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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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abzulegen, ihre Speere umarmend und in voller Rüstung waren sie schneller eingeschlafen, als man braucht, um zwei Lampen zu löschen.
    Wir marschierten auch zu den folgenden drei Wachposten und lösten die verbliebenen sechs Männer des Contuberniums in derselben unorthodoxen Manier ab. Dann lehnten Lovernius und ich an der Palisade und blickten in die jetzt stille Nacht. Nur die Insekten summten dort draußen, und gelegentlich schrie eine Eule.
    »Fünf Sesterzen, daß er nach Sonnenaufgang auf mich losgeht«, wagte ich eine Wette.
    »Zehn, daß er wartet und dich am Morgen vor Caesar und dem gesamten Stab denunziert.«
    »Abgemacht.« Wir besiegelten die Wette mit einem Handschlag, und Lovernius schüttelte lächelnd und bewundernd den Kopf. Die Gallier hegen eine völlig unerklärliche Bewunderung für leichtsinnige, selbstmörderische Narren. Wie sich herausstellte, sollte er die zehn Sesterzen gewinnen.
    Nach einer Weile ging die Sonne auf, wärmte unsere fröstelnden Körper und ließ vom See her einen malerischen Nebel aufsteigen, so daß das Lager eine Zeitlang aussah wie ein großes Schiff auf einem Meer aus Wolle. Ich fragte mich, ob sich Jupiter so auf seinem Thron in den Wolken fühlte. Die Luft war erfüllt von den unvermeidlichen Gerüchen eines Legionärslagers, ein Aroma von frisch umgegrabener Erde und verbranntem Holz hing in der Luft. Im Gegensatz zum vielfältigen Gestank der Stadt waren dies angenehme Düfte. In diesem Moment hätte ich sie jedoch nur zu gerne gegen eine gräßlich stinkende Stadt eingetauscht.
    Die Männer des leidgeprüften Contuberniums erwachten und nahmen wieder ihre Posten ein. Meine eigenen Männer verließen die Unterstände entlang des Walls und scharten sich um mich. »Geht zurück zu euren Zelten«, befahl ich ihnen. »Euer Nachtdienst ist beendet.«
    »Aber wir würden lieber hierbleiben und zusehen, was als nächstes passiert«, protestierte Lovernius.
    »Das weiß ich, aber es ist fast Zeit für die Morgenpatrouille.
    Wahrscheinlich verbergen sich im Schutz des Nebels noch ein paar Helvetier. Schnappt sie euch. Sie haben mich letzte Nacht sehr geärgert.« Sie lächelten, salutierten und gingen. Was immer geschehen würde, sie hatten nichts damit zu tun, und ich wollte sie da raushalten.
    Die Sonne stand schon fast über den Bergkämmen im Osten, als die nächste Wachablösung unter Leitung eines anderen Optio eintraf. Er war ein Mann mit einer von diversen Brüchen deformierten Nase und einem einnehmend schiefen Grinsen.
    Sein Salut war so schlampig, daß es, von einem Berufssoldaten kommend, schon fast wieder respektvoll wirkte. Der Gesichtsschutz seines Bronzehelms war mit kleinen stilisierten Heiligtümern verziert, die Glück bringen sollten. Auf der Spitze seines Helms prangte ein Büschel kurzer blauer Federn.
    »Ich bin deine Ablösung, Hauptmann«, sagte er, während zwei Männer in seiner Gefolgschaft die Stellung von Quadratus und Burrus einnahmen.
    »Irgendwelche besonderen Befehle für mich?« fragte ich ihn.
    »Nicht, daß ich wüßte, obwohl ich mir an deiner Stelle gut überlegen würde, was ich Caesar erzähle.«
    Ich folgte ihm auf seiner Runde. »Weißt du, ich habe in den letzten vier Stunden über kaum etwas anderes nachgedacht.«
    »Und irgendwelche Geistesblitze gehabt?«
    »Bisher noch nicht. Irgendwelche Vorschläge für mich?«
    »Lauf. Vielleicht nehmen die Gallier dich auf. Andererseits könnten die dich auch zurücktauschen. Vielleicht wären die Germanen besser. Wenn sie dich nicht auf der Stelle erschlagen, schützen sie dich möglicherweise sogar. Sie haben sehr strenge Vorschriften, was die Gastfreundschaft angeht.«
    »Es ist wohl nicht damit zu rechnen, daß Caesar mich unehrenhaft nach Rom zurückschickt?«
    »Ha! Wenn er das täte, würde die Hälfte seiner Stabsoffiziere das gleiche tun, um dem nahenden Krieg zu entfliehen. Ich habe noch nie einen solch rückgratlosen Haufen von blaublütigen Weichlingen gesehen.«
    Er spuckte über die Palisade, in der diverse Pfeile steckten.
    »Was bedeuten die blauen Federn?« fragte ich ihn. »Zweite Kohorte?«
    »Genau. Ich bin Helvius Blasio, Optio der Vierten Centurie der Zweiten Kohorte. Und wer du bist, weiß ich bereits.«
    »So was spricht sich rum, wie?«
    »Absolut. In einem Legionärslager weiß jeder alles über jeden. Vor allem, wenn sich jemand der Autorität des Ersten Speers widersetzt. Solche Personen ziehen große Aufmerksamkeit und Bewunderung auf sich. Zumindest für

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