Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
in der Familie über ihn kursierten, doch etwas dran.
    »Bedenkt, meine Herren, daß Molon mit ihr kommt.« Selbst diese grauenvolle Aussicht dämpfte die Unterbringungsangebote der versammelten Offiziere kein bißchen. Schließlich brachte Caesar sie mit einer Handbewegung zum Schweigen, und ein Ausdruck abgrundtief bösartigen Humors legte sich auf sein Gesicht.
    »Decius, du kannst sie haben.« Sofort starrte mich jeder der versammelten Männer wütend an, sogar mein alter Freund Garbo. Das war perfekt. Jetzt haßten mich bis auf die Gallier wirklich alle.
    »Und nun, meine Herren, muß ich losreiten. Ich werde nur eine kleine berittene Eskorte mitnehmen. Ich habe vor, in zehn Tagen mit unserer Verstärkung zurück zu sein.«
    »Ist das überhaupt möglich?« fragte Labienus ungläubig.
    »Wenn nicht, habe ich vor, es möglich zu machen«, sagte Caesar mit jener absoluten Selbstgewißheit, die nur er aufbringen konnte. Es war ein Trick, den er perfekt einzusetzen verstand. Er konnte selbst mich fast davon überzeugen, daß die Götter wirklich auf seiner Seite standen. »Ihr könnt bis auf Decius Caecilius wegtreten.«
    Die anderen gingen, und die kleine berittene Eskorte meldete sich. Ich war froh, daß Lovernius und seine Ala nicht darunter waren. Im Moment brauchte ich jeden Freund.
    »Decius«, begann Caesar, »Ich kann gar nicht nach drücklich genug betonen, wie viel für mich davon abhängt, daß du diesen Mordfall aufklärst. Selbst mit der erhofften Verstärkung wird diese Armee noch immer sehr klein sein. Ich brauche die Zehnte! Und ich brauche sie in bester Kampfbereitschaft und nicht geschwächt durch Mißtrauen, Entehrung und Furcht vor bösen Omen.«
    »Caesar, Vinius war eine ungeheuerliche Kreatur. Innerhalb dieser Wälle gibt es gut sechstausend Verdächtige.«
    Er wischte meinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Männer bringen es nicht zum Centurio, weil sie besonders milde sind. Niemand mag einen Centurio. Trotzdem werden sie nur in den seltensten Fälle ermordet. Du mußt die Mörder für mich finden, Decius. Wenn nicht, sehe ich mich gezwungen, Burrus und die anderen hinrichten zu lassen, egal, ob sie schuldig sind oder nicht. Dieser Krieg kann täglich beginnen, und dann haben wir keine Zeit mehr für Nettigkeiten.« Ein Gallier führte ein Pferd heran und half Caesar in den Sattel.
    »Einen Moment noch, Gaius Julius«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Warum hast du mir diese Frau gegeben?«
    Er saß einen Moment da und erfreute sich an seinem eigentümlichen Scherz. »Zunächst einmal verdienst du etwas für das Elend, das du zu erleiden haben wirst. Andererseits wird der Mann, der sie besitzt, mit der eifersüchtigen Mißgunst seiner Mitoffiziere leben müssen, und alle anderen meiner Offiziere sind wertvoller als du. Mir ist es lieber, wenn ihre Kampfkraft nicht beeinträchtigt wird. Vor allem jedoch, Decius, könntest du eines Tages von großem Wert für mich sein, und dann habe ich etwas in der Hand gegen dich.«
    Ich wußte genau, was er meinte. Ich war mit seiner Nichte Julia verlobt, die mir den Besitz dieser Frau nie verzeihen würde. »Gaius Julius«, sagte ich bitter, »du bist ein etruskischer Strafgott in menschlicher Gestalt!«
    Caesar ritt lachend davon.

VII
    Ich stand vor der wahrscheinlich größten Herausforderung meiner wahrlich bewegten Karriere. In Rom hätte ich gewußt, wo ich anzufangen hatte, doch hier befand ich mich auf komplett unbekanntem Gelände. Ich war nicht nur nicht in Rom, ich befand mich zudem in einem Legionärslager, das wiederum in Gallien lag, einem Land, in dem Krieg herrschte. All dies waren überaus beunruhigende Umstände. Bevor ich überhaupt mit meiner Ermittlung beginnen konnte, mußte ich meine Gelassenheit wiedergewinnen. Ich mußte mit den einzig vernünftigen und normalen Menschen im Lager sprechen. Ich beschloß, meine Gallier zu besuchen.
    Bevor ich das jedoch tun konnte, mußte ich einige Vorkehrungen für meinen Haushalt treffen. Ich ging zu dem Haufen mit Vinius' Habseligkeiten. Molon trug ein nervöses Grinsen zur Schau, während Freda mich musterte, als wäre ich eine Art seltsamer Käfer.
    »Habt ihr beide verstanden, daß ihr jetzt mir gehört?«
    Molon nickte lebhaft. »Ja! Ich bin überaus froh, dein Besitz zu sein, Herr!«
    »Und was ist mit dir?« fragte ich Freda.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Römer ist wie der andere.«
    Es gefiel mir nicht, mit Titus Vinius verglichen zu werden, doch ich ließ es vorerst dabei

Weitere Kostenlose Bücher