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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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erzählen.« Stirnrunzelnd zog er die fünf maschinenbeschriebenen und mit Stempeln übersäten Blätter ein Stück aus dem Umschlag. »Ein schlaues Bürschchen, das muß man ihm lassen … «
    Die Wirkung war zufriedenstellend, aber die Sache war riskant. Nicht umsonst hatte er sich möglichst weit weggesetzt und war auch jetzt heilfroh, daß der Mann nicht lesen konnte, weil er senkrecht in die Höhe schoß und nach den Papieren griff, die der Maresciallo so hastig in den Umschlag zurückschob, daß sie zerknitterten .
    Bruti ließ sich mit einem derart üblen Schwall von Verwünschungen auf die Pritsche zurückfallen, daß der junge Carabiniere vor der Tür die Luke aufmachte, um festzustellen, was los war .
    »Schon in Ordnung.« Der Maresciallo winkte ihn weg, und die Luke ging wieder zu. »Tja, deshalb bin ich hergekommen, um Ihnen das zu sagen. Falls Sie sich verteidigen wollen, sollten Sie wissen, was er Ihnen anhängen will. Angeblich hat er sie in irgendeiner Angelegenheit zu Clementina geschickt, wegen einer ganz harmlosen Sache, die mit der Wohnung zu tun hatte, und als Sie gesehen haben, daß die Frau halb verrückt ist und ganz allein da wohnt, sind Sie eines Abends wiedergekommen, weil Sie gewußt haben, wieviel Geld sie versteckt hatte, und … «
    »So ein Blödsinn. Damit kommt er nie durch! Die alte Schlampe hatte keine müde Lira! «
    »Sie meinen, Sie haben sich gründlich umgesehen, nachdem Sie es getan hatten, aber nichts gefunden? Das rettet Sie auch nicht, weil sie tatsächlich Geld hatte, viel Geld, also wird Ihnen kein Mensch glauben, daß Sie nicht gehofft hatten, was zu finden. Man hat Sie reingelegt, Bruti, das sollten Sie endlich begreifen und sich eine bessere Geschichte ausdenken. Wissen Sie, er behauptet, Sie hätten ihm ganz genau erzählt, wie Sie es gemacht haben, und einige dieser Einzelheiten kann er nur von Ihnen erfahren haben. Weil sie nämlich nicht in der Zeitung gestanden haben. Verstehen Sie, was ich meine? Für Sie besteht keinerlei Hoffnung davonzukommen, wenn er gegen Sie aussagt, und wenn Sie weiterhin den Mund halten, erreichen Sie damit einzig und allein, daß er als Unschuldiger aus der Sache hervorgeht, der so freundlich war, uns bei unseren Nachforschungen zu helfen. Man hat Sie zum Narren gehalten, aber alles in allem haben Sie wohl nichts Besseres verdient. Wie haben Sie es denn angestellt? Ich weiß zwar, daß eine ganze Latte Gewalttaten auf Ihr Konto geht, aber das hier ist etwas anderes. Sie haben kaltblütig eine wehrlose alte Frau umgebracht – und das, soviel Sie wußten, nur weil dieser Kerl das Haus verkaufen mußte und sie nicht aus der Wohnung hinausbekam. «
    »Schließlich sollte ich dafür Geld kriegen, oder? Was er damit wollte, ist seine Angelegenheit. Jedenfalls war sie zu dämlich, um mitzubekommen, was eigentlich lief – der Kerl hat ihr jahrelang nicht mal ihre ganze Rente ausgehändigt. Hat ihr irgendein Ammenmärchen von wegen neues Gesetz aufgetischt und ihr weisgemacht, daß man sie wegbringt, wenn sie sich beklagt. Sie hat geglaubt, er tut ihr einen Gefallen, wenn er ihr die Hälfte davon läßt, die verrückte alte Schlampe. Solche Leute sollte man wirklich einsperren – sie hat mich doch glatt mit einem Handbesen ins Gesicht geschlagen, als ich gekommen bin. Ich bin froh, daß ich sie abserviert habe, und mit ihm mach ich es genauso, wenn er versucht, mich mit seinen feinen Anwälten fertigzumachen! Um die verrückte alte Schlampe ist es nicht schade, aber was wird aus mir? He? Was wird aus der Nummer eins? «
    »Gut so«, sagte der Maresciallo, »denken Sie endlich an die Nummer eins, denn der Staatsanwalt ist schon auf dem Weg hierher. «
    »Na, dann sagen Sie’s ihm! Sagen Sie ihm, daß das lauter Lügen sind. Sagen Sie ihm, daß mich der Kerl geschickt hat, damit ich der alten Vettel einen Schreck einjage und dem Paar mit dem Kind Geld aus der Nase ziehe, weil sein Kleingeld nicht mehr gereicht hat, um die Fassade richten zu lassen! Sagen Sie ihm … «
    »DaskönnenSieihmselbstsagen«,entgegneteder Maresciallo. »Mich interessiert das nicht. «
    Und diesmal sagte er die Wahrheit. Jetzt wollte er nur noch den Namen des Mannes und seinen Aufenthaltsort erfahren. Doch danach konnte er schlecht fragen, nachdem er Bruti so in die Falle gelockt hatte .
    Oben an der Treppe begegnete er dem Staatsanwalt .
    »Aha … Sie haben also mit ihm geredet. Ich fürchte, wir kriegen nichts aus ihm heraus. Ich habe einen Haftbefehl wegen

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