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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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bretterte über einen Bahnübergang, und der Wagen hüpfte so, dass Fletchers Zähne klapperten. Die Charter-Farm war noch
     immer einige Meilen entfernt, dort oben, wo der Himmel sich immer tiefer rötete.
    Sal fasste den Inhalt der alten, auf Microfiche festgehaltenen Akten zusammen, berichtete von der Verbrechenswelle, mit der
     die Bande aus Wittris die Fens im Jahr 1978 überzog, und kam dann auf den Thinbeach-Vermerk vom 10.   Januar 1979 zu sprechen – auf jenen Vorgang, der inzwischen als Verschlusssache beim Innenministerium ruhte.
    Sie näherten sich den Weiden in der Nähe der Farm. Sal bremste plötzlich und hielt an, weil eine kleine Herde struppiger Kühe
     gemächlich zwischen den Hecken die Straße überquerte. Die Flanken der Tiere füllten die ganze Windschutzscheibe aus, schwarze
     und weiße Flecken, orangefarben getönt vom Abendlicht. Hinter den Kühen kam Larry, der das Tor hinter sich zumachte und dabei
     Sals und Fletchers Blick auswich. Sal ließ den Motor im Leerlauf und sagte: »Also habe ich aus reiner Neugier zum Hörer gegriffen
     und einen Bekannten bei der
Evening News
nach dem 10.   Januar gefragt. Er ruft mich zurück. Er sagt, da sei was komisch – irgendwie sonderbar. In der ersten Ausgabe der
Evening News
vom 10.   Januar gab es zahlreiche Artikel zum Wetter, weil gerade einungewöhnlicher Kälteeinbruch herrschte. Das Thermometer zeigte minus neun Grad, Straßen waren vereist und unpassierbar und
     bei den Backs war der Cam zugefroren. Es gab aber auch einen Bericht über Thinbeach. Ein Artikel über einen schrecklichen
     Fund am vereisten Seeufer. Die Leiche eines nicht identifizierten Mannes, in dem man aber einen Russen vermutete. Als Todesursache
     wurde Ertrinken angenommen. Das Eigenartige daran ist, dass mein Kontaktmann bei der
Evening News
auch die zweite Ausgabe desselben Tages überprüft hat. Da fehlte die Story. Und wurde nie wieder irgendwo erwähnt. Die Leiche
     ist einfach spurlos verschwunden.«
    Vor seinem inneren Auge sah Fletcher das Metallkästchen in Iwans Küche und die englische Aufschrift.
    »Das könnte Iwans Interesse an Thinbeach einigermaßen erklären. Sein Vater reist nach England, um Traktoren zu reparieren,
     und ertrinkt. Iwan möchte wissen, was genau geschehen ist. Erklärungsbedürftig ist dieser Tod gewiss, oder? Minus neun Grad,
     das erscheint uns eiskalt, aber für einen Russen sind das milde Temperaturen. Und warum war er überhaupt am Fluss unterwegs?«
    »Und warum wurde der Vorgang als geheim eingestuft?« Sal fuhr an und bog auf den Zufahrtsweg der Farm ein. »Aha, Charter hat
     Polizeischutz bekommen.«
    Ein Streifenwagen parkte neben dem Drahtverhau. Das Seitenfenster wurde heruntergelassen, und dahinter kam ein blasser junger
     Constable zum Vorschein. Er starrte sie an und kaute dabei auf etwas herum.
    »Ich zeige hier nur kurz Präsenz, Sir«, erklärte er, als befürchtete er, dass sie ihm Probleme machen würden. »Ich bin gleich
     wieder weg.«
    »Den Polizeischutz braucht Charter nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte Sal. »Und so hatte ich ihn auch angefordert.«
    Der blasse Junge kaute noch immer. »Wir schicken in der Nacht jede Stunde einen Streifenwagen vorbei. Mehr ist in dieser Gegend
     hier einfach nicht drin.«
    Als sie zwischen den Hühnern parkten, öffnete sich im Obergeschoss ein Fenster und Peter Charter tauchte auf.
    »Es wird bald dunkel«, rief er nach unten. »Und die Russen sind noch nicht zurück.«
    Ein Automotor sprang an. Sie drehten sich um und sahen den Streifenwagen langsam in Richtung der Zedern davonschleichen.
     
    »Wer wird mich schützen?«
    Charter zündete eine Sturmlaterne an, hängte sie an einen Haken in der Decke und schaltete das elektrische Licht aus. Eine
     rostige Schrotflinte lag geöffnet auf dem Fensterbrett, daneben ein Patronengurt. Der Kühlschrank war vor die Hintertür gerückt
     worden. Eine Barrikade aus Möbeln versperrte die Diele, und die Treppe war wie eine Art letztes Bollwerk mit Stacheldraht
     verrammelt. Über dem Chaos lag der Geruch von Paraffinöl, und im Licht der leise pendelnden Lampe, die dunkle Schatten an
     die Wände warf, wirkte Charters Gesicht sogar noch ausgemergelter.
    »Larry ist draußen im Wohnwagen, aber der wird keinen Finger für mich rühren. Der lacht nur, wenn sie mich ans Kreuz nageln.«
    »Mr Charter«, erklärte Sal. »Wir sind hier, um Ihnen zu sagen, dass Sie sich vollkommen sicher fühlen können. Und unterstehen
     Sie sich, diese

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