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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bewenden. »Du«, sagte ich zu Molon, »wirst die Sachen deines früheren Herrn hier neben dem Schreibtisch ausbreiten. Ich möchte heute nachmittag eine vollständige Inventur vornehmen. Du«, fuhr ich an Freda gewandt fort, »gehst in mein Zelt und machst dich dort nützlich: putze oder was immer du für Titus Vinius gemacht hast, wenn er fort war. Mein Junge Hermes wird auch da sein. Wenn er versucht, dich anzufassen, darfst du ihn schlagen.«
    Sie stieg von ihrem Hochsitz und ging an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich starrte ihr unverhohlen hinterher. Was für ein Anblick!
    »Hat sie sich gegenüber Titus Vinius auch so benommen?«
    fragte ich Molon. »Er schien mir mehr ein Mann zu sein, der mit aufsässigem Gesinde wenig Langmut hatte.«
    »Sie ist nicht gerade eine typische Dienstbotin, Herr«, sagte Molon. »Und sie hat, wenn du mir die Bemerkung verzeihst, einen unfehlbaren Blick für die Schwächen der Männer. Ich vermute, daß sie dich bereits eingeordnet hat.«
    »Sie hält mich wohl für einen Mann, mit dem man alles machen kann, was? Nun, dann wird sie sich eines Besseren belehren lassen müssen.« Ich zupfte an Molons Tunika und legte seine Schulter frei. Sie war von Blutergüssen fast schwarz. »Ich bin kein Centurio, also trage ich auch nicht ständig einen Stock bei mir. Ich schlage Sklaven nur bei überaus ernsten Vergehen, dann jedoch kenne ich keine Gnade. Wir wollen unsere künftige Beziehung auf folgende Übereinkunft gründen: Solange du mir keinen Anlaß zur Unzufriedenheit bietest, darfst du bei mir bleiben. Andernfalls verkaufe ich dich an einen weniger laxen Herrn, und fast jeder Herr der Welt wird weniger lax sein als ich.«
    »Oh, glaube mir, Herr, ich will bei dir bleiben! Andererseits«, ein gerissenes Funkeln blitzte in seinen Augen auf, »bist du sicher, daß du mich überhaupt verkaufen darfst? Vielleicht taucht irgendwann ein Verwandter von Titus Vinius auf und beansprucht mich.«
    »Molon, jeder, der auch nur über das Hirn einer Schnecke verfügt, würde dir eher eins mit dem Knüppel über den Kopf geben und dich im Straßengraben liegen lassen, als dich den weiten Weg zurück nach Italien durch zu füttern.
    Möglicherweise habe ich Verwendung als Dolmetscher für dich. Ich werde mich nicht länger als ein Jahr in Gallien aufhalten.
    Wenn du mir keinen Grund zur Klage bietest, werde ich dich bei meiner Abreise an einen freundlichen Händler verkaufen, der deine Talente nutzen kann. Dann kommst du aus den Legionärslagern raus und hast ein angenehmes Leben.«
    Er nickte und rieb sich die Hände. »Das wäre mir höchst willkommen.«
    »Dann tu etwas dafür. Wenn irgend jemand nach mir fragt, ich bin jetzt eine Weile bei der praetorianischen Kavallerie.
    Wenn ich zurück komme, hast du alles für mich vorbereitet.«
    »Überlaß das nur mir, Herr.«
    Ich habe zeit meines Lebens die Erfahrung gemacht, daß Sklaven auf Freundlichkeit besser reagieren als auf Strenge, obwohl sie eine vermutete Schwäche auch ganz schnell ausnutzen. Doch Molon wußte, in welch schwacher Position er sich zur Zeit befand, und ich war mir sicher, daß er sich ein Bein ausreißen würde, um mir gefällig zu sein. Bei Freda hingegen war das vermutlich eine ganz andere Frage.
    Ich traf meine Ala bei der Pflege der Pferde nach ihrer morgendlichen Patrouille an. Als Nicht-Bürger hatte man sie nicht gebeten, an den Bestattungsfeierlichkeiten teilzunehmen.
    Sie begrüßten mich mit Grinsen und Schulterklopfen.
    »Schön, daß du wieder bei uns bist, Hauptmann!« sagte Lovernius. »Wirst du wieder mit uns ausreiten?«
    »Vorerst wohl nicht, wie das Schicksal es will. Caesar hat mich beauftragt, den Mord am Ersten Speer zu untersuchen.«
    Nach ihrem Lächeln und ihrer fröhlichen Haltung zu urteilen, teilten diese Männer die miese Moral der übrigen Truppe nicht.
    Sie gehörten nicht zur Zehnten Legion, und der Tod des leitenden Centurios schien sie nicht weiter zu bestürzen.
    »Wir haben mit den Speerkämpfern gesprochen«, sagte Lovernius. »Sie haben uns erzählt, daß er erdrosselt wurde.« »Man hat ihn erdrosselt, erstochen, erschlagen und in einen Teich geworfen«, führte ich aus. Die Mienen der Gallier verdüsterten sich blitzartig, und einer knurrte etwas in ihrer Muttersprache.
    »Was hat er gesagt?« fragte ich überrascht.
    Lovernius machte einen leicht nervösen Eindruck. »Wenn du mir diese Bemerkung verzeihst, Hauptmann, aber sie nehmen es sehr übel, daß jemand

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