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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ein Blatt Papier in die Maschine und zupfte es gerade .
    »Es ist wegen dieser jungen Frau. Sie wollte mir nicht sagen, worum es geht, sondern unbedingt mit Ihnen sprechen. Sie hat gesagt, Sie kennen sie. Ich wollte nur sagen, ich hatte den Eindruck, daß es wirklich dringend ist. Sie hat geheult wie ein Schloßhund – ich habe noch nie jemanden so weinen sehen. «
    »Ach, diese junge Frau …« Der Maresciallo begann zu tippen. Di Nuccio starrte ihn verständnislos an, verließ dann das Zimmer und machte die Tür zu. Noch ungläubiger hätte er gestarrt, wenn er hätte sehen können, daß der Maresciallo mit zwei dicken Fingern seinen eigenen Namen und seine Adresse quer über die Seite schrieb, ein ums andere Mal, gelegentlich unterbrochen von einer Zeile sinnlos aneinandergereihter Buchstaben und Zahlen. Nachdem er fünf Seiten vollgeschrieben hatte, stempelte er sie an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Dienstsiegeln aus seiner Schublade und schob sie dann zufrieden in ein großes Kuvert .
    »Der Staatsanwalt ist auf dem Weg hierher, um ihm ein paar Fragen zu stellen, falls Sie warten wollen. «
    »Nein. Ich gehe gleich zu ihm hinunter. «
    Der Offizier rief einen jungen Carabiniere. »Führ den Maresciallo hinunter zu den Zellen. «
    »Si, Signore. «
    Schweigend folgte der Maresciallo dem jungen Mann nach unten, wo dieser die Zellentür aufsperrte und, die Schlüssel in der Hand, beiseite trat, um ihn einzulassen. Der Maresciallo betrat die Zelle, die hinter ihm abgeschlossen wurde .
    Der Mann lag auf der schmalen Pritsche und rauchte. Er machte sich nicht die Mühe, sich aufzusetzen, sondern betrachtete den Maresciallo mit zusammengekniffenen Augen durch die Rauchwolke. Sein Hemd war bis zur Taille aufgeknöpft, und seine dicht behaarte Brust glänzte vor Schweiß .
    Der Maresciallo richtete seine großen, vorstehenden Augen ebenso wachsam wie argwöhnisch auf ihn. Er konnte es sich nicht leisten, einen Fehler zu machen, noch weniger als sein Gegenspieler, der ihn jetzt zuversichtlich angrinste. In der Zelle gab es einen einzigen Holzstuhl, den der Maresciallo so weit wie möglich von der Pritsche wegrückte, bevor er sich setzte. Er sagte nichts, sondern schaute den gorillahaften Mann auf der Pritsche nur an. Es war nicht schwierig, ihn einzuschätzen. Er hatte oben einen Blick in seine Akte geworfen, aber selbst ohne den wäre ihm auf Anhieb klar gewesen, daß dieser Mann mehr Zeit im Gefängnis verbracht hatte als außerhalb und daß Verbrechen zu begehen für ihn weniger ein Beruf war als vielmehr seine zweite Natur. Er hatte nie viel davon profitiert, und daran würde sich auch nichts ändern, aber ein anderes Leben kannte er nicht. Seine Verteidigung würde einzig und allein darin bestehen, alles abzustreiten, und davon würde er sich auch durch noch so viele schlau eingefädelte Verhöre nicht abbringen lassen, während ein intelligenterer Mensch vielleicht versuchen würde, mögliche Vor- und Nachteile abzuwägen und in der Hoffnung auf ein milderes Urteil dem Rat eines Verteidigers zu folgen. Er war ein primitiver Kerl und wahrscheinlich überempfindlich. So primitiv, daß er nicht einlenken würde, auch wenn seine Chancen noch so schlecht standen, und so empfindlich, daß ihn bereits das unerwartete Schweigen des Maresciallo so zermürbte, daß er es schließlich brach .
    »Ich hab Ihnen nichts zu sagen. «
    »Dann halten Sie den Mund.« Der Maresciallo starrte ihn unverwandt an .
    »Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen habe. Ich bin in die Wohnung eingebrochen, weil ich gewußt habe, daß sie leer ist, und wo ich nichts gestohlen habe … «
    »Das interessiert mich nicht. «
    »Warum sind Sie dann hier? «
    »Ich habe Ihnen etwas zu sagen.« Aber er sagte es nicht .
    Der Mann, der Bruti hieß, sog an den letzten zwei Zentimetern seiner Zigarette und rollte sich dann auf die Seite, um sie auf dem Boden auszudrücken .
    »Haben Sie ein paar Stumpen für mich? «
    »Nein. «
    Er rollte sich wieder auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf. Eine Fliege landete auf seiner Brust, und er schlug danach. Sie kreiste über ihm und setzte sich wieder auf seine Brust .
    »In diesem verfluchten Loch kann man ja ersticken. Wann bringen sie mich nach Sollicciano? «
    »Keine Ahnung. «
    Er würde sich wohler fühlen, sobald er wieder im Gefängnis saß, umgeben von zahlreichen alten Freunden und dem vertrauten Tagesablauf. Er war nur acht Monate draußen gewesen .
    »Scheißkerle!« Die Bemerkung

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