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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einen römischen Kadaver in einen unserer Teiche wirft. Es sind ungebildete und abergläubische Männer.«
    Die Bemerkung gefiel mir in der Tat nicht, wenn auch nicht aus dem Grunde, den er vermutete. »Es tut mir leid, das zu hören. Ich hoffte immer noch, diesen Mord den Helvetiern nach zu weisen, aber sie würden einen heiligen Ort vermutlich nicht derartig entweihen.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Lovernius. »Und bei den Verletzungen ist es unwahrscheinlich, daß er aus eigener Kraft dorthin gerobbt ist, um zu sterben. Warum bist du so erpicht darauf, die Sache den Helvetiern anzuhängen?«
    »Mord innerhalb der eigenen Truppe ist schlecht für die Moral. Daß das Opfer ein leitender Centurio war, macht das Ganze noch schlimmer. Nicht, daß irgend jemand den brutalen Schläger leiden konnte, doch diese Männer haben ein ausgeprägtes hierarchisches Denken, und ein Centurio sollte unantastbar und nur in der Schlacht zu fällen sein. Eine ganze Kohorte ist entehrt worden, und ein Contubernium sieht bei Caesars Rückkehr einer wahrhaft grausamen Hinrichtung entgegen. Um alles noch schlimmer zu machen, ist einer der Hauptverdächtigen ein Freund und Klient von mir.«
    »Das ist schlimm«, sagte Lovernius mitfühlend. »Aber nur Mut. Vielleicht waren es die Germanen. Sie haben keinerlei Respekt vor heiligen Gewässern.«
    »Ist das wahr? Nicht, daß mir der Gedanke, daß dort draußen Germanen lauern, besonders angenehm wäre, aber es würde mir immens weiterhelfen, wenn ich ihnen die Schuld zuschieben könnte. Kennen sie keine heiligen Orte?«
    »Nur Haine in den tiefen Wäldern jenseits des Rhenus. Die Eiche, die Esche und die Eberesche sind ihre heiligen Bäume, und Orte, an denen der Blitz eingeschlagen hat, gelten ihnen als geweiht. Sonst nicht viel.«
    »Es lohnt sich zumindest, der Sache nachzugehen. Indiumix, sattle mein Pferd. Lovernius, ich möchte ein bißchen mit dir ausreiten.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Dann hielt er in seiner Muttersprache eine längere Rede an seine Männer. Sie nickten düster. Ich hätte nicht gewußt, daß ein Toter im See ihre Stimmung derartig dämpfen würde, aber Barbaren sind manchmal seltsam.
    Nachdem ich mein Pferd bestiegen hatte, ritten wir durch die Porta decumana im Nordwall. Wir hörten, wie in der Nähe Holzpflöcke in die Erde geschlagen wurden, und folgten dem Geräusch bis zu einer Stelle nordöstlich des Legionärslagers, wo die Erste Centurie von keinem Wall geschützt ihre Zelte aufschlug. Von meinem Sattel aus entdeckte ich ohne Probleme den silbern glänzenden Helm des Optio, auf den ich neulich nachts einen so miserablen Eindruck gemacht hatte. Er gestikulierte und brüllte Befehle in die angespannten Gesichter seiner Männer, denen eine überaus angstvolle Nacht bevorstand.
    Als ich auf ihn zuritt und abstieg, verzog er keine Miene.
    »Optio«, begann ich, »ich weiß, daß du zur Zeit sehr beschäftigt bist, so daß ich dich nicht lange aufhalten will. Ich möchte dich morgen früh im Praetorium zu den Aktivitäten des verstorbenen Titus Vinius befragen.«
    Er spuckte auf den Boden und verfehlte meinen linken Caliga nur knapp. »Ich werde dort sein, voraus gesetzt, ich lebe morgen früh noch.«
    »Nun, diese unangenehme Möglichkeit besteht natürlich durchaus.«
    »Die Hälfte der Männer wird ständig Wache stehen.«
    »Die ganze Armee ist eine einzige Verschwörung gegen ausreichend Nachtschlaf«, erwiderte ich. »Vielleicht kann ich dich ein wenig unterstützen. Ich werde meine gallischen Reiter anweisen, in diesem Gebiet die ganze Nacht zu patrouillieren.
    Und ich werde mit Gnaeus Garbo sprechen, dir zum selben Zweck ein paar seiner Plänkler zu schicken.«
    »Wir sind bestraft worden, Hauptmann«, sagte der Optio. »Du mischst dich ein.«
    Das schien mir selbst für einen Mann wie ihn eine übertrieben starrsinnige Reaktion. »Ich bin zufällig der Ansicht, daß diese Bestrafung ungerecht ist.«
    »Trotzdem hat unser Kommandant sie verhängt, und wir werden sie erdulden. Mach, daß du hier verschwindest, Hauptmann. Wir vertrauen lieber auf unsere eigene Stärke als auf die Hilfe von Barbaren.« Die eisigen Blicke der umstehenden Legionäre verrieten mir, daß sie die Geringschätzung ihres Optio für mich und meine Gallier teilten.
    Lovernius lachte. »So geschehe es. Narren sollen wie Narren sterben.«
    »Das reicht«, sagte ich. Ich hatte nicht erwartet, daß man derart undankbar auf mein Angebot reagieren würde.
    Andererseits habe ich

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