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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Soldaten der Welt, und sie sind entehrt worden! Ihr Forumspolitiker wißt nicht, was das heißt, weil ihr vergessen habt, was Ehre ist! Nun, wir in den Zehnten haben es nicht vergessen!« Ich war völlig perplex, als ich Tränen über seine wettergegerbten Wangen rollen sah. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte nach seinem Decurio rufend davon.
    Garbo kam auf mich zu. »Du solltest äußerst vorsichtig und sehr behutsam vorgehen«, riet er mir. »Sonst stehen die Chancen gut, daß du der nächste bist, der in dieser Legion ermordet wird.«
    »Dessen bin ich mir bewußt. Die einzigen, mit denen ich mich zur Zeit verstehe, sind entweder Barbaren oder Entehrte. Wie kann er eine ganze Centurie aus dem Lager verbannen? Das ist empörend!«
    »Genau wie der Mord am Ersten Speer. Es mußte ein Exempel statuiert werden, so haben sie zumindest eine Chance.
    Er hätte auch gleich ihre Hinrichtung anordnen können. Oder ihnen den Marsch nach Germanien befehlen, wo sie zu bleiben hätten, bis er sie zurückruft. Vielleicht ist es das beste, wenn man diese acht Männer einfach hinrichten läßt. Die Legionäre wären zwar nicht völlig befriedigt, aber die Legion könnte zu einer gewissen Normalität zurückkehren.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein! Bei den anderen bin ich mir nicht sicher, aber ich weiß, daß Burrus seinen Centurio nicht getötet hat, so sehr der Mann es auch verdient hatte, und ich werde nicht zulassen, daß er dafür bestraft wird.«
    »Da hast du dir aber einiges vor genommen«, meinte Garbo.
    »Es geht um mehr als Burrus' Leben. Diese Männer wollen ihre Ehre zurück, und wenn dieses Contubernium nicht exekutiert werden soll, mußt du ihnen was Besseres liefern.«
    Seine letzten Worte waren vom Ruf zum Offiziersappell unterbrochen worden, und wir traten an. Neben Caesars Zelt stand Molon mit einigen Truhen und Bündeln, den Habseligkeiten des verstorbenen Titus Vinius. Zuoberst saß Freda, die ihre Umgebung wie immer verächtlich musterte.
    »Meine Herren, ich muß mich kurz fassen«, begann Caesar. »Ich brauche jede verbleibende Stunde Tageslicht, um nach Italien zu reiten. Diese leidige Affäre hat mich ohnehin schon den halben Tag gekostet. Schatzmeister, dein Bericht.«
    Der Schatzmeister der Legion war ein Optio, der wegen seines ausgezeichneten Erinnerungsvermögens, seines guten Schreibstils und seines Zahlengedächtnisses für diesen Posten ausgewählt worden war.
    »Titus Vinius war nie verheiratet und hinterläßt keine Kinder oder eine Familie, von der er mir je berichtet hätte. Er hat auch kein Testament aufgesetzt. Deswegen ist nach alter Sitte der Prokonsul Treuhänder seines Vermögens, bis ein Mitglied der Familie Ansprüche erhebt. Wir werden den Verwalter seines italischen Gutes benachrichtigen, der seinerseits vermutlich die Familie in Kenntnis setzen wird, so es eine gibt. Titus Vinius hat regelmäßig in den Bestattungsfonds eingezahlt, der, unterstützt durch einen großzügigen Beitrag des Prokonsuls, für einen ansehnlichen Grabstein aufkommen wird. In Massilia gibt es ausgezeichnete griechische Steinmetze; ein entsprechender Gedenkstein wird unverzüglich in Auftrag gegeben.
    Der bereits erwähnte Verwalter hat Titus Vinius zweimal im Jahr besucht, und bei diesen Anlässen hat der Erste Speer seine Bankgeschäfte getätigt, vermutlich mit einem italischen Bankier. Zusätzlich hatte er stets tausend Sesterzen bei der Bank der Legion hinterlegt.« Das war eine ganz ordentliche, wenngleich keineswegs fürstliche Summe. Ein leitender Centurio konnte es mit seinem Sold, der Beute aus Plünderungen und den üblichen Bestechungsgeldern durchaus zu bescheidenem Wohlstand bringen.
    »Gut, Schatzmeister. Meine Herren, hiermit übernehme ich die Treuhänderschaft über den Besitz des verstorbenen Titus Vinius. Er wird hier im Praetorium bleiben, bis Decius Caecilius Metellus seine Ermittlungen abgeschlossen hat. Bleibt die Frage seiner beweglichen Habe, seines Viehs und seiner Sklaven. Sie müssen untergebracht werden, und mein Personal ist bereits komplett.«
    Langsam wandte sich jeder Kopf, bis wir alle gemeinsam Freda anstarrten, die uns keines Blickes würdigte.
    »Wenn ich mir's recht überlege«, meinte Labienus, »ist in meinem Zelt noch Platz...«
    »Also, ich könnte durchaus eine Köchin gebrauchen...« Und so weiter. Jeder entdeckte, daß er gerade noch Platz für einen weiteren Sklaven hatte. Jeder, außer meinem Vetter Knubbel.
    Vielleicht war an den Gerüchten, die

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