mit unter dem Kragen hervorlugendem krausem Brusthaar und einen Pullover, lose über die Schultern
     gelegt. Stammte er nun von einem normannischen Feldherrn oder einem belgischen Pferdemetzger ab? Unmöglich zu sagen.
    »Noch immer im Dienst, Inspector? Kommen Sie. Gehen wir hinaus und setzen uns an den See.«
    Mit diesen Worten durchquerte Alain die Eingangshalle und trat auf die Treppe, die zur Terrasse hinunterführte. An der einen
     Wand der Halle waren ein paar Strohpuppen ausgestellt, leuchtend bunte Seide war um ihre Hälse geschlungen. Auf der anderen
     Seite stand eine Tür halb offen. Fletcher warf einen Blick hinein und blieb stehen.
    Alain kam von der Treppe zurück und stieß die Tür weit auf.
    »Eines meiner Hobbys«, sagte er. »Schauen Sie sich nur alles in Ruhe an.«
    Es war ein großer Raum, und durch das Fenster mit der Steinfassung sah man auf den schmiedeeisernen Gartenzaun.In der Mitte stand ein langer Tisch auf Böcken, die Platte war mit Deckenstrahlern hell ausgeleuchtet. Eine

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