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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Lüge wittert.
    »Vielleicht versuchst du es mal bei dem germanischen Mädchen«, wagte ein anderer vor zu schlagen, »obwohl es eine Schande wäre, eine derartige Schönheit fürs Leben zu zeichnen.« Die Runde quittierte die Anregung mit einem Ausdruck kollektiver Geilheit.
    »Die Mühe kannst du dir sparen«, sagte wieder derjenige, der die Folterung Molons vorgeschlagen hatte. »Die wird dich bloß anspucken, wenn du ihr mit Daumenschrauben oder dem Brenneisen drohst. Die Germanen sind so.« »Wie kommt es, daß du soviel über die Germanen weißt?« fragte ich ihn.
    »Es ist das, was ich gehört habe«, meinte er, als ob damit alles erklärt wäre. Soldaten setzen enormes Vertrauen in jedwedes Gerücht, und das ist vermutlich nicht nur bei römischen Legionären so. Bei der Belagerung von Troja war es wahrscheinlich genauso gewesen. Unser gesamtes auguriales System mit seinen Omen und Weissagungen war ein einziger Versuch der Gerüchtekontrolle. Bevor wir militärisch aktiv werden, achten wir zunächst auf Omen, ob die Götter uns gewogen sind. Wenn die Zeichen günstig sind, fühlen sich alle besser. Wenn sie ungünstig sind, ziehen wir in der Regel trotzdem in den Kampf. Falls wir dann verlieren, können wir den General dafür verantwortlich machen, weil er die schlechten Vorzeichen nicht beachtet hat. Das mag einem seltsam erscheinen, aber es funktioniert.
    »Hat sich Vinius' Verhalten in den letzten Monaten spürbar verändert?« fragte ich und beobachtete in ihren Mienen, wie die Männer mit dieser ungewohnten Vorstellung zu ringen hatten.
    »Vor ein paar Wochen hat er etwas Merkwürdiges gesagt«, erinnerte sich der Optio schließlich. »Ich habe ihn darauf angesprochen, daß er im nächsten Jahr nach Paterculus' Pensionierung den Posten des Lagerpräfekten übernehmen könnte, wenn er nicht in eine andere Legion versetzt würde.
    Weißt du, was er gesagt hat?«
    »Was denn?« drängte ich freundlich nickend.
    »Er hat nur mit den Achseln gezuckt und gesagt:>Den kann meinetwegen jemand anders haben.<«
    »Das hat er gesagt?« frage ein Decurio ungläubig.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, fand ein anderer. »Ich meine, Erster Speer ist ein prima Posten, aber als Lagerpräfekt hat man die Chance, noch einmal groß abzuräumen und sich den Ruhestand zu versilbern. Was soll denn ein vierundzwanzigjähriges Soldatenleben, wenn man am Ende den glorreichen und einträglichen Endpunkt seiner militärischen Karriere ausschlägt?«
    »Damals dachte ich, er würde vielleicht darüber nachdenken, sich versetzen zu lassen«, sagte der Optio. »Crassus bietet jedem Centurio satte Prämien an, der ihm hilft, Legionen aufzustellen und auszubilden, die er für seinen Krieg gegen Parthien braucht.
    Aber darauf kann er sich eigentlich nicht bezogen haben. Caesar meint es garantiert ernst, wenn er von einem großen und langen Krieg gegen die Gallier spricht, und er hat ein fünfjähriges Imperium. Die einzige Art, sich aus dieser Legion versetzen zu lassen, ist die Reise mit dem Fährmann.«
    »Crassus' Agenten strecken bereits ihre Fühler aus?« fragte ich. »Der Senat hat dem Krieg gegen Parthien doch noch gar nicht zugestimmt.«
    »Vermutlich glaubt er, sich diese Zustimmung kaufen zu können«, sagte Vehilius. »Die Leute sagen, Crassus könne sich alles kaufen, auch seine eigenen Legionen.«
    Letzteres war in der Tat wahr. Crassus machte immer alles im großen Stil. Doch er sollte eigentlich Legionen für Caesar ausheben und nicht seine eigenen. Darüber mußte ich nachdenken.
    Und das tat ich dann auch auf dem Rückweg zum Lager.
    Crassus war schon seit Jahren eifersüchtig auf Pompeius' militärischen Ruhm, und Ruhm galt viel in der römischen Politik. In all den Jahren, in denen Pompeius einen Feind nach dem anderen unterworfen hatte, war Crassus' einzige militärische Leistung der Sieg über Spartacus, der mittlerweile zwanzig Jahre zurücklag. Zugegeben, Spartacus war gefährlicher gewesen als all die anderen Feinde zusammen genommen, doch ein Sieg über Sklaven brachte herzlich wenig Ruhm, und selbst in diesem Kampf hatte sich Pompeius an sein übliches Muster gehalten und war im letzten Moment hinzugeeilt, um die Überreste der bereits geschlagenen Sklavenarmee niederzumachen und sich anschließend als Triumphator des gesamten Krieges feiern zu lassen.
    Kein Wunder, daß Crassus vernarrt war in die Aussicht auf einen Krieg gegen Parthien. Die Parther waren damals der einzige ernst zu nehmende Feind an unseren

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