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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Legionär zu tun hat, ein Optio oder Centurio. Ein General und sein Legatus haben einen klaren Auftrag vom Senat und vom Volk. Der Rest der Offiziere jedoch steht einem General zur freien Verfügung, und er kann mit ihnen so ziemlich alles machen, was ihm gefällt. Hin und wieder hält ein General einen Tribunen für befähigt genug, den Oberbefehl einer Legion zu übernehmen. Häufiger jedoch erwartet man von ihm lediglich, daß er nicht im Weg rumsteht.
    »Darf ich daraus schließen, daß ich mir das Kommando meiner Reiterei bereits verscherzt habe?«
    »Du hast dir noch sehr viel mehr verscherzt. Provoziere mich nicht, Decius. Ich bin dir zur Zeit ganz und gar nicht gewogen.
    Ich habe mir deine Anwesenheit in diesem Lager als persönlichen Gefallen erbeten. Ich weiß, daß ich damals glaubte, einen guten Grund dafür zu haben, dich bei diesem Feldzug in meiner Nähe zu sehen, aber ich muß gestehen, daß er mir im Moment entfallen ist.«
    Er dachte eine Weile nach, und ich schwitzte. Ich war sicher, daß es einen verhaßten Dienst geben mußte, den er mir zuteilen konnte. Es gab immer irgendeinen verhaßten Dienst in der Armee.
    »Offensichtlich hast du zuviel Freizeit, Decius. Du brauchst etwas, was dich beschäftigt und dich gleichzeitig an die für das Soldatenleben nötige Disziplin erinnert. Von heute an wirst du dich täglich bei Sonnenaufgang beim Kampflehrer dieser Legion melden und dich im Umgang mit den Waffen üben. Du wirst diese Übungen nur für die Offiziersappelle unterbrechen, bei denen du dich im Hintergrund und deinen Mund halten wirst.
    Nachmittags kannst du dich dann wieder deinen Sekretärspflichten widmen. Und nachts... nun, es wird sich schon etwas finden, was du nachts tun kannst - etwas, bei dem du absolut nichts mit den Wachposten zu tun hast.«
    Er wollte mich also demütigen. Es hätte schlimmer kommen können.
    »Es mag dir so vorkommen, als würde ich dir gegenüber eine nicht zu rechtfertigende Milde walten lassen. Das liegt einzig und allein daran, daß auch ich Vinius' Behandlung dieses Contuberniums für unklug halte. Wie dem auch sei, er kennt die Männer, er kennt die Legion, und du kennst sie nicht. Wenn er an ihnen ein Exempel statuieren will, ist das zum Beginn eines Feldzuges nicht unvernünftig. Dann wissen die anderen Männer genau, was sie zu erwarten haben. Vinius gegenüber habe ich derartige Zweifel indes nie geäußert, und wenn ein General es für unnötig hält, einen Centurio wegen der Maßnahmen zu tadeln, mit denen dieser seine Männer diszipliniert, so ist es gewiß nicht die Aufgabe eines neu eingetroffenen Offiziers der Kavallerie, dessen Anweisungen zu unterlaufen. Ich bin es nicht gewohnt, mich gegenüber Untergebenen zu erklären, Decius, und ich hoffe, daß du dieses außergewöhnliche Privileg zu schätzen weißt.«
    »Gewiß, Caesar!« sagte ich eifrig.
    »Ich tue das nur, weil du trotz deiner zahlreichen dümmlichen Aktionen ein intelligenter Mann bist. Was deine Ala betrifft, werde ich dir das Kommando bis auf weiteres überlassen, doch bis ich etwas anderes anordne, wirst du mit ihnen nur zur Parade ausreiten. Das Kommando bei einem Schlachteinsatz ist für dich momentan eine viel zu würdevolle und ernste Aufgabe. In der Zwischenzeit wird Lovernius in der Lage sein, seine Männer zu führen. Das wäre dann alles, Decius. Melde dich jetzt bei deinem Lehrer, einem der Legionärsausbilder, nicht bloß ein Schwertkampflehrer. Ich möchte, daß du dein Gefühl für das Pilum und das Scutum zurückgewinnst.«
    Ich zuckte innerlich zusammen, wohl wissend, was mir bevorstand. »Wie du befiehlst«, sagte ich, salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte von dannen. Ich war ziemlich unzufrieden, doch das war ihm egal. Ich wollte mit ihm über Vinius' Maßnahmen und meine Vorbehalte gegen den Mann selbst sprechen, doch Caesar war ganz offensichtlich nicht daran interessiert. Mir fiel auf, daß Vinius die Aufmerksamkeit von seinem fragwürdigen Verhalten abgelenkt hatte, indem er diese Sache als persönliches Duell zweier willensstarker Charaktere dargestellt hatte. Ich wußte jetzt, daß ich mir einen weit gefährlicheren Feind gemacht hatte als vermutet. Ich hatte geglaubt, daß es mir nicht mehr passieren könnte, einen Mann wegen seiner niedrigen Herkunft oder seiner ungehobelten Manieren zu unterschätzen, doch wie so oft hatte ich mich wieder einmal in mir selbst getäuscht.
    Hermes war überrascht, mich auf dem Exerzierfeld zwischen dem

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