Tod eines Centurio
Leichen wurden in Seen und Sümpfe versenkt, sondern auch ihre Waffen und ihre Rüstungen, ihre Gepäckwagen und Schätze; Pferde, Vieh und Sklaven wurde ebenfalls getötet und hinein geworfen, so daß nicht ein einziger Umhang oder eine Kupfermünze als Beute für die Sieger übrigblieb. Alles wurde den Göttern geschenkt.
Tief im Wald gab es Orte, wo große Berge dieser seltsamen Schlachttrophäen jahrhundertelang langsam im Schlamm versanken. Lovernius erklärte mir, daß jeder, der auch nur die kleinste Kleinigkeit von dort entwendete, grausam bestraft wurde. Ich gelobte, mich nie in meinem Leben auch nur auf Spuckweite einer solchen Schatzgrube zu nähern.
Es war Mittag geworden, als wir zum Lager zurück kehrten.
Ich erstattete meinen Bericht bei Titus Labienus, Caesars Legatus und Stellvertreter, und machte mich dann auf die Suche nach einem Legionärsbarbier, um mich rasieren zu lassen.
Hermes' unerfahrenen Händen wollte ich eine derart delikate Aufgabe nicht anvertrauen.
Frisch rasiert und mit knurrendem Magen ging ich durch die Reihe der Legionärszelte zurück zu meinem Quartier, um ein Mittagessen einzunehmen, als mir jemand etwas zurief.
»Patron!«
Ich sah mich um. Ich stand in der Nähe eines Centurienblocks unweit des Praetoriums. Das Lager war erfüllt von den üblichen Aktivitäten. Soldaten in voller Kampfmontur marschierten los, um die Wachen abzulösen, andere säuberten die Straßen, wieder andere trugen Vorräte hin und her. Tagsüber gibt es in einem Legionärslager nur wenig Freizeit, ständig ist irgend etwas zu verbessern. Latrinen müssen ausgehoben werden, ein Badehaus errichtet, wenn das Lager längere Zeit besetzt bleiben soll.
Außerdem versteht es sich von selbst, daß es nie schaden konnte, den Graben um das Lager ein wenig tiefer auszuheben und den Wall ein wenig höher aufzuschütten. Männer, die nichts zu tun hatten, konnten jederzeit weitere Pfähle anspitzen, um sie anschließend in den Grund des Grabens zu rammen.
»Patron!« Jetzt sah ich einen Arbeitstrupp, der das umliegende Gelände säuberte und die Leinen eines Zeltes spannte, das deutlich größer war als die anderen.
Zweifelsohne handelte es sich um das Zelt des Centurio, der in seiner Position natürlich von derart unwürdigen Arbeiten befreit war. Einer der Männer löste sich aus der Gruppe und trottete auf mich zu. Ich brauchte einen Moment, bis ich ihn erkannte.
»Der junge Burrus!« Ich ergriff seine Hände. Er war der Sohn eines meiner Klienten, eines alten Soldaten, der mit mir in Spanien gedient hatte. »Ich hätte dich früher oder später auch aufgesucht. Ich habe Briefe von deiner Familie für dich.« Ich hatte außerdem noch Briefe für etwa ein halbes Dutzend anderer Soldaten dieser Legion, Söhne anderer Klienten meiner Familie.
Jedesmal wenn bekannt wird, daß ein Offizier sich einem bestimmten Prokonsul oder Propraetor anschließen will, wird er zum Briefträger. Doch Burrus war ein Klient, der mir besonders am Herzen lag, weil er mir in einigen ausgesprochen ungemütlichen Situationen zur Seite gestanden hatte.
»Wie geht es meinem Vater?« Er grinste, und ich sah, daß er auf einer Seite einen Zahn verloren hatte.
»Er ist noch genauso streng wie eh und je. Er schwört, daß du hier einen sonnigen Lenz hast und das Soldatenleben auch nicht mehr das ist, was es zu seiner Zeit war.«
»Ganz der alte.« Lucius Burrus war noch ein kleiner Junge gewesen, als ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Jetzt war er ein stattlicher junger Mann von mittlerer Größe, gut gebaut und von der ausdauernden Zähigkeit eines italischen Bauern, genau der Typ, nach dem jeder Rekruteur Ausschau hält. Er sah allerdings ziemlich mitgenommen aus, mit Blutergüssen an Armen, Hals und überall, wo seine Haut zu sehen war.
»Die Ausbildung muß ziemlich hart sein«, bemerkte ich. Er zuckte zusammen und sah mich einfältig an. »Das ist es nicht. Es ist...«Er ließ den Satz unbeendet, doch sein Blick wanderte zum Eingang des Zeltes. Genau wie meiner. Sämtliche Aktivitäten in der Umgebung kamen schlagartig zum Erliegen, als der Eingangsvorhang zur Seite geschlagen wurde und eine Göttin heraustrat.
Wie soll man Vollkommenheit beschreiben, vor allem, wenn es sich um barbarische Vollkommenheit handelt? Sie war größer als eine Frau sein sollte, größer als jeder der anwesenden Männer. Sie war auch ein paar Zentimeter größer als ich, doch durch die dicken Sohlen meiner Militärstiefel waren unsere Augen
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