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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Bemerkung erlaubst, Herr, deine Nerven sind reichlich angegriffen. Soll ich dir ein wenig Wein bringen?«
    »Tu das.« Mir wurde plötzlich bewußt, daß ich einen staubtrockenen Mund hatte. Was hatten diese Urkunden mit dem Mord zu tun? Ich war überzeugt, daß es einen Zusammenhang geben mußte. Titus Vinius war unter höchst seltsamen Umständen ums Leben gekommen, und für einen Mann, der nur eine einfache Soldatenlaufbahn absolviert hatte, war er unglaublich reich. Der Charakter oder die Biographie jedes Menschen kann eine Anomalie aufweisen. Doch zwei auf einmal war ich nicht bereit hinzunehmen, es sei denn, sie waren auf irgendeine Weise miteinander verknüpft.
    Molon kehrte mit einem Krug und einem Becher zurück, und ich trank dankbar. Dann begann ich, die Dokumente wieder in die Truhe zu packen, wobei ich sie ein Stück verschob. Sie kam mir noch immer außergewöhnlich schwer vor. Ich beschloß, zu warten und der Sache auf den Grund zu gehen, wenn kein Beobachter zugegen war.
    »Molon, ich werde jetzt zu meinem Zelt zurück kehren. Du trägst diese Truhe.«
    »Verzeihung, Herr, aber willst du ihren Inhalt nicht in die Inventarliste aufnehmen?« Er wies auf die Schriftrolle neben meinem Ellenbogen, die an einem Ende mit einem Dolch, am anderen mit meinem Helm beschwert war. Ich hatte sie völlig vergessen.
    »Wir beenden die Arbeit morgen. Es ist schön zu dunkel zum Schreiben. Und was geht dich das überhaupt an?«
    »Oh, nichts, gar nichts. Nimm noch einen Schluck Wein, Herr.«
    Ich befolgte seinen Vorschlag, und meine innere Anspannung verflog. Wozu sollte ich mich so aufregen? Ich konnte doch nichts daran ändern: Die Dinge lagen anders als erwartet, und das war in einer feindlichen Umgebung immer beunruhigend.
    Mittlerweile war ich von einer fast soldatischen Sehnsucht nach einem geordneten Leben erfüllt.
    Wir trotteten zum Zelt zurück, wobei ich Molon die ganze Zeit vor mir hergehen ließ, um sicher zu stellen, daß er nicht in die Truhe spähen konnte. Ich wußte schon, daß ich mit dem Ding noch Probleme bekommen würde. Ich wollte nicht, daß irgend jemand erfuhr, was ich wußte, bis meine Fragen beantwortet waren.
    Hermes' Miene wirkte in etwa so unbehaglich, wie ich mich fühlte. Ich faßte sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte seinen Kopf, um sein Gesicht besser sehen zu können. Sein eines Auge entwickelte sich zu einem sehr schönen Veilchen.
    »Wie ich sehe, hast du Fredas Bekanntschaft bereits gemacht.«
    »Warum hast du ihn gekauft?« wollte Hermes mit einem verdrießlichen Seitenblick auf Molon wissen.
    »Ich habe niemanden gekauft. Caesar hat sie mir gegeben.«
    »Es wird ganz schön eng werden im Zelt«, nörgelte er.
    »Nein, das wird es nicht. Du und Molon, ihr beide könnt draußen unter dem Vorzelt schlafen. Wir haben schließlich Frühling, und der Sommer ist nicht mehr weit.«
    »Ich werde erfrieren!«
    »Ich werde dich vermissen«, versicherte ich ihm.
    Die Eingangsplane wurde zur Seite geschlagen, und Freda trat heraus. Sofort erstrahlte Hermes' verärgerte Miene in einem Ausdruck ehrfurchtsvoller Anbetung. Es würde wohl mehr als ein blaues Auge brauchen, um seine jugendliche Leidenschaft zu dämpfen.
    »Ich habe dein Zelt aufgeräumt«, berichtete Freda. »Du und dein Junge, ihr beide habe gelebt wie die Schweine.«
    »Vermutlich muß man gebürtiger Nomade sein, um zu wissen, wie man ein Zelt in Ordnung hält«, erwiderte ich.
    »Molon, bring die Truhe hinein und stell sie unter mein Bett.«
    Er gehorchte unverzüglich, und ich behielt ihn die ganze Zeit über im Auge, um mich zu vergewissern, daß er nicht hineinsah.
    Dann ließ ich mir von Hermes aus meiner Rüstung helfen. Von diesem Gewicht befreit, hatte ich jedesmal das Gefühl, fliegen zu können.
    »Hermes, hol Lampen und stell sie ins Zelt.«
    »Im Zelt steht doch schon eine«, erwiderte er. Er meinte eine winzige Tonlampe, die nur einen äußerst schwachen Schein verbreitete.
    »Ich will mehr Lampen und größere«, erklärte ich ihm. »Treib irgendwo welche auf.« Er zog murmelnd ab, während ich Platz nahm, um noch einen Schluck Wein zu trinken, bevor ich mich der Haupttätigkeit der Nacht widmete. Freda stand im Eingang und beachtete mich nicht, während ich mit Molon sprach.
    »Jetzt, da du mir gehörst, muß ich mehr über dich wissen«, begann ich. »Erzähl mir deine Geschichte.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, behauptete er, was nur bedeutete, daß er mir nicht viel erzählen

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